Reformierte Kirche will Kinder mit Lego für Bibel begeistern
Mit einer grossen Lego-Stadt locken Kirchen Kinder an. In den Pausen folgt der Hauptteil: Es wird aus der Bibel vorgelesen.

Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Kirchen bieten Kindern Lego-Spass und vermitteln dadurch die Bibel.
- Das Angebot stammt vom Bibellesebund.
- Statistiken zur Anzahl Kinder, die so zum Glauben finden, gibt es nicht.
In der Schweiz haben Kinder zwischen 8 und 12 Jahren in Städten wie Basel, Zürich, Winterthur oder Thun die Möglichkeit, eine grosse Lego-Stadt zu bauen. Die Anlage ist bis zu 16 Meter lang und enthält Objekte wie eine Kirche, ein Schloss, Hochhäuser und ein Fussballstadion.
Das Angebot stammt von der Organisation Bibellesebund (BLB). Sie ist gemäss der Fachstelle Relinfo dem evangelikalen Christentum nahe.
Die Lego-Stadt ist aber nicht das Hauptziel der Events. Vielmehr sollen Kinder für die Bibel begeistert werden. In den Pausen werden deshalb Bibelgeschichten vorgelesen.
Junge Menschen erreichen
«Auf spielerische und alltagsnahe Art erfahren die Kinder, dass die Bibel auch heute noch aktuell ist und dass Gott uns durch Jesus Christus begegnen möchte», zitiert die «NZZ» den Bibellesebund.
Er sieht im Projekt die Förderung des Sozialverhaltens und der Kreativität der Kinder.
Freikirchen wie der International Christian Fellowship (ICF) oder die Freien Evangelischen Gemeinden (FEG) nutzen das Angebot gerne.
Auch reformierte Kirchengemeinden bedienen sich aber an diesem Angebot – etwa in Luzern oder Winterthur. In Zürich wird die Lego-Stadt Ende Januar in der Kirche Oberstrass aufgebaut. Auf der Einladung steht, es gebe «spannende Geschichten aus der Bibel».
Die reformierte Kirche sieht in solchen Angeboten eine Möglichkeit, junge Menschen zu erreichen.
Das hat sie auch nötig: Immer mehr Menschen sind konfessionslos und nur eine Minderheit der Paare heiratet kirchlich. Kinder werden so eher nicht Teil einer Kirchengemeinde.
Keine versteckte Missionierung
«Wir hören oft, dass unsere Aktivitäten einen positiven Effekt hatten», sagt Matthias Ziehli, Co-Geschäftsleiter des Bibellesebundes, zur «NZZ».
Ziehli betont jedoch, dass es keine Statistiken gibt, die belegen würden, dass durch diese Angebote viele Kinder und Jugendliche zum Glauben finden.
Veranstalter der Aktionen seien meist freikirchliche oder landeskirchliche Gemeinden. Der BLB habe deshalb nicht einmal die Personalien der teilnehmenden Kinder.
Als evangelikal sieht Ziehli seine Organisation ausserdem nicht: «Wir nehmen keine theologisch-dogmatischen Positionen ein, sondern sind überkonfessionell und arbeiten mit allen Kirchen zusammen.»
Laut Fabian Kramer von der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Zürich ist bei den Angeboten jeweils zu erkennen, dass es bei den Lego-Events um Glaubensvermittlung geht. Der Bibellesebund werde transparent als Mitorganisator genannt. Auch eine versteckte Missionierung komme nicht vor.
Stattdessen will der Bibellesebund die Kinder für das Buch begeistern. Matthias Ziehli fügt hinzu: «Das ist nicht in dem Sinn missionarisch, dass wir eine Gehirnwäsche machen oder Minderjährige zur Bekehrung drängen.»
Junge Menschen seien oft «neugierig und sehr offen für biblische Geschichten», so Ziehli. Weil viele keinen Bezug zur Kirche haben, hätten sie auch kaum negative Erfahrungen damit gemacht.
Kritik am Lego-Angebot
Das Engagement des BLB wird jedoch auch kritisch angesehen. Georg Otto Schmid von Relinfo sagt zur «NZZ»: «Eine sehr liberal ausgerichtete Kirchgemeinde würde die Lego-Welt eher nicht einladen.»
Michel Rudin von den Grünliberalen sitzt seit 2023 im Rat der siebenköpfigen Exekutive der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS). Er wünscht sich eine Kirche, die auf Humanismus und Pluralismus beruht und Glauben mit wissenschaftlicher Erkenntnis verbindet.
Rudin: «Eine stärkere evangelikale Ausrichtung ist nicht der Weg, über den die landeskirchlichen Gemeinden oder die evangelisch-reformierte Kirche in der Schweiz insgesamt an Relevanz gewinnen werden.»
















