Schon länger gibt es an der Universität Lausanne Pro-Palästina-Proteste. Nun haben diese auch die ETH Zürich erreicht. Nau.ch ist vor Ort.
Pro-Palästina-Protest an ETH Zürich: Interview mit der Stadtpolizei. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Eingangshalle der ETH Zürich findet derzeit ein Sitzstreik statt.
  • Dutzende Studierende rufen «free, free Palestine».
  • Die Polizei ist vor Ort und setzt den Studis ein Ultimatum von fünf Minuten zur Räumung.
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Der Pro-Palästina-Protest hat am Dienstag die Zürcher ETH erreicht. Ein paar wenige Dutzend Studierende haben sich kurz vor dem Mittag in der Eingangshalle auf den Boden gesetzt.

Einer der Protestierenden wird am gestrigen Dienstag abgeführt. - Nau.ch/Nico Leuthold

Die Studierenden riefen unter anderem «free, free Palestine». Auf dem Boden ein Plakat mit dem Spruch «no Tech for Genocide» ausgelegt. Eine Protestierende spricht in ihr Megafon und wirft der ETH vor: «Sie haben den Dialog mit Studierenden verweigert.»

Die ETH steht in Kontakt mit der Stadtpolizei Zürich, hiess es am Mittag gegenüber Nau.ch. Neben Beamten der Stapo sind später auch solche der Kantonspolizei vor Ort.

ETH Zürich
Die Stadtpolizei ist mit den Studierenden im Dialog. - Nau.ch

Nach knapp zwei Stunden wurde den Protestierenden von der Polizei ein Ultimatum gesetzt: Sie haben fünf Minuten Zeit, um zu verschwinden.

Wer dann noch sitze, werde abgeführt und kontrolliert «wegen Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration und Hausfriedensbruch». Wenig später war zu sehen, wie die Polizei Studierende aus dem Gebäude trägt. Insgesamt handelt es sich um etwa 30 bis 40 Personen.

28 Personen verzeigt

Wie die Stadtpolizei Zürich am Nachmittag in einer Mitteilung schreibt, wurden 28 Personen verzeigt.

Machen die Protestierenden aus deiner Sicht das Richtige?

Mediensprecherin Judith Hödl sagt gegenüber Nau.ch. «Das Ganze verlief absolut friedlich und ohne Zwischenfälle.» Die Demonstrierenden würden nun wegen Hausfriedensbruchs verzeigt werden, «dazu hat die ETH einen Strafantrag gestellt. Alles andere klären wir ab.»

Studierende an der ETH Zürich demonstrieren am Dienstag für Palästina. - Nau.ch/Nico Leuthold

Die Kantonspolizei sei vor Ort gewesen, um die Stapo zu unterstützen.

ETH: Akademischer Boykott Israels gefordert

«Wir, Zürcher Studierende der Gruppe Students for Palestine, fordern von der ETH Zürich eine klare Positionierung gegen den Völkermord in Palästina, den akademischen Boykott Israels und Transparenz über Kollaborationen der ETH Zürich mit israelischen Institutionen», heisst es in einer Mitteilung der Protestierenden.

«Wir schliessen uns hiermit der friedlichen Solidaritätsbewegung mit Palästina in den Vereinigten Staaten und in Frankreich an.»

Ein Student zeigt den Demonstranten die Israel-Flagge. - Nau.ch/Nico Leuthold

Die Gruppe fordert von der ETH unter anderem, «israelische Institutionen und Unternehmen, die die israelische Regierung und das israelische Militär mit Geldern im laufenden Genozid unterstützen», zu boykottieren.

