Riesige Fronten machen Strassen für Kinder lebensgefährlich

Simon Ulrich
Simon Ulrich

Bern,

Immer mehr Autos sind zu hoch, zu schwer und zu wuchtig. Besonders Fussgänger zahlen dafür einen hohen Preis – mitunter mit dem Leben.

axa suv
Je grösser das Auto, desto schlechter die Sicht: Besonders Kinder geraten ausser Sichtfeld. - pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Autos werden höher und gefährden Fussgänger, besonders Kinder.
  • T&E fordert EU-weite Begrenzung der Motorhaubenhöhe auf 85 cm.
  • In der Schweiz liegt der SUV-Anteil bei Neuwagen bei 56 Prozent.

Immer mehr Autos in der Schweiz und der EU sind grösser, schwerer und haben höhere Motorhauben. Das gefährdet laut dem Europäischen Verband für Verkehr und Umwelt (T&E) die Sicherheit von Fussgängern und Velofahrern. Darüber berichtet der «Tagesanzeiger».

Seit 2010 ist die durchschnittliche Frontpartie jährlich um 0,5 Zentimeter gewachsen und lag 2024 bei 83,4 Zentimetern. Die Hälfte aller Neuwagen hat laut T&E eine Front von über 85 Zentimetern, manche Modelle überschreiten sogar die Ein-Meter-Marke.

Erhöhte Fronten erhöhen das Todesrisiko deutlich

Besonders Kinder und kleinere Menschen seien dadurch gefährdet, da sie aus dem Sichtfeld der Autofahrenden verschwinden. Bei Unfällen treffen SUV-Fronten laut T&E zudem oft direkt lebenswichtige Organe – was das Risiko tödlicher Verletzungen deutlich erhöht.

Ein Beispiel aus Belgien zeigt: Eine Erhöhung der Motorhaube von 80 auf 90 Zentimeter steigert das Todesrisiko für Fussgänger um über 25 Prozent.

T&E fordert daher eine EU-weite Begrenzung der Motorhaubenhöhe auf 85 Zentimeter ab 2035.

In der Schweiz gibt es keine einheitliche Erfassung der Frontdaten. Aufgrund des weltweit höchsten SUV-Anteils bei Neuzulassungen – rund 56 Prozent – dürfte die Situation hierzulande sogar noch kritischer sein.

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) erkennt im SUV-Boom ein Risiko für den Langsamverkehr. Auch die Axa-Versicherung bestätigt: SUV verursachen mehr Haftpflichtschäden als andere Autos – trotz moderner Assistenzsysteme.

Politischer Druck steigt nach tragischem Unfall in Stetten

2023 war mit 250 Todesfällen das unfallreichste Jahr seit 2015. Im April starb ein Zweijähriger, der in Stetten von einem Porsche-SUV erfasst wurde.

Linke Verkehrspolitikerinnen wie Marionna Schlatter (Grüne, Zürich) und Brenda Tuosto (SP, Waadt) fordern nun Antworten von Verkehrsminister Albert Rösti (SVP).

Fährst du einen SUV?

Schlatter will wissen, ob der Bundesrat eine gesetzliche Höhenbegrenzung prüft. Tuosto verlangt detaillierte Unfallstatistiken und Zahlen zu Fahrzeugen mit Fronten über 85 Zentimeter.

Das Bundesamt für Strassen (Astra) antwortete auf entsprechende Medienanfragen nicht, da zuerst die politischen Vorstösse behandelt werden müssten.

Kommentare

User #3709 (nicht angemeldet)

Es ist physikalisch klar! Bei einem Zusammenstoss zwischen einem 30 Kg-Kind und einem 2-Tonnen SUV wird die ganze Aufprallenergie vom Kinde aufgenommen das SUV bleibt unbeschädigt! Die Folgen für das Kind sind klar!

User #4145 (nicht angemeldet)

Wie wäre es, wenn einfach alles verbieten wird? Fragt Kim, der hilft bei der Umsetzung.

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