Im Berner Tierpark Dählhölzli sollen Vögel mit einem gentechntechnisch veränderten Impfstoff geimpft werden. Ein Experte hält dies für unbedenklich.
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Im Tierpark Dählhölzli in Bern haben die Veterinärbehörden bei einem verendeten Pelikan das Virus der Vogelgrippe H5N1 nachgewiesen. Zuvor war bereits ein Graureiher am Virus verstorben. (Archivbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In den letzten zwei Jahren hat die Vogelgrippe über 70 verschiedene Vogelspezies befallen.
  • Nun sollen Vögel mit einem gentechnisch veränderten Impfstoff geimpft werden.
  • Ein Experte hält das Risiko des Impfstoffes für gering.

Im Zoo Basel und im Berner Tierpark Dählhölzli sollen Vögel mit einem gentechnisch veränderten Impfstoff gegen die Vogelgrippe geimpft werden können. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat einen Freisetzungsversuch des Instituts für Virologie und Immunologie (IVI) bewilligt. Getestet wurde der Impfstoff bisher an Hühnern im Labor. Die Tests in den Zoos sollen nun zeigen, wie andere Vogelarten auf die Impfung reagieren.

«Die Vogelgrippe hat in den letzten zwei Jahren über 70 verschiedene Vogelspezies befallen», sagt Gert Zimmer, Vogelgrippe-Experte am bundeseigenen Institut für Virologie und Immunologie (IVI), der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Donnerstag auf Anfrage.

Mit seinem Team hat Zimmer in einem Labor in Mittelhäusern BE den neuen Impfstoff entwickelt und getestet.

Obwohl sich der Impfstoff bei den Hühnern in Mittelhäusern sehr wirksam zeigte, ist laut Zimmer unklar, wie andere Tiere darauf reagieren. «Es könnte zum Beispiel sein, dass der Impfstoff bei Flamingos wirkt, aber nicht bei Pelikanen», erklärte Zimmer.

Ähnlich wie Impfung gegen Ebola

Bei der neuen Vogelgrippe-Impfung handelt es sich um einen Vektorimpfstoff. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IVI haben dem harmlosen, vermehrungsunfähigen Virus der vesikulären Stomatitis (VSV) ein essentielles Gen entfernt und durch ein Gen des H5N1-Vogelgrippe-Virus ersetzt. Diese Vektorimpfstofftechnologie ist nicht neu. Ein solches gentechnisch verändertes Virus wurde bereits gegen Ebola entwickelt, und ist für den Gebrauch bei Menschen offiziell zugelassen.

Der Vektorimpfstoff kann nur auf bestimmten Helferzellen vermehrt werden. In den zu impfenden Vögeln wird dagegen kein infektiöses Virus gebildet. Sie tragen zwar genetische Bestandteile von H5N1 in sich, bilden aber in ihrem Körper keine infektiösen Viren. «Und selbst wenn sie nach der Impfung infiziert werden, geben sie keine Viren weiter», sagte Zimmer. «Das Risiko dieser Impfung ist also sehr gering.»

Millionen von Nutztieren mussten wegen Vogelgrippe getötet werden

Bisher sind in der Schweiz keine Impfstoffe gegen die Vogelgrippe zugelassen. Bei einem Ausbruch werden die Tiere in verseuchten Beständen gekeult, also vorsorglich getötet. Millionen von Nutztieren mussten in den letzten Jahren gekeult werden.

Grund für das Verbot ist, dass sich Tiere, die mit herkömmlichen Impfstoffen geimpft werden, nicht einfach durch Bluttests von infizierten Tieren unterscheiden lassen. «Befürchtet wird, dass Tiere durch eine Impfung zwar geschützt sind, das Virus aber trotzdem in sich tragen können. Die Vogelgrippe könnte sich so unbemerkt ausbreiten.» Länder, die gegen die Vogelgrippe impfen, würden dann nicht als seuchenfrei gelten und müssten entsprechende Handelsbeschränkungen befürchten.

Der grosse Vorteil des neu entwickelten Impfstoffs ist laut Zimmer, dass er eine Unterscheidung zwischen geimpften und infizierten Tieren ermöglicht. Auch in anderen Ländern werden derzeit Impfstoffe gegen die Vogelgrippe entwickelt, die basieren aber auf anderen Systemen.

Vorerst muss der Impfstoff den Vögeln mit einer Spritze verabreicht werden. Künftig will Zimmer aber untersuchen, ob sich der Impfstoff nicht auch durch Augentropfen verabreichen lassen könnte.

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