«Wir Studierenden lehnen jede Form von Gewalt, Antisemitismus und Islamophobie ab, wir sagen: ‹Nein, zu einem Krieg – nein, zu diesem Genozid!›»

ETH Zürich
Studierende der ETH Zürich sorgen für einen Sitzstreik.
ETH Zürich
Lautstark fordern sie die ETH zum Boykott von israelischen Institutionen und Unternehmen, die die israelische Regierung und das israelische Militär mit Geldern beim Krieg im Gazastreifen unt
ETH Zürich
Den Studierenden wird nach knapp zwei Stunden ein Ultimatum gesetzt.
ETH Zürich
Die Studierenden fordern einen Waffenstillstand im Gazastreifen.
ETH Zürich
Auch ein Plakat mit der Aufschrift «From the river to the sea» ist an der ETH Zürich zu sehen.
ETH Zürich
Es gibt auch Gegenwehr.
ETH Zürich
Die Zürcher Stadtpolizei ist vor Ort.
ETH Zürich
Im Inneren der ETH Zürich ist es wegen des Streiks sehr laut.
ETH Zürich
Auch Beamte der Kantonspolizei Zürich sind bei der ETH.

«Die Augen vor einem Genozid zu verschliessen und ihn damit zu tolerieren, ist inakzeptabel. Wir fordern unsere Universität auf, das Schweigen zu brechen und angesichts des anhaltenden Völkermords und der massiven Vertreibung von Menschen in Gaza klar Stellung zu beziehen», wird eine Person zitiert.

«Wir werden so lange bleiben, bis unsere Forderungen gehört werden», heisst es in der Mitteilung.

Proteste auch in Lausanne und Genf

Schon seit längerer Zeit sorgen Pro-Palästina-Proteste für Aufsehen, so etwa auch an der Universität Lausanne (UNIL). Dort haben die Demonstranten die Eingangshalle besetzt und sich mit Zelten und Matratzen häuslich eingerichtet. Wie die Sprecherin des Protests sagt, dürfen sie bleiben, wie lange, sei noch unklar.

Lausanne
In Lausanne protestieren Studierende gegen Israels Krieg im Gazastreifen.
Lausanne
Sie sprechen auch von Apartheid und Genozid.
lausanne
Die Eingangshalle ist besetzt.
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Die Studierenden haben Zelte und Matratzen mitgebracht.

Auch an der ETH Lausanne (EPFL) hat am Dienstag eine Gruppe von Studierenden eine Halle besetzt. Die Hochschulleitung hat den Protestierenden an der EPFL ein Ultimatum gestellt. Sie forderte die Gruppe von etwa 50 bis 80 Personen auf, das Gebäude bis zum Abend zu verlassen.

«Wir hoffen, dass sie friedlich gehen werden. Wenn sie das Gebäude nicht räumen, werden die Ordnungskräfte eingreifen», sagte EPFL-Sprecher Emmanuel Barraud der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Eine Uhrzeit für das Ablaufen der Frist nannte er nicht.

EPFL-Besetzer stellen Forderungen für Räumung

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Protests beschlossen derweil an einer Versammlung, das Gebäude unter zwei Bedingungen freiwillig zu verlassen. Erstens verlangten sie eine Garantie, dass niemand verhaftet wird. Zweitens forderten sie, dass die Diskussion am Mittwoch auch für Personen ausserhalb der EPFL geöffnet wird. Sie warteten am Dienstagabend auf eine Antwort der EPFL-Direktion zu diesen beiden Punkten.

uni genf
Auch an der Uni in Genf ist es zu einem Pro-Palästina-Protest gekommen.
uni genf
Die Eingangshalle wurde mit Stühlen, Sofas und Co. besetzt.
uni genf
Es sind zahlreiche palästinensische Flaggen zu sehen.

In Genf besetzte eine Gruppe von Studentinnen und Studenten am Dienstagmittag mit Tischen, Stühlen und Sofas die Eingangshalle eines Gebäudes der Universität Genf.

Auf allen Etagen des Gebäudes waren zahlreiche palästinensische Fahnen sowie Banner mit den Botschaften «Free Palestine, stop genocide» und «From the river to the sea, Palestine will be free» aufgehängt. Während der Mittagspause sind viele Studierende anwesend, um zu essen.

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