Hund wartet im kühlen Auto – Passantin droht direkt mit Polizei
In heissen Autos droht zurückgelassenen Hunden der Hitzetod. Aufmerksame Passanten können aber auch etwas zu hitzig reagieren, sitzt ein Hund alleine im Auto.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Tiersitterin liess ihren Hund kurz im gekühlten Auto zurück.
- Eine Passantin fing sie ab und drohte mit der Polizei.
- «Es gibt vermehrt Leute, die übertrieben reagieren», heisst es bei einem Hundeverein.
Das Auto kann für Hunde zur tödlichen Hitzefalle werden. Die Schweizer Polizeien warnen deshalb im Sommer regelmässig davor, den Hund im Auto zurückzulassen. Bereits im Frühsommer kann sich ein Auto in eine Hitzehölle von 50 Grad verwandeln, steht es an der Sonne.
Verstärktes Hecheln, unübliches Herumspringen im Fahrzeug, lautes Jaulen oder Winseln sind Alarmzeichen.
Sofortiges Handeln ist aber auch nötig, wenn das Tier matt, apathisch oder bewusstlos ist. Die Polizei ruft Passanten auf, sie sofort zu alarmieren, ist Frauchen oder Herrchen unauffindbar.
Die Alarmbereitschaft führt bei manchen Passantinnen und Passanten auch zu übertriebenen Reaktionen. In einem Fall, der Nau.ch bekannt ist, bekam dies ausgerechnet eine umsichtige Zürcher Haustiersitterin und Hündelerin zu spüren.
Passantin macht Szene
An einem Morgen Mitte Juli parkiert sie ihr Auto vor einem Haus an der Zürcher Goldküste. Dort versorgt sie die Haustiere einer Kundin, die in den Ferien ist.
Das Auto hat sie wie immer im Schatten parkiert, da sie auch ihren Labrador dabei hat. Die Aussentemperatur beträgt knapp 20 Grad, das Auto ist heruntergekühlt.
Als sie keine zehn Minuten später zu Auto und Hund zurückkehrt, macht ihr eine Passantin eine Szene. Diese drohte ihr mit der Polizei, sollte sie den Hund am nächsten Morgen «nochmals alleine im Auto» entdecken.
Die Petsitterin erklärt ihr vergeblich, das Auto extra heruntergekühlt und in den Schatten gestellt zu haben. Auch beruhigt sie nicht, zu erfahren, dass die Hundehalterin alle zehn Minuten nach ihrem Vierbeiner sieht.
Zettel soll helfen
Der Zürcher Sektion der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) sind ähnliche Vorfälle bekannt. «Es gibt vermehrt Leute, die übertrieben reagieren, wenn sie einen Hund alleine in einem parkierten Auto erblicken.» Dies sagt Désirée Hofer, Vizepräsidentin der SKG Zürich.
Hofer hält die Wachsamkeit der Passantinnen und Passanten zwar für positiv. «Aber oft schauen sie sich den Hund gar nicht richtig an.»
Hechle er zum Beispiel nicht stark, sei möglich, dass das Auto klimatisiert sei. «Die Besitzer abzufangen und mit der Polizei zu drohen, ist unangebracht.»
Gleichzeitig stellt Hofer klar, dass Passanten bei einer Notlage selbstverständlich sofort reagieren und Hilfe holen müssten. «Bei starker Überhitzung oder Anzeichen von Schwäche.»
Jeanine Däppen, Präsidentin der SKG Zürich, hat einen Tipp, um solche Konfliktsituationen zu verhindern. «Die Hundehalter können auf einem Zettel im Auto darüber informieren, dass ihr Auto klimatisiert ist.»
Für den Notfall rät sie, die Telefonnummer zu hinterlassen. So sei auch unwahrscheinlich, dass ein besorgter Passant die Scheibe einschlage, um den Hund zu retten.
Mehr Meldungen als Verzeigungen
Die Kantonspolizei Zürich führt keine Statistik zu Widerhandlungen gegen das Tierschutzgesetz.
Die Kantonspolizei Basel-Stadt registriert im laufenden Jahr 17 Meldungen zu Hunden in Fahrzeugen. «Lediglich in einem Fall kam es zu einer Verzeigung», sagt Rooven Brucker. Er ist Mediensprecher des Justiz- und Sicherheitsdepartements des Kantons Basel-Stadt
Die Polizei führt keine detaillierte Statistik über längere Zeiträume, die belastbare Aussagen zur Entwicklung erlauben würde. Brucker: «Subjektiv stellen wir jedoch fest, dass die Fälle, in denen ein Herausholen des Tieres erforderlich ist, tendenziell abnehmen.»
Laut Bruckner ist die Bevölkerung für die Gefahren überhitzter Autos stark sensibilisiert. Deshalb komme es nur noch selten zu Verstössen.
Möglicherweise trage auch der technische Fortschritt dazu bei. Moderne Fahrzeuge verfügen zunehmend über Systeme, mit denen sich das Fahrzeug auch bei Abwesenheit des Fahrers kühlen lässt.
«Tödliche Falle» für Hund auch im Schatten
Die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) verzeichnet 84 gemeldete Straffälle von Hunden in überhitzten Fahrzeugen. Dies für den Zeitraum 2020 bis 2022. Die Zahl der gemeldeten Strafverfahren bewegt sich jährlich konstant zwischen 20 und 30 Fällen.
Bianca Körner, rechtswissenschaftliche Mitarbeiterin bei TIR, rät davon ab, den Hund im Auto zurückzulassen. Das ganze Jahr über liessen Halter Hunde länger in Parkhäusern oder an der prallen Sonne zurück, sagt sie. Oft seien die Autos schlecht durchlüftet und die Hunde hätten keine Trinkmöglichkeit.
Bereits bei 20 Grad Celsius Aussentemperatur könne das Thermometer im Wageninnern schnell einmal auf über 50 Grad ansteigen. Auch das Parkieren im Schatten kann laut Körner zur tödlichen Falle werden. «Da die Sonne und somit auch der Schatten schnell wandern.»
«Luftzufuhr ist zu gering»
Auch einen Spalt breit geöffnetes Fenster schützt den Vierbeiner laut Körner nicht vor dem Hitzetod.
«Der Kühleffekt und die Luftzufuhr ist zu gering und hindert das Tier am notwendigen Wärmeaustausch durch Hecheln und Verdunstung.» Dies verursache Stress, der bis zum Hitzetod infolge Kreislaufzusammenbruchs führen könne, warnt sie.