Postfinance erhebt drei Prozent Negativzinsen für Grosskunden
Postfinance belastet ab November Grosskunden mit drei Prozent Negativzinsen auf Guthaben über 100'000 Franken. Privatkunden bleiben verschont.

Postfinance sorgt erneut für Aufsehen: Ab dem 1. November 2025 fallen für mehrere Grosskunden Negativzinsen von drei Prozent an.
Betroffen sind Kontoguthaben ab 100'000 Franken. Ein entsprechendes Schreiben kursiert seit Freitag, berichtet «Inside Paradeplatz».
Gemäss dem Bericht heisst es darin: «Diese Konditionen gelten für die Summe aller Ihrer Konten in Schweizer Franken.» Die Gebühr werde jeweils am letzten Tag des Folgemonats belastet.
Nur definierte Grosskunden
Eine Sprecherin von Postfinance bestätigte gegenüber der «NZZ» die Echtheit des Briefes. Er sei an Grosskunden verschickt worden und betreffe individuell definierte Schwellenwerte. Privatkunden seien derzeit nicht betroffen.
Seit Mitte des Jahres habe Postfinance mehrere hundert Kunden schriftlich informiert, bestätigt das Institut laut «NZZ».

Unter den Betroffenen befinden sich auch Pensionskassen.
Hintergrund: Druck im Zinsgeschäft
Die Massnahme erfolgt vor dem Hintergrund des anhaltenden Zinsdrucks. Laut dem «SRF» leidet Postfinance besonders stark unter dem Kreditverbot, da sie überschüssige Mittel bei der Schweizerischen Nationalbank deponieren muss.
Dort fallen selbst Negativzinsen an. Das Finanzinstitut argumentiert laut «Inside Paradeplatz» mit «regulatorischen Gründen» und verweist auf die Begrenzung der Kundengelder.
Es will verhindern, dass weitere hohe Einlagen auflaufen.
Experten kritisieren Massnahme
Der Luzerner Finanzprofessor Andreas Dietrich bezeichnet die Gebühr laut «NZZ» als harte Massnahme.
Banken stünden durch das aktuelle Tiefzinsumfeld unter Druck, ein Satz von drei Prozent sei jedoch aussergewöhnlich. Postfinance wolle damit wohl Anreize setzen, um Kundengelder in Anlageprodukte umzuleiten.
In diesem Bereich könne das Institut Erträge erwirtschaften, anders als im klassischen Zinsdifferenzgeschäft.
Reaktion der Pensionskassen
Kritik kommt vom Verband Asip: «Vorsorgeeinrichtungen sind (...) darauf angewiesen, einen Teil der Sparvermögen ihrer Versicherten liquide zu halten». So sagt es Direktor Lukas Müller‑Brunner gemäss «NZZ».

Rentenzahlungen seien nicht in Aktienanteilen möglich. Trotz der Kritik betont Postfinance, man verfolge keine Rentabilisierungsstrategie.
Ziel sei es, die Bilanz aktiv zu steuern und regulatorische Vorgaben zu erfüllen. Privatkunden sollen weiterhin vor Negativzinsen geschützt bleiben.











