Ende November reisten Millionen Amerikaner durchs Land, um mit ihren Familien Thanksgiving zu feiern. Jetzt melden die Behörden 3000 Todesopfer an einem Tag.
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Reisende in den USA vor den Thanksgiving-Ferien. - Screenshot/Twitter
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die USA verzeichnet mit über 3000 Toten am Mittwoch einen neuen Rekord-Wert.
  • Die Corona-Zahlen steigen nach dem Thanksgiving-Wochenende wieder stärker an.
  • Die Festtage dürften auch in der Schweiz matchentscheidend werden.

Anfangs November war es ruhig geworden um die Coronavirus-Taskforce von Donald Trump. Kein Wunder, war die Aufmerksamkeit der Amerikaner doch vom packenden Kampf um die Präsidentschaft und dem darauf folgenden Drama gefesselt. Sogar die Pandemie verkam für einmal zu so etwas wie einer Randnotiz.

Als die Taskforce knapp 2 Wochen später nach langer Funkstille wieder einmal eine Pressekonferenz abhielt, reagierten Medien und Bevölkerung darum fast schon perplex auf die Deutlichkeit des Appells.

US-Präsident Donald Trump (l), First Lady Melania Trump und der Truthahn «Corn» nach seiner Begnadigung. Foto: Susan Walsh/AP/dpa
US-Präsident Donald Trump (l), First Lady Melania Trump und der Truthahn «Corn» nach seiner Begnadigung. Foto: Susan Walsh/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

«Bleiben Sie zu Hause, sehen Sie ihre Familie nicht und verreisen Sie auf gar keinen Fall», warnten die Experten – und das an Thanksgiving, neben dem Weihnachtsfest wohl der wichtigste Feiertag für einen Grossteil der Amerikaner.

Abflug in Richtung Bescherung

Der Aufforderung wurde dann auch nur halbherzig Folge geleistet: Über 3 Millionen Reisende hoben am Thanksgiving-Wochenende von den amerikanischen Flughäfen aus ab, ein Grossteil auf Inland-Flügen, vermeldete die Transportation Security Administration. Es war die höchste Zahl an Flugpassagieren, die von der Behörde seit Beginn des Lockdowns Mitte März registiert wurde.

Coronavirus - USA
Caren Williams (r), Krankenschwester, nimmt auf einem COVID-19-Testgelände am internationalen Flughafen von Los Angeles einen Abstrich von einem Reisenden. - dpa

Zwei Wochen später erreichte die Zahl an Corona-Toten in den USA nun einen neuen Höchststand. Mehr als 3000 Todesopfer wurden gemäss «worldometers» am Mittwoch registriert. Zudem erreichte auch die Zahl an Covid-19-Patienten in Spitälern mit über 106'000 ein Rekord-Hoch.

Doch das sei wohl erst der Anfang, mahnte Anthony Fauci am Dienstag im «Wall Street Journal». Die endgültige Quittung für den Truthahn komme wohl erst in sieben bis zehn Tagen. «Und dann beginnt die Weihnachtssaison, wieder mit mehr Reisen, Familien-Events und Geschenke-Shopping in Läden», warnte der Coronavirus-Berater des Weissen Hauses.

Schweiz schaut besorgt in die USA

Ein Szenario, dass auch Faucis Kollegen hier in der Schweiz Kopfzerbrechen bereitet. Die Thanksgiving-Situation beweist, dass besonders eine grosse Mobilität und viele Menschen in Innenräumen einen grossen Einfluss auf die Infektionszahlen haben können.

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Das Coronavirus beschert uns dieses Jahr ein anderes Weihnachtsfest. - Getty

Da in der Schweiz aber kaum jemand seine Familie mit dem Flugzeug besucht, dürfte das Reisen in der Schweiz weniger das Problem sein. Zum Einkaufen in den Läden hat das BAG jüngst die erforderten Quardratmeter Ladenfläche pro Person mehr als verdoppelt.

Das tönt aus Kundensicht im hektischen Dezember eigentlich sehr angenehm, dürfte aber gleichzeitig in längeren Schlangen vor den Geschäften resultieren. Anders sieht es bei den Feiern in Innenräumen aus. Das Fest der Liebe soll also nur noch im kleinstmöglichen Rahmen stattfinden, wünscht sich das BAG. Experten plädieren gar für eine Waldweihnacht.

Das Flötenkonzert der Jungmannschaft ist jedenfalls abgeblasen und «Oh Tannenbaum» soll statt durchs Wohnzimmer höchstens draussen über den Zaun zum Nachbarn schallen.

Bundesrat Alain Berset kurz vor Beginn einer Medienkonferenz des Bundesrates zur aktuellen Lage im Zusammenhang mit dem Coronavirus, am Freitag, 4. Dezember 2020, in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer) - keystone

Ein gemütliches Weihnachtsfest wie sonst immer scheint also so oder so vom Tisch. «Wenn wir nichts machen, besteht das Risiko, dass die Fallzahlen wieder steigen», sagte Gesundheitsminister Alain Berset letzte Woche an der Pressekonferenz. «Und das wird dann sehr stark ungemütlich.»

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