SBB rudern bei Überwachungskameras zurück
Das Wichtigste in Kürze
- Laut der SBB ist bei den neuen Überwachungs-Plänen der Datenschutz gewährleistet.
- Der Konzern stellt zudem klar, dass keine Gesichtserkennung an Bahnhöfen eingesetzt werde.
Nach Kritik wegen des Datenschutzes an einem geplanten neuen Messsystem für Kundenströme an Bahnhöfen haben die SBB das Projekt verteidigt. Der Datenschutz werde gewährleistet, teilte das Bahnunternehmen am Mittwoch mit. Die SBB will laut der Mitteilung die Ausschreibung dazu präzisieren. Damit sollen Missverständnisse in den technisch formulierten Ausschreibungsunterlagen von Anfang Februar ausgeschlossen werden, hiess es.
Wie finden Sie die von den SBB geplante Videoüberwachung in Bahnhöfen?
Medien berichteten letzte Woche, die SBB wollten in 57 Bahnhöfen Videokameras mit Gesichtserfassung installieren, um das Kaufverhalten auszuwerten. Das Unternehmen präzisiert in der Mitteilung nun: «Es werden mit dem neuen Kundenfrequenzmesssystem keine Personendaten erfasst, und es wird auch keine Gesichtserkennung an Bahnhöfen eingesetzt».
Das Bahnunternehmen erklärte weiter, es wolle mit dem Projekt genauer wissen, wo Kunden durchlaufen, und wo sie sich aufhalten. Die anonymisierten Zähldaten könnten helfen, an richtigen Orten Take-away-Stände oder Restaurants zu errichten. Bei grossen Menschenmengen und Gefahr könne zudem der Sicherheitsdienst rascher aufgeboten werden.
Datenschützer warnen wegen SBB vor «überwachter Gesellschaft»
Ob es der SBB mit dieser Erklärung gelungen ist, die Kritiker zu verstummen ist fraglich. Datenschutz-Spezialistin Ursula Uttinger warnte letzte Woche gegenüber «SRF» vor der «Gefahr einer immer stärker überwachten Gesellschaft».
China sei mit dem Social Scoring ein abschreckendes Beispiel, dennoch gehe die Schweiz in diese Richtung. «Jede Kamera ist eine Kamera zu viel», so Uttinger, die an der Hochschule Luzern mit Spezialgebiet Datenschutz doziert.
Das Thema Daten müsse man immer wieder kritisch hinterfragen, mahnte die Expertin zudem. Alle Daten könnten für ein positives Ziel gebraucht oder für ein negatives missbraucht werden. Datenschutz-Expertin Uttinger: «Die Frage ist: Nutzen wir die Daten positiv oder negativ?»