Die eigene Familiengeschichte als Fundus für die Literatur
Thomas Hürlimanns Werk ist stark autobiografisch geprägt. Geboren wurde er 1950 in Zug als Sohn des späteren Bundesrats Hans Hürlimann; seine Mutter Marie-Theres Hürlimann-Duft stammte aus der St. Galler CVP-Dynastie Duft.

In Hürlimanns früher Erzählung «Die Tessinerin» (1981), mit der er auf Anhieb Aufsehen erregte, erzählt der Autor auf berührende Weise vom Tod seines Bruders.
Der Roman «Der grosse Kater» (1998) schildert in einer Mischung aus Politsatire und Familienepos einen Mann, der auf dem Weg nach oben die eigene Familie für seine politische Karriere missbraucht.
Und der Roman «Vierzig Rosen» (2006) setzt der Frau des Katers, Marie, einer geborenen Katz, ein Denkmal im Zeichen der Rose. Ihre weit verzweigte Familiengeschichte hat Hürlimann bereits in der Novelle «Fräulein Stark» (2001) vorgezeichnet. Als Mimi und Maman des Erzählers taucht sie auch in seinem jüngsten Roman «Der Rote Diamant» auf.
Alle diese Bücher verbindet, dass sie aus dem Fundus der eigenen Familiengeschichte schöpfen, die darin vorgefundenen Konstellationen und Anekdoten aber mit feinem Gespür für Diskretion literarisch maskieren. Man müsse «die Wahrheit lügen», hat Hürlimann einmal dazu bemerkt.
In diesem Sinn fügt sich «Der Rote Diamant» perfekt in sein Werk ein. Demnach überrascht es nicht, dass die bewunderte Maman bei der Rettung des roten Juwels eine zentrale Rolle spielt, während der Vater wie immer abwesend bleibt.