Der Schriftsteller Thomas Hürlimann entführt uns mit seinem neuen Roman «Der Rote Diamant» in eine mysteriöse Welt.
Thomas Hürlimann.
Schriftsteller Thomas Hürlimann. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • «Der Rote Diamant» ist der vierte Roman vom Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann.
  • In seiner Geschichte geht es um einen mysteriösen Diamanten.
  • Der Schriftsteller bindet dabei seine eigenen Erfahrungen im Internat mit ein.

«Der Rote Diamant» ist der und bislang vierte Roman von Thomas Hürlimann. Dabei erinnert sich Thomas Hürlimann an seine eigenen Jahre im Internat. Stilistisch elegant bettet er die biografische Erfahrung in eine turbulente Abenteuergeschichte ein.

Das Stift Maria zum Schnee macht von aussen gesehen einen herrschaftlichen Eindruck. Seine Schwarze Madonna ist ein beliebter Pilgerort, den alljährlich auch die letzte Kaiserin der Habsburger mit ihrem vergreisten Hofstaat besucht. Das dazugehörige Internat geniesst einen ebenso exzellenten wie gefürchteten Ruf. So steht es im Roman.

An diesem Ort soll der elfjährige Arthur Goldau Mitte der 1960er-Jahre in Kutte und Sandalen seine Schul- und Jugendjahre verbringen. Innerhalb der Klostermauern gilt eine strenge Ordnung. Ist es das stumpfe Gleichmass der ewigen Tage, dass die Zöglinge auf krumme Gedanken bringt?

Mit «Der Rote Diamant» taucht Thomas Hürlimann ein in seine Zeit als Internatszögling in Einsiedeln. Seine literarische Kunst besteht seit jeher darin, dass er seinen biografischen Hintergrund in schillernden Fiktionen übersetzt. «Der Rote Diamant» folgt dieser Spur, indem Thomas Hürlimann das Alter Ego Arthur in eine abenteuerliche Geschichte verwickelt.

Handlung des Romans

Im Stift kursiert unter den Zöglingen das Gerücht, dass in seinen Katakomben ein roter Diamant versteckt sei. Der Diamant sei ein Relikt aus dem Kronschatz des letzten Habsburger Kaisers Karl I., der 1918 abdankte. Sie mutmassen, dass die Schwarze Madonna das Juwel beschütze.

Damit beginnt eine Schatzsuche, die sich in viele Richtungen verzweigt und tief in die Geschichte zurückführt. In seiner so gewitzt wie turbulent geschilderten Handlung geht es aber weniger um historische Wahrheit als um erzählerische Wahrhaftigkeit. Dabei erweist er sich als eleganter Stilist, der souverän zwischen biografischer Erinnerung und aufblitzender Apokalypse hindurchnavigiert.

Die strengen, zugleich lächerlichen Sitten im Internat spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Schwarze Madonna in der Gnadenkapelle. Diese soll der geistlichen Liturgie zufolge immer neu eingekleidet und bekrönt werden. Speziell um ihr Festkleid mit den Rosen ranken sich die Gerüchte.

Thomas Hürlimann und seine Motive

Nicht allein wegen solcher Motive erinnert der Roman unweigerlich an Umberto Ecos «Der Name der Rose». Auch «Der Rote Diamant» macht das Kloster zum Ort eines Mysteriums. Indem es sich um alte Traditionen und den Untergang einer Epoche dreht.

Jahrzehnte später sieht sich der Erzähler, der nunmehr zum Autor geworden ist, nochmals mit dessen Anziehungskraft konfrontiert. Das Stift ist inzwischen verlassen, verlottert und von Ratten bevölkert. Irgendwo in seinen Katakomben wird noch immer der Schatz vermutet.

Der gesuchte Diamant ist ein unzerstörbarer «Spiegel des Ewigen», Übermittler einer Gewissheit, die vor der «transzendentalen Obdachlosigkeit» schütze. Davon handelt dieser Roman, mag sein philosophischer Kern zuweilen auch durch die Abenteuergeschichte verdeckt werden. Der Niedergang des Klosters signalisiert dabei gleichermassen das Ende einer Epoche, jene des hörigen Glaubens. Er ermahnt dazu, dass wir zu unseren Werten Sorge tragen sollten.

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