Psychologiefachleute wegen Depressionen alarmiert
Wegen der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Menschen mit einer schweren depressiven Störung verdoppelt.

Das Wichtigste in Kürze
- Wegen der Corona-Pandemie steigt die Zahl der Menschen mit Symptomen einer Depression.
- Psychologiefachleute fordern in einem offenen Brief den Bundesrat zum Handeln auf.
Die Zahl der Personen mit einer schweren depressiven Störung hat sich in der zweiten Welle der Covid-19-Pandemie verdoppelt. Zeigten im April 9 Prozent entsprechende Symptome, waren es im November 18 Prozent. Die Psychologinnen und Psychologen sind alarmiert und fordern den Bund zu raschem Handeln auf.
Der Bundesrat müsse das Anordnungsmodell dringend einführen, schreibt die Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen in einem offenen Brief.
Dieses Modell sieht vor, dass auch Psychotherapien, die von selbständigen psychologischen Psychotherapeuten durchgeführt werden, von der Grundversicherung bezahlt werden, sofern sie auf Anordnung eines Arztes oder einer Ärztin erfolgen.
Bisher gilt das Delegationsmodell: Die Psychologen müssen unter Aufsicht eines Psychiaters arbeiten, wenn ihre Dienste von der Krankenkasse vergütet werden sollen.
Inkraftsetzung soll vorgeschoben werden
Der Bundesrat und der Nationalrat sind mit dem Anliegen der Psychologen einverstanden. Der Ball liegt zurzeit beim Ständerat. Die FSP fordert aber eine schnellere Einführung des neuen Modells in den ersten Wochen 2021. Ein Zuwarten mit dem Inkraftsetzen bis 2022 hält sie für undenkbar.
Von den Folgen der Pandemie ganz besonders betroffen sich nach Angaben der FSP Jüngere zwischen 14 und 24 Jahren. Neben der starken Einschränkung ihrer Kontaktbedürfnisse werden sie auch oft von materiellen Sorgen heimgesucht.
Die Wartezeiten für Psychotherapien sind allerdings lang, gerade bei Kindern und Jugendlichen können sie bis zu sechs Monate betragen. Der Nachwuchsmangel bei den Psychiatern verschärft das zusätzlich, wie die Föderation schreibt.
Nicht rechtzeitig behandelte psychische Erkrankungen können schnell chronisch werden, warnen die Psychologinnen und Psychologen. Neben dem persönlichen Schaden ziehe das wirtschaftliche Folgekosten in Milliardenhöhe nach sich.