Schweizer Schüler können immer schlechter Deutsch
Tests aus den letzten Jahren zeigen, dass die Schülerinnen und Schüler in der Schweiz immer mehr Mühe im Deutsch-Unterricht haben.

Das Wichtigste in Kürze
- Von 2019 bis 2024 wurden in einigen Kantonen Check-Tests durchgeführt.
- Es zeigt sich, dass das Deutsch-Niveau in den Schweizer Schulen gesunken ist.
- Ein Grund zur Panik sei das jedoch nicht, meint ein Experte.
In mehreren Deutschschweizer Kantonen zeigt sich ein klarer Abwärtstrend bei den Deutschleistungen von Kindern und Jugendlichen. Lesen, Schreiben und Grammatik bereiten den Schülerinnen und Schüler auf Primar- und Sekundarstufe immer mehr Mühe.
Von 2019 bis 2024 wurden Check-Tests in den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Solothurn und Aargau durchgeführt. Der «Tages-Anzeiger» hat nun die Daten ausgewertet.
50'000 Schülerinnen und Schüler absolvieren Check-Tests
Jährlich nehmen demnach 50'000 Schülerinnen und Schüler daran teil. Das Fazit: In der Primarschule sei fast ein Semester verloren gegangen!
Besonders stark zeigt sich der Rückgang im Bereich «Sprache im Fokus», also bei Grammatik und Rechtschreibung. Auch in der Sekundarstufe gibt es deutliche Verluste.
Die Ergebnisse decken sich mit der internationalen Pisa-Studie. Demnach ist der Anteil leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler schweizweit zwischen 2015 und 2022 von 20 auf 25 Prozent gestiegen.
Auch Muttersprachler schneiden schlechter ab
Professor Urs Moser vom Institut für Bildungsevaluation warnt gegenüber der Zeitung vor einer anhaltenden Verschlechterung. Es bestehe aber noch kein Grund zur Panik.
Die Ursachen sind umstritten. Der steigende Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund erklärt den Trend nicht vollständig, da auch Muttersprachler schlechter abschneiden. Besonders stark betroffen sind sozial benachteiligte Kinder.

Pisa-Expertin Andrea Erzinger spricht gegenüber dem «Tages-Anzeiger» von einem «Scheren-Effekt» zwischen privilegierten und benachteiligten Schülerinnen und Schülern.
Lehrerinnen und Lehrer spüren die Folgen längst im Alltag. Sie berichten von einem ärmeren Wortschatz und davon, dass der Zugang zu Literatur immer schwerer falle. «Wir können das in der Sekundarschule kaum mehr aufholen», sagt der ehemalige Emmentaler Lehrer Andreas Aebi.
Im Kanton Zürich starten die Schülerinnen und Schüler am Montag ins neue Schuljahr. In vielen Kantonen wie Aargau, Basel-Stadt, Bern, Graubünden und Thurgau hat die Schule bereits diesen Montag begonnen.
Soll Schulstart wegen Hitze verschoben werden?
Wegen des Schulstarts mitten in der Hitzewelle wurde eine Debatte um längere Sommerferien entfacht.
Offen für mehr unterrichtsfreie Zeit in der ärgsten Hitze zeigt sich auch die oberste Lehrerin.

Die Sommerferien fielen nicht immer genau in die Hitzeperiode, sagte Dagmar Rösler zu Nau.ch. Sie hält es daher für schwierig bis unmöglich, diese genau in die Hitzeperiode legen zu können.
«Aber darüber nachdenken schadet nicht», sagt die Präsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH).