Prozess wegen Insider-Vorwürfen: Revisoren in der Kritik

Ein Ex-KPMG-Partner muss sich heute wegen Insider-Vorwürfen am Bundesstrafgericht in Bellinzona verantworten. Er soll im Jahr 2011 sein Vorwissen zur Übernahme der Bank Sarasin durch die Zürcher Privatbank Julius Bär unrechtmässig zu seinem Vorteil genutzt haben.

Der Mann war damals leitender Revisor der Bank Julius Bär und hatte gemäss der Aargauer Zeitung 4000 Sarasin-Aktien erworben und diese dann «auf das Konto seiner Kinder» umgebucht, sobald er offiziell ins Geheimprojekt der Bankübernahme eingeweiht wurde.

Gegen ihn wird wegen «mehrfacher Widerhandlung gegen das Revisionsaufsichtsgesetz» sowie wegen «mehrfachen Ausnützens der Kenntnis vertraulicher Tatsachen» prozessiert. Das Urteil wird am 9. August verkündet.

In der Postauto-Affäre sowie im Fall Vincenz bei Raiffeisen sind Revisionsfirmen in den letzten Monaten in der Schweiz und weltweit in Verruf geraten. Besonders in der Kritik steht die Wirtschaftsprüfungs- und Beraterfirma KPMG. Wie «Inside Paradeplatz» berichtet, ist die KPMG in Südafrika in eine grosse Korruptionsaffäre verwickelt und auch in England kam es zu Vorstössen der Behörden gegen die Firma.

In der Schweiz revidiert KPMG die Credit Suisse und auch die Post. Im Buchhaltungsskandal der Postauto AG wurde sie deshalb von der eidgenössischen Revisionsaufsichtsbehörde besonders unter die Lupe genommen. Der Bundesrat hat nun entschieden, die Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsprüfer ab nächstem Jahr zu beenden.

Fragen stellen sich auch bei Pricewaterhouse Coopers (PwC), eine weitere grosse Revisionsgesellschaft der Schweiz nebst KPMG und Ernst&Young. PwC ist die Auditfirma von Raiffeisen. Gegen Pierin Vincenz, den ehemaligen Chef von Raiffeisen Schweiz, wird wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung ermittelt. Wieviel hat PwC im Fall Vincenz gewusst und wie hat PwC gehandelt?

Die Revisionsaufsicht in Bern äussert sich nicht dazu.