Schweizer Schüler werden im Deutsch immer schlechter
Die Schweizer Schüler werden in den Kompetenzbereichen des Fachs Deutsch immer schlechter. Das zeigen die Ergebnisse diverser Leistungstests.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Deutsch-Leistungen der Schweizer Schülerinnen und Schüler werden immer schlechter.
- Der Trend hat keine migrationsbedingten Gründe, er betrifft auch Deutschsprachige.
- Betroffen sind die Kompetenzbereiche Lesen, Schreiben und «Sprache im Fokus».
Immer mehr Schweizer Schulkinder haben Mühe mit der deutschen Sprache – besonders beim Lesen, Schreiben und Textverständnis.
Eine Untersuchung des «Tagesanzeiger» zeigt: Rund ein Viertel der Schweizer Jugendlichen liegt gemäss der Pisa-Studie unterhalb des von der «OECD» definierten Kompetenzniveaus.
Besonders gravierend ist die Situation in der dritten und fünften Primarstufe, die zweite Sekundarstufe ist weniger stark betroffen.
Deutsch-Niveau «in allen Sparten im Sinkflug»
Andreas Aebi, ehemaliger Lehrer, erläuterte gegenüber der Zeitung, das Deutsch-Niveau sei «in allen Sparten, ausser vielleicht im Sprechen, im Sinkflug».
Jedes Jahr werden in den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn sogenannte Check-Tests durchgeführt. Damit kann unter anderem auch die Leistungsentwicklung nachgezeichnet werden.
Die Einsicht in die Ergebnisse, die «Tamedia» anforderte, zeigen von 2019 bis 2024 einen Leistungsabfall in mehreren Schulstufen.
Der besorgniserregende Trend zeigt eine Abwärtsspirale in den Kompetenzbereichen Lesen, Schreiben und «Sprache im Fokus». Über die Zeit gerechnet, kommt dabei ein Punkteverlust von rund 30 Punkten zustande.
Konkret bedeutet das, dass die Schüler von 2024 gegenüber jenen von 2019 im Schnitt zwei Drittel eines Semesters verloren haben. Im Test «Sprache im Fokus» ging innerhalb von fünf Jahren gar fast ein Semester verloren.
Weitere Tests zeigen schwachen Leistungstrend
Die Ergebnisse decken sich auch mit der internationalen «Pisa-Studie». Der Anteil leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler hat sich zwischen 2015 und 2022 von 20 auf 25 Prozent erhöht.

In Bezug auf den sogenannten «Stellwerk-Leistungstest», wurden im Kanton Luzern rund 250 Ausbildner zu den Leistungen befragt. Gemäss «Tagesanzeiger» meinten 51 Prozent, das Niveau sei «eher schlechter», 15 Prozent halten es für «viel schlechter».
Leistungsrückgang auch bei Deutsch-Muttersprachlern
Die Ursachen liegen dabei nicht allein in migrationsbedingter Vielfalt. Im Vergleich mit den Deutsch-Muttersprachlern ist der Leistungsrückgang ähnlich.
«Wir haben heute besser qualifizierte Migranten. Es sind vor allem die einheimischen Schüler, die in den letzten zwanzig Jahren schlechter geworden sind.» Das sagte Stefan Wolter, Professor für Bildungsökonomie von der Uni Bern, kürzlich gegenüber der «NZZ».
Auch die soziale Benachteiligung sei Grund für den Leistungsabfall. Andreas Aebi sagt gegenüber dem «Tagesanzeiger», dass die Entwicklungen inzwischen deutlich spürbar sind.
Die Veränderungen könnten auch in der Sekundarschule nicht mehr aufgeholt werden, man sei als Gesellschaft «wirklich am Schwimmen».