In der Schweiz sinkt die Geburtenrate. Ein Experte vermutet, dass neben Inflation und Krisen auch die Wohnungsnot einen Einfluss hat.
Wohungsnot
Seit dem Babyboom wegen Corona geht die Geburtenrate in der Schweiz stark zurück. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizerinnen und Schweizer haben immer weniger Kinder.
  • Die Wohnungsnot könnte laut einem Experten einen Einfluss darauf haben.
  • Viele Paare wollen vor der Geburt eine für Nachwuchs geeignete Wohnung haben.
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Während der Corona-Pandemie gab es in der Schweiz einen Babyboom. Seither aber sinken die Geburten wieder und scheinen sich nicht zu erholen. Woran könnte das liegen?

Das Bundesamt für Statistik war vom Babyboom neun Monate nach dem Lockdown vor fast vier Jahren überrascht. Die Statistik zeigt, dass nur selten das erste Kind eines Paares dann zur Welt gekommen ist. Laut der «Aargauer Zeitung» lässt sich dies mit Studien erklären: So zeigen diese auf, dass beim zweiten, dritten oder vierten Kind meist der gewünschte Altersunterschied ausschlaggebend ist für den Zeitpunkt.

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Freie Wohnungen in der Schweiz sind rar und teuer – keine guten Voraussetzungen für die Familienplanung. - keystone

Beim ersten Kind legen Eltern oftmals mehrere Kriterien fest, die vor der Geburt erfüllt sein müssen. Beispielsweise eine abgeschlossene Ausbildung oder eine geeignete Wohnung. Und eine geeignete Wohnung zu finden, ist im Moment sehr schwierig. Philippe Wanner von der Universität Genf sieht deshalb in der Wohnungsnot einen möglichen Grund für die tiefe Geburtenrate.

Dafür sprechen auch die Zahlen aus Basel-Stadt und Zürich, wo Wohnungen sehr knapp sind: Die Geburten sind hier im Jahr 2022 um 13, respektive 11 Prozent und damit schweizweit besonders stark zurückgegangen. Gegen Wanners These sprechen aber Genf (Rückgang von 3 Prozent) und die ländlichen Appenzellerland (-14%), Jura (-17%) und Uri (-24%).

Eine andere Erklärung sieht Wanner in den aktuellen Umständen: Die Lebenskosten stiegen, die Krankenkassen würden teurer und die politische Lage sei unsicher. «Es gibt eine ganze Serie negativer Faktoren, die verunsichern.»

Schock des Ukraine-Kriegs traf Schweizer schwer

Damit lässt sich auch erklären, weshalb der Geburtenknick in anderen Ländern wie Portugal, Spanien und Italien geringer ist. Dort gingen die Geburten Ende 2020 zurück, haben sich mittlerweile aber wieder erholt. «In diesen Ländern ist die wirtschaftliche Lage schon lange schlecht», erklärt Wanner. «In der Schweiz hatten wir es währenddessen paradiesisch.»

Haben Sie Kinder?

Er geht deshalb davon aus, dass der Schock mit dem Ukraine-Krieg die Schweizer schwerer getroffen habe. In den anderen Ländern habe er wohl weniger Spuren hinterlassen.

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