Die SRF-Sendung «Reporter» begleitete einen Privatdetektiv bei der Beschattung einer Frau für ihren Ex. Seine zweifelhaften Methoden sorgen jedoch für Kritik.
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In einer Sendung begleitet das SRF Privatdetektiv Hans Ruch. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Privatdetektiv Hans Ruch (73) beschattet in der SRF-Sendung «Reporter» eine Frau.
  • Das sorgt aber für Kritik: Ihr Ex, der ihn beauftragte, hat nämlich Kontaktverbot.
  • Eine Expertin für Opferberatung hätte sich dazu zumindest eine Einordnung gewünscht.
  • SRF verteidigt sich: Das sei «nicht das Ziel der Reportage gewesen».
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Rote Köpfe wegen SRF: In der Sendung «Reporter» begleitete SRF kürzlich einen Berner Privatdetektiv bei der Arbeit. Dessen Arbeit «operiert häufig an der Grenze zur Illegalität», heisst es bereits in der Beschreibung. Aber was in der Sendung tatsächlich gezeigt wird, geht einigen Zuschauern zu weit.

«Mein Vater der Privatdetektiv» – der Name ist Programm. Detektiv Hans Ruch (73) lässt sich von seinem Sohn und Reporter André Ruch bei seinem neusten Auftrag begleiten. Dieser kommt von einer Privatperson – und hat es in sich.

Kritik an SRF

Vater und Sohn versuchen nämlich, den Wohnort einer Frau zu finden und zu sehen, ob sie in einer Beziehung ist. Dabei zu sehen: Der Detektiv pirscht sich an. Er befestigt sogar einen Peilsender am Auto eines mutmasslichen neuen Lovers der ahnungslosen Betroffenen.

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Für die SRF-Sendung «Reporter» ist André Ruch mit seinem Vater Hans Ruch, einem Privatdetektiv, unterwegs.
Hans Ruch
Dabei zeigt dieser, welche Methoden er anwendet, um jemanden zu beschatten – etwa einen Peilsender.

Angeheuert wurde der Detektiv dabei von ihrem Ex-Mann. Das Problem: Dieser darf sich der Frau aufgrund einer Verfügung nicht mehr nähern.

Weiter eingeordnet wird diese Tatsache von SRF aber nicht – dafür hagelt es Kritik. «Das macht mich sehr, sehr, sehr wütend», sagt Agota Lavoyer, Expertin für Opferberatung gegenüber Nau.ch.

«Wer in diesem Bereich arbeitet, weiss, dass es für ein Kontakt- oder Rayonverbot sehr viel braucht», erklärt sie. Oft sei der Grund für eine solche Verfügung Gewalt, wenn nicht physische, dann zumindest psychische.

Für ein längerfristiges Verbot, wie es wohl im Fall im «Reporter» sei, erst recht: «Man muss davon ausgehen, dass in dieser Beziehung sehr viel Ungutes vorgefallen ist.»

Häusliche Gewalt
Damit es zu einem Kontakt- oder Rayonverbot kommt, ist viel Gewalt nötig. - keystone

Unkommentiert zu zeigen, wie ein Detektiv die Adresse der Betroffenen für ihren Ex ausfindig macht, geht für sie gar nicht. «Das könnte die Frau, wie auch ihren neuen Partner massiv in Gefahr bringen», meint sie. «Ich kann immer noch nicht glauben, dass all das von SRF unerwähnt blieb.»

Twitter-Nutzer sind mit der Expertin einverstanden. «Wenn der Frau etwas geschieht, sollte der Privatdetektiv wegen Beihilfe vor Gericht müssen (und der Reporter gleich mit)», schreibt beispielsweise jemand.

SRF: Privatdetektive begeben sich oft auf sehr heikles Terrain

Bei SRF sieht man auf Anfrage von Nau.ch zwar ein, dass der Detektiv sich auf «heikles Terrain» begibt. Dass man ihm dafür auch noch eine Plattform bietet, soll aber kein Problem sein. Im Gegenteil: Man hoffe, «dass wir mit diesem Beitrag auf Missstände im Berufsstand der Privatdetektive aufmerksam machen und das Thema Stalking ins Bewusstsein rücken konnten».

Der Detektiv habe sein Mandat «aufgrund dieser Bedenken später niedergelegt». Dem Zuschauer blieb dies verborgen.

Haben Sie schon mal einen Privatdetektiv angeheuert?

SRF weiter: «Eine kritische Abrechnung mit dem Berufsstand der Privatdetektive war nicht das Ziel dieser Reportage. Was aufgrund der familiären Verbindung zwischen Autor und Protagonist gar nicht möglich gewesen wäre.» Man verweist stattdessen auf die drei Experten, die im Film erklären, dass der Detektiv sich auf teils illegalem Terrain bewegt.

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