Die Waadtländer Polizei wurde von einer Umweltaktivistin angezeigt. Sie seien bei der Räumung eines Protestcamps nicht verhältnismässig Vorgegangen.
Holcim
Die Polizei dringt ins Hauptquartier der Besetzer ein. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 30. März räumte die Waadtländer Polizei ein Protestcamps in Eclépens.
  • Dieses wurde auf dem Gelände des Baustoffherstellers Holcim aufgeschlagen.
  • Die Polizisten wurden nun wegen unverhältnismässiger Repression angezeigt.

Eine Umweltaktivistin hat Anzeige gegen die Waadtländer Polizei erstattet. Grund dafür ist die Räumung des Protestcamps auf dem Gelände des Baustoffherstellers Holcim in Eclépens VD Ende März. Sie prangert eine unverhältnismässige Repression und Kriminalisierung von Klimaaktivisten an.

Polizeibericht würde Probleme verschleiern

«Nein, es ist nicht alles gut gelaufen. Viele Dinge sind sogar schiefgelaufen», erklärte die Aktivistin am Mittwoch vor den Medien in Lausanne. Der kürzlich der Kantonsregierung veröffentlichte Polizeibericht verschleiere die eigentlichen Probleme.

Der Staatsrat war darin zum Schluss gekommen, dass die Behörden bei der Räumung nach dem gesetzlichen Rahmen gehandelt habe. Und verhältnismässig vorgegangen sei.

Während der Räumungsaktion hatte die junge Frau die Aufgabe, die Menschen zu schützen, die sich auf Bäumen verschanzt hielten. Sie wies die Einsatzkräfte auf die Seile hin, durch die Personen in den Bäumen gesichert waren.

Protest
Umweltschützer beim Protest gegen Holcim. - Keystone

Im Verlauf des Polizeieinsatzes sei sie festgenommen worden, obwohl sie eine zu 100 Prozent friedfertige Aufgabe erfüllt habe, sagte sie. Sechs Polizeibeamte hätten sie zu Boden geworfen, ihr Handschellen angelegt und auf den Polizeiposten abgeführt.

Nachdem sie eine Nacht auf der Polizeiwache verbracht hatte, habe man ihr Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte vorgeworfen. Eine «falsche Anschuldigung», sagte sie, die wenige Tage später von der Justiz fallen gelassen worden sei.

Festnahme sei unrechtmässig gewesen

Ihr Anwalt, Hüsnü Yilmaz, sagte, dass die Festnahme unrechtmässig gewesen sei und dass er am 30. Juni Anzeige wegen Körperverletzung, Amtsmissbrauch und versuchter falscher Anschuldigung erstattet habe. Er forderte eine strafrechtliche Untersuchung, um die Umstände der Abmachung zwischen den Behörden und den Aktivisten zu untersuchen. Und um festzustellen, wann und warum diese gebrochen worden sei.

Generell prangert das Protest-Kollektiv eine unverhältnismässige Repression gegen die Aktivisten an. Die Staatsanwaltschaft habe angeordnet, ein DNA-Profil von allen weggewiesenen Personen zu erstellen. Es sei nicht gerechtfertigt, für geringfügige Vergehen, die mit einfachen Geldstrafen geahndet würden, DNA-Profile zu erstellen, sagte Anwalt Yilmaz.

ZAD
Menschen marschieren mit Plakaten und Bannern durch die Strassen von Lausanne, während einer Demonstration zur Unterstützung der ZAD (Zone A Defendre) des Mormont-Hügels. - Keystone

Am 30. März räumte die Polizei auf richterlichen Beschluss hin den Mormont-Hügel in der Nähe von Eclépens. Das Gelände war fast sechs Monate lang von einer Gruppe von Aktivisten besetzt worden.

Sie wollten eine Erweiterung des Steinbruchs der Zementfirma Holcim verhindern. Die Umweltschützer wollen damit insbesondere die artenreiche Flora mit zahlreichen seltenen Orchideen vor der Zerstörung schützen.

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