Die Reproduktionszahl der Corona-Infektionen stieg erneut an. Im Schnitt infiziert ein Infizierter derzeit 0,92 Personen – in einigen Kantonen sogar mehr als 1.
Corona Schweiz
Experten befürchten, dass die nächste Corona-Welle bereits hinter der nächsten Ecke lauern könnte. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Reproduktionszahl der Corona-Infektionen steigt schweizweit wieder leicht an.
  • Weil über die Festtage weniger getestet wurde, ergibt sich nur ein ungenaues Bild.
  • Laut Experten könnte die Zahl in der Realität darum höher ausfallen.

Die Reproduktionszahl gibt an, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt. In der Schweiz ist diese Zahl vor Weihnachten leicht angestiegen. Sie lag bei der letzten möglichen Schätzung für den 22. Dezember bei 0,92.

Nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) vom Neujahrstag war der R-Wert am 5. Dezember unter 1 gesunken.

Reproduktionszahl steigt erneut an

Am 30. Dezember hatte das BAG unter Berufung auf die Berechnungen der ETH für den 20. Dezember einen R-Wert von 0,75 vermeldet, einen Tag später einen Wert von 0,85.

Am 1. Januar wurden diese Werte dann nach oben korrigiert.

Demnach sank die Reproduktionszahl schweizweit bis am 15. Dezember auf 0,91. Seit dem 20. Dezember liegt sie bei 0,92.

Hände waschen seife
Hände waschen und zwei Meter Abstand bei Gesprächen. Diese Massnahmen seien unverändert nötig, um das Coronavirus in Schach zu halten, ist der Leiter der Covid-19-Taskforce, Matthias Egger, überzeugt. Er beobachte, dass sich nicht mehr alle daran hielten. - sda

In einigen Kantonen betrug der R-Wert am 18. Dezember sogar wieder mehr als 1: Waadt (1,05), im Wallis (1,08), in Neuenburg (1,04), Nidwalden (1,01), Uri (1,03) und Appenzell Innerrhoden (1,18).

Das bedeutet, dass sich in diesen Kantonen die Krankheit vor zwei Wochen weiter ausbreitete. Und, dass die Summe aller angesteckten Personen zunahm. Also wenige Tage vor Weihnachten. Um die Verbreitung des Virus einzudämmen, müsste die Reproduktionszahl deutlich kleiner als 1 sein.

Weniger Tests während Feiertagen

Epidemiologen befürchten, dass die Reproduktionszahl über die Festtage weiter gestiegen ist. Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes berechnet den R-Wert. Auf ihrer Website weist sie darauf hin, dass der Wert über die Feiertage möglicherweise unterschätzt werde. Dies, weil sich in dieser Zeit weniger Menschen testen liessen.

Weihnachten Coronavirus
Ein Weihnachtsbaum. (Symbolbild) - dpa

So vermeldete zum Beispiel der Kanton Bern am Berchtoldstag «nur» 181 neue positiv ausgefallene Coronavirus-Tests. Gleichzeitig wurden zwischen Neujahrs-Morgen und dem Morgen des 2. Januar aber auch nur 1062 Tests durchgeführt.

In den 24 Stunden zuvor waren es 3600 gewesen. Am Neujahrstag hatte der Kanton Bern noch 504 neue Corona-Infektionen vermeldet. Tags zuvor waren es 478.

Reproduktionszahl ist ein Blick in die Vergangenheit

Zwischen der Ansteckung und einem positiven Testergebnis gibt es ein Zeitintervall. Darum bildet der R-Wert das Infektionsgeschehen schweizweit von vor rund zehn Tagen ab. Für die Kantone beträgt die Verzögerung rund 14 Tage.

Bei seiner letzten Sitzung vor den Festtagen hatte der Bundesrat den Kantonen einen gewissen Spielraum gelassen. Und zwar durften sie Massnahmen auf ihrem Hoheitsgebiet lockern, wenn unter anderem die Reproduktionszahl unter 1 lag. Einige Regierungen machten kurzfristig von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Martin Ackermann ist Präsident der wissenschaftlichen Covid-19- Taskforce des Bundes. Am vergangenen Dienstag hatte er davon abgeraten, die Reproduktionszahl für Automatismen bei politischen Entscheidungen hinzuziehen. Denn der R-Wert werde geschätzt, sei kompliziert und ungenau. Mit jedem konkreten Resultat könne der Wert nachträglich präzisiert werden.

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