Die Schweizer Armee setzt auf Schweizer Produkte – so zumindest der Grundsatz. Die Realität sieht anders aus.
Schweizer Armee Essen
Die Schweizer Armee hat mehr als eine Million Franken in ausländischen Fertigfood investiert. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Schweizer Militär gibt es Fertigmahlzeiten aus Deutschland.
  • Begründet wird dies damit, dass es sich um die wirtschaftlich günstigste Lösung handle.
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In der Schweizer Armee werden Fertigmahlzeiten verteilt, die aus Deutschland stammen. Darauf deutet ein Foto hin, das S. Pulver*, der sich zu diesem Zeitpunkt im Wiederholungskurs (WK) befand, auf der Internetplattform Reddit teilte.

«Wir erhalten diesen Fertigfood jeweils am Anfang einer Übung», sagt er gegenüber Nau.ch.

So weit, so gut.

Doch stellt die Schweizer Armee unter der Erläuterung ihres Mottos «Ohne Mampf kein Kampf» klar: «Die Truppe verpflegt grundsätzlich Schweizer Erzeugnisse und berücksichtigt beim Einkauf die regionale und saisonale Produktion.»

Schweizer Armee Essen
Dieses Essen – hergestellt in Deutschland – gibt's im Schweizer Militär. - Reddit

Wie also gelangen deutsche Fertigmahlzeiten zu den Schweizer Truppen? Laut Pulver ist dies nämlich kein Einzelfall: «Während des WKs erhielt ich vielleicht fünf solcher Mahlzeiten.» Acht Franken würden die Mahlzeiten kosten.

Nau.ch geht der Sache auf den Grund und schreibt den Hersteller an, die Katadyn Produkte AG.

Katadyn Fertigmahlzeiten Armee Schweiz
Einige der Produkte der Katadyn Group Switzerland mit den Preisen (in Euro) für den Einzelverkauf. - Screenshot katadyngroup.com

Auf Anfrage teilt der Hauptfirmensitz in Deutschland – dort eine GmbH – mit: Nach Rücksprache mit der Auftraggeberin Armasuisse würde sich diese in Kürze selbst melden.

Das Bundesamt für Rüstung Armasuisse ist für den Bereich Beschaffung zuständig. Dabei strebt auch sie «eine angemessene (...) Beteiligung der Schweizer Industrie an», wie es auf der Webseite heisst.

Das zuständige Departement für Verteidigung VBS erklärt auf Anfrage: Anlässlich der letzten Ausschreibung für Fertigmahlzeiten 2020 hätten vier Firmen teilgenommen. «Den Zuschlag hat ein Unternehmen erhalten, welches zu einer Schweizer Unternehmensgruppe gehört. Mit Sitz in der Schweiz».

«Schweizer» Unternehmen beliefert Armee mit Fertigmahlzeiten

Die Katadyn Produkte AG ist tatsächlich ein Schweizer Unternehmen. Doch handelt es sich um einen Ableger der Katadyn Deutschland GmbH. Dementsprechend wird das Essen auch dort hergestellt.

Von «Schweizer Erzeugnis» kann also nicht die Rede sein. Immerhin hält das VBS fest, dass der Einkaufspreis deutlich unter dem «Ladenpreis» liege.

Essen in Metallbehälter
«Regional und saisonal» wird im Schweizer Militär grossgeschrieben.
Soldaten am Esstisch
Das ist aber nicht immer der Fall.
Soldat beim Essen
So wird auch deutscher Fertigfood serviert.

Dass der Preis eine Rolle spielt, bestätigt ein Blick ins Register des Informationssystems über das öffentliche Beschaffungswesen in der Schweiz.

Als Begründung für die Zuschlagsvergabe wird dort aufgeführt, dass es sich um das «wirtschaftlich günstigste Angebot» gehandelt habe.

Mögen Sie Fertigmahlzeiten?

Es scheint so, als ob das Motto «ohne Mampf kein Kampf» dem Preiskampf zum Opfer gefallen ist. Ein Preismampf sozusagen.

Dies ist aber nicht der Armasuisse anzulasten. Diese hielt sich schlicht strikt an die Vorgaben des Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen. Soll in der Armee künftig konsequenter Schweizer Essen auf dem Teller landen, ist also die Politik gefragt.

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