Durch Billigmode bleibt für die Secondhand-Kleidung ein kleinerer Anteil des Marktes. Zugleich nehme die Qualität der Kleidung stetig ab.
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Die Stiftung Ortsmuseum nimmt die Neugestaltung der Dauerausstellung in Angriff. Das erarbeitete Konzept setzt den Schwerpunkt im Bereich der Textilindustrie. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Texaid wünscht sich von Verbrauchern einen bewussteren Konsum von Kleidung.
  • Zudem habe die Recycling-Brache mit illegal aufgestellten Sammel-Containern zu kämpfen.

Der Trend zur schnellen und billigen Mode stellt die Branche für das Recycling von Alttextilien vor erhebliche Probleme. Durch den Fast-Fashion-Trend stiegen die «weltweiten Produktions- und Verkaufsmengen von Kleidung immens» an und damit auch die aussortierten Textilien, sagte Martin Böschen, Chef der Verwertungsfirma Texaid, der Nachrichtenagentur AFP. Zugleich nehme die Qualität der Kleidung stetig ab.

«Dementsprechend sinkt der Anteil von Secondhand-Kleidung, durch deren Verkauf das bisherige Recycling-System finanziert wird», sagte Böschen. «Angesichts dieser Herausforderungen steigen Aufwand und Kosten für die professionelle Sammlung, Sortierung sowie Verwertung der Alttextilien.» Texaid hat seinen Hauptsitz in der Schweiz und arbeitet dort mit dem Roten Kreuz zusammen, ausserdem gibt es Niederlassungen unter anderem in Deutschland, Bulgarien und Marokko.

«Neue Modelle» für das Recycling

Zusätzliche Probleme gebe es beim weltweiten Vertrieb von Secondhand-Textilien, etwa durch Importverbote einzelner Staaten, erläuterte Böschen. Nötig seien deshalb «neue Modelle» für das Recycling von Alttextilien, die vor allem die gestiegenen Mengen berücksichtigten. Produzenten und auch Konsumenten müssten dabei in die Pflicht genommen werden. Abgegebene Textilien, die nicht mehr getragen werden können, werden häufig zu Lappen weiterverarbeitet, oder die Textilfasern werden in der Industrie als Dämmmaterialien eingesetzt.

Wünschenswert sei auch ein bewussterer Konsum von Verbrauchern, sagte der Texaid-Chef, etwa der «Verzicht auf sehr günstige Fast-Fashion-Textilien und eine längere Tragedauer». So habe ein in Deutschland aussortiertes Kleidungsstück im Schnitt erst 40 Prozent seines «Lebens» hinter sich. Insgesamt sollte weniger eingekauft werden, nötig sei ein «nach dem tatsächlichen Bedarf orientierter Konsum».

«Illegal aufgestellten Sammel-Containern»

Bei der Sammlung von Textilien hätten Texaid und die gesamte Branche ausserdem mit «illegal aufgestellten Sammel-Containern zu kämpfen», sagte Böschen. Dabei erwarte die Branche auch Hilfe auf Ebene der Länder und Kommunen. Von der Bundespolitik wünscht sich Texaid Unterstützung bei der Forschung zu Alttextilien und eine bessere Kontrolle entlang der Wertschöpfungskette.

In Berlin findet am Mittwoch eine Fachtagung der Gemeinschaft für textile Zukunft (GftZ) statt, die Akteure der Branche zusammenführt, um über Herausforderungen für die Textilrecyclingbranche zu diskutieren. Erwartet werden neben Texaid auch Vertreter von Umweltministerien und aus der Wissenschaft.

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