Depressionen

Eingesperrten Kindern drohen «Zwänge, Ängste, Depressionen»

Simon Binz
Simon Binz

Spanien,

Was erwartet die eingesperrten Kinder von Spanien nach ihrer Befreiung? Eine Psychologin spricht Klartext: «Vier Jahre Isolation zerstören Kinderseelen.»

Spanien Polizei
Ein spanischer Polizeibeamter führt zwei Brüder aus dem Horror-Haus in Spanien. - Foto: Polizei

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein deutsches Ehepaar hat in Spanien seine drei Kinder 4 Jahre in einem Haus eingesperrt.
  • Die drei Söhne hatten keinen Kontakt zur Aussenwelt, keine frische Luft oder Tageslicht.
  • «Hier ist der Stoff für jede Menge Schlechtes gegeben», sagt eine Kinderpsychologin.

Es ist eine Geschichte, die die Menschen weit über die Grenzen Spaniens hinaus berührt. Es geht um ein Ehepaar – ein deutscher Vater (53) und eine deutsch-amerikanische Mutter (48), und ihre drei Söhne. Die Eltern hatten ihre Zwillinge (8) und ihren 10-Jährigen seit Oktober 2021 in einem Haus im Norden Spaniens eingesperrt.

Immer mehr Details sind seit dem Tag der Befreiung der Kinder ans Licht gekommen. Die drei hatten demnach vier Jahre lang keinen Kontakt zur Aussenwelt, keine frische Luft oder Tageslicht.

Dafür war ihr Leben geprägt von Regeln, Kontrolle und Zwang. Sie schliefen in viel zu kleinen Betten, mussten im Haus ständig Masken und Windeln tragen. Von ihren Eltern erhielten sie Medikamente auf THC-Basis.

Hast du die Geschichte über die eingesperrten Kinder mitverfolgt?

Die grosse Frage: Können die Kinder aus dem Horror-Haus jemals ein normales Leben führen? Die «Bild» hat diese Frage der renommierten Familienpsychologin und Bestseller-Autorin Nina Grimm (36) gestellt. Sie spricht gegenüber der Boulevardzeitung darüber, welche Auswirkungen das abgeschottete Leben auf die Seelen der Kinder haben dürfte.

Ihr Fazit ist eindeutig: «Vier Jahre Isolation zerstören Kinderseelen.» Die Expertin berichtet, dass gerade jetzt die kritische Phase für die Kinder beginne. Denn während der Isolation selbst würden sich die Betroffenen gewissermassen mit den Umständen einrichten – um überhaupt zu überleben.

«Hier ist der Stoff für jede Menge Schlechtes gegeben»

In den spanischen Medien wird berichtet, dass die Kinder gezwungen waren, Windeln zu tragen. Sie hätten einen strengen Toilettenplan gehabt. Die Psychologin erklärt, wie diese Umstände die Psyche der Kinder beeinflusst haben dürfte.

«Der Harn- und Stuhldrang ist entwicklungspsychologisch eng gekoppelt mit einem Gefühl der Kontrolle. Wenn Kinder hier bevormundet werden, wird ihnen auf tiefenpsychologischer Ebene die Kontrolle entzogen.»

Polizei Spanien
In diesen vergitterten Betten schliefen offenbar zwei der Kinder. Auf das Holz ist ein Monster gezeichnet. - Foto: Polizei

Nina Grimm spricht hier von «unfassbar viel potenziellen negativen Auswirkungen» auf die psychische Entwicklung der Kinder. Etwa «emotionale Unsicherheiten, Beziehungsunfähigkeit, Zwänge, Ängste, Depressionen». «Hier ist der Stoff für jede Menge Schlechtes gegeben», fasst die Psychologin zusammen.

«Kinder könnten Eltern weiter glorifizieren und verteidigen»

Auch zum künftigen Verhältnis der Kinder zu ihren Eltern äussert sich Nina Grimm in dem Gespräch. Sie betont, dass die Eltern plausible Geschichten erzählt hätten, warum sie eingesperrt würden – und die Kinder hätten ihnen geglaubt.

«Jetzt realisieren sie, dass das alles eine Lüge war. Und kein Schutz, sondern Gefangenschaft. Das erschüttert ein Kind in Mark und Bein.»

Es könne deswegen durchaus sein, dass sie gar nicht zulassen könnten, ihre Eltern als Schuldige zu sehen. «Sie könnten sie durchaus weiterhin glorifizieren und verteidigen.»

spanien
Die spanische Polizei befreite drei Kinder, die fast vier Jahre lang eingesperrt waren. - keystone

Betreffend den Eltern meint die Expertin, dass ihre Handlungen «auf jeden Fall Ausdruck einer Persönlichkeitsstörung» sein müssten. «Wahrscheinlich in Kombination mit einer Zwangs- oder Angststörung.»

Es könnte aber auch das Münchhausen-Syndrom gewesen sein, so Grimm. «Das würde aber implizieren, dass die Eltern bei den Kindern Symptome erfunden oder erzeugt haben, die die Isolation begründet haben.»

«Kinder brauchen jetzt Menschen mit Geduld und Nachsicht»

Die Psychologin erwähnt weiter, dass diese Erfahrung die Kinder definitiv ein Leben lang prägen würde. «Vor allem ihre Art, Beziehungen gestalten.»

Dennoch könne es mit einer guten psychotherapeutischen Begleitung aufgearbeitet werden. «Sodass die Kinder die Chance auf ein glückliches und freies Leben haben können.»

Foto Spanien Polizei
In diesem kleinen Bad war offenbar ein Platz für die kranke Katze eingerichtet, die von den Polizisten entdeckt wurde - Foto: Polizei

Was die Kinder jetzt auf jeden Fall und am dringendsten brauchen würden, seien verlässliche, stabile Beziehungen. «Am besten durch gut geschultes, psychotherapeutisches Personal.»

Aber auch Freunde und Familie seien jetzt besonders wichtig. «Es braucht Menschen mit Geduld und Nachsicht, die die Kinder dabei begleiten, wieder zurück ins normale Leben zu finden.»

Kommentare

User #6319 (nicht angemeldet)

80% der Kommentare passen nicht zum Thema.

User #4371 (nicht angemeldet)

2. Thess. 2:11...Darum wird Gott eine grosse Blindheit (Irrwahn) über sie kommen lassen und sie werden all die Lügen glauben. 12 Und damit werden alle gerichtet, die der Wahrheit nicht geglaubt und an ihrer eigenen Ungerechtigkeit Gefallen gefunden haben.

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