Neben Spitzensportlern kann neu auch ein eSportler während des Dienstes in der Schweizer Armee seinem Training nachkommen. Ein Präzedenzfall?
Schweizer Armee eSports
Die Schweizer Armee geht einen Schritt auf den eSports zu. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Schweizer Rekrut darf während der RS mit seinem eSports-Team trainieren.
  • Der League-of-Legends-Spieler musste dafür offenbar seinen Computer in die Kaserne zügeln.
  • Laut einer Sprecherin absolviert der Angehörige der Armee die Informatikschule 61.

Dass Athleten und Athletinnen während ihres Dienstes für die Schweizer Armee eine Sonderbehandlung geniessen, ist nichts Neues. Spitzensport-RS, Spitzensport-WK und Zeitmilitär-Spitzensportler-Stellen sind drei Fördergefässe, die in Zusammenarbeit mit dem Baspo zur Verfügung gestellt werden.

Doch nun ist ein Rekrut mit einem anderen Anliegen auf offene Ohren gestossen: Ein semiprofessioneller eSportler darf dank eines bewilligten Gesuchs während der RS zweimal in der Woche trainieren. Der League-of-Legends-Spieler kämpft unter anderem in der Swisscom Hero League mit seinem Team um den Titel.

Wie Delphine Allemand, Sprecherin des VBS, auf Anfrage mitteilt, absolviert der Angehörige der Armee die RS in der Informatikschule 61. Laut den Angaben bewilligte der Kompaniekommandant in Absprache mit dem Schulkommandanten das Gesuch.

Aufopferung des Ausganges war Grundvoraussetzung

Von einer Vernachlässigung des Dienstes könne aber keineswegs gesprochen werden: «Der Rekrut trainiert während der Ausgänge, er verpasst also durch das keine Ausbildungsinhalte.» Die Aufopferung des Ausganges war Grundvoraussetzung für die Bewilligung, so Allemand.

Für die kommenden Spieltage – jeweils dienstags – wird laut Angaben des Rekruts noch eine Lösung gesucht. Sogenannte Jokertage könnten hier zum Zuge kommen.

Die Trainings scheinen in den Räumlichkeiten einer Kaserne stattzufinden. Computer und Gerätschaft müssen aber selbst mitgebracht werden.

Kommandanten urteilen über eSports-Gesuch

Auch weitere Gamer haben laut Allemand die Chance, während des Dienstes an ihren Fähigkeiten zu schleifen: «eSportler in den RS können aufgrund ihrer militärischen Leistungen und in Absprache mit dem militärischen Vorgesetzten Trainingszeiten beantragen. Die Genehmigung liegt im Ermessen der jeweiligen Kommandanten.»

Von einem Präzedenzfall zu sprechen wäre gemäss Armee aber vermessen. «Grundsätzlich gilt: Wer gute Leistungen in der RS erbringt, kann auf die wohlwollende Prüfung eines Gesuchs zählen, wenn es der Dienstbetrieb erlaubt.»

In diesem Fall habe der Rekrut sein Anliegen ausführlich präsentiert, welche die Aktivitäten bestätigten.

Schweizer Armee hält eSportler-RS für nicht gerechtfertigt

Von einer generellen eSportler-RS will die Armee aber noch nichts wissen: «Auf der einen Seite fehlen die Ausbildungskompetenzen. Auf der anderen Seite fehlen die sportlichen Grundlagen – beispielsweise die Anerkennung von Swiss Olympic – damit eine Bildung einer solchen RS gerechtfertigt wäre», erklärt Allemand.

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