Wegen hoher Mieten müssen immer mehr Schweizer in WGs leben. Für weit über die Hälfte der Haushalte ist Wohneigentum zu teuer.
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Die WG wird aufgrund der hohen Baupreise und der Wohnungsknappheit in der Schweiz immer beliebter. - pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Im letzten Jahr wurden 29'000 neue WGs gebildet.
  • Diese Wohnform boomt wegen hoher Mieten, die Leute werden dazu gezwungen.
  • Weil wenig gebaut wird, dürften die inserierten Mieten im nächsten Jahr gar ansteigen.
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Die Aussichten in der Schweizer Bauwirtschaft sind laut einer Studie weiterhin trübe. Wegen hoher Baupreise wird weniger gebaut. Das Angebot an Wohnungen in der Schweiz bleibt damit sehr knapp.

Also müssen sich die Menschen anpassen. So seien Leute hierzulande aktuell eher bereit, in Wohngemeinschaften zu wohnen. Dies schreibt die Immobilienberatungsfirma Wüest Partner am Donnerstag in der Herbstausgabe ihres «Immo-Monitoring».

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WGs boomen in der Schweiz. - pexels

Konkret habe die Anzahl neu gebildeter Haushalte mit mindestens drei Personen letztes Jahr um 29'000 zugenommen. Dies ist der stärkste Anstieg seit 2016. Laut der Studie sehen sich viele Menschen durch das knappe Wohnungsangebot sowie die steigenden Mieten zum WG-Leben «gezwungen».

Und die Preise dürften auch weiterhin zulegen: So erwartet Wüest Partner bei den inserierten Mietpreisen 2024 einen Anstieg von 3,8 Prozent.

Kauf von Immobilien ebenfalls teurer

Teurer geworden ist auch der Kauf von Immobilien: Für 58 Prozent der Schweizer Haushalte mit zwei erwerbstätigen Personen sei eine Eigentumswohnung nicht bezahlbar. Einfamilienhäuser seien sogar für 78 Prozent zu teuer.

Durch das knappe Angebot seien die Kaufpreise im zweiten Quartal 2023 weiter gestiegen. Eigentumswohnungen sind 3,4 Prozent und Einfamilienhäuser 1,2 Prozent teurer als in der Vorjahresperiode.

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Bezahlbare Wohnungen sind in der Schweiz zu einer Seltenheit geworden. - keystone

Die Lage variiere aber regional: In der West- und der Südschweiz ist Wohneigentum beispielsweise erschwinglicher, wie die Experten schreiben.

Dank der gestiegenen Zinsen schwächt sich der Anstieg gemäss Wüest Partner allerdings ab. So sollen die Kaufpreise 2024 nur noch leicht anziehen: bei Eigentumswohnungen um 1,2 Prozent und bei Einfamilienhäusern um 0,3 Prozent, so die Prognose.

Nicht nur bei privaten Objekten, sondern auch bei gewerblich genutzten Flächen zeigt sich die Knappheit. Im zweiten Quartal 2023 habe das Angebot im Vorjahresvergleich um 2,8 Prozent abgenommen. Demnach steigen wiederum die Mietpreise.

Trend hält auch in 2024 an

Dieser Trend dürfte laut Wüest Partner auch im Jahr 2024 anhalten, mit einem leichten Anstieg von Büromieten von 0,2 Prozent. Mittel- und langfristig dürfte die Nachfrage nach Büroräumen jedoch gemäss der Vorhersage durch Trends wie Homeoffice, Desksharing und Coworking nachlassen.

Durch die abnehmende Kaufkraft der Bevölkerung wegen der Inflation dürften zudem Verkaufsflächen im Detail- und Onlinehandel weniger rentabel werden. Daher gehen die Studienautoren im nächsten Jahr von einem Mietpreisrückgang solcher Gewerbeflächen um 1,4 Prozent aus.

Wie wohnen Sie?

Es bräuchte also mehr Bautätigkeit. Trotz der starken Nachfrage scheint der Studie zufolge aber keine Kehrtwende in Sicht. Denn die Baupreise würden weiter steigen: 2024 dürften diese gemäss Wüest Partner um 1,5 Prozent zulegen.

Weil sich Investitionen damit noch weniger rentieren, dürften die Neubauaktivitäten um 0,8 Prozent zurückgehen, so die Studie. Und dies obwohl die Bevölkerung wächst.

Die Zahl der neubaubewilligten Mietwohnungen im zweiten Quartal 2023 lag um 9,5 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. «Die Hochbauinvestitionen könnten damit 2024, real betrachtet, unter das Niveau von 2013 zu liegen kommen», hiess es.

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