Nach über drei Monaten in U-Haft ist Pierin Vincenz frei. Doch der Fall ist noch lange nicht abgeschlossen.
Pierin Vincenz (62), Ex-Raiffeisenchef.
Pierin Vincenz (62), Ex-Raiffeisenchef. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach 106 Tagen ist der Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz wieder auf freiem Fuss.
  • Die Ermittlungen laufen noch, befinden sich aber in der Endphase.

106 Tage hockte Pierin Vincenz in U-Haft. Sogar seinen Geburtstag musste er hinter Gittern verbringen. Seit gestern ist der frühere Raiffeisen-Chef wieder auf freiem Fuss. Der Fall ist damit aber noch lange nicht abgeschlossen.

Der Banker beharrt nach wie vor auf seine Unschuld: «Die Eröffnung des Strafverfahrens ist für mich völlig überraschend gekommen», lässt er sich heute in einer Mitteilung zitieren. Und: «Die erhobenen Vorwürfe gegen mich bestreite ich nach wie vor und werde mich mit allen Mitteln dagegen wehren.»

Unschuldsvermutung

Für Vincenz gilt weiter die Unschuldsvermutung. Dass der Banker auf freiem Fuss ist, bedeutet nicht, dass er unschuldig ist. «Man muss annehmen, dass weiterhin dringender Tatverdacht gegen ihn besteht», sagt ein Rechtsexperte gegenüber «20 Minuten». Er geht davon aus, dass es ein Kontaktverbot zwischen Vincenz und anderen Verdächtigen gibt.

Die Oberstaatsanwaltschaft Zürich teilte heute mit, dass die Ermittlungen noch laufen, sie seien aber «weit fortgeschritten.» Erst wenn diese abgeschlossen sind, wird entschieden, ob es zu einer Anklage kommt. Oder ob das Verfahren eingestellt wird. «Vincenz kann im Prinzip jetzt erst einmal ein normales Leben führen», sagt der Rechtsexperte. Offenbar ist der Banker mit seiner Frau an einen geheimen Ort zur Erholung gereist.

Top-Strafverteidiger

Die Ermittler haben jetzt alle Hände voll zu tun. Staatsanwalt Marc Jean-Richard-dit-Bressel muss jetzt einen Fall zimmern. Bei der ungetreuen Geschäftsbesorgung, die Vincenz vorgeworfen wird, kein einfaches Spiel. Doch die Staatsanwaltschaft braucht wasserdichte Beweise. Denn der frühere Raiffeisen-Chef hat mit Lorenz Erni einen der besten Strafverteidiger des Landes engagiert.

Der Zeitpunkt der Freilassung dürfte bei der Raiffeisen-Führung schlecht ankommen. Am Samstag trifft sich die Konzernspitze in Lugano. 164 Delegierte stimmen ab, ob sie der Führung von Vincenz-Ziehsohn Patrik Gisel noch vertrauen. Dass sich Vincenz nach wie vor mit Händen und Füssen gegen die Vorwürfe wehrt, dürfte kaum hilfreich sein.

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