Picknicker vermiesen Geschäft: Hüttenwart zieht Konsequenzen
Sie geben hoch in den Bergen Vollgas für ihre Gäste. Aber nicht alle goutieren das entsprechend. Ein SAC-Hüttenwart lässt nun Dampf ab.
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Das Wichtigste in Kürze
- Hüttenwart Christoph Sager lässt seinem Frust freien Lauf.
- Wegen «Gästen», die nichts konsumieren, will er eines Tages aufhören.
- Die SAC-Geschäftsstelle betont derweil: Picknicken ist erlaubt.
Auf 2317 Metern über dem Meer – da ist die Welt noch in Ordnung. Naja. Hoch über Grindelwald nervt sich Christoph Sager über «respektlose» Wanderer.
Aber alles der Reihe nach: In der TV-Sendung «SRF bi de Lüt – Hüttengeschichten» wird das Leben auf drei SAC-Hütten porträtiert.
Christoph Sager ist zusammen mit seiner Frau Sarah Hüttenwart der Glecksteinhütte. Sie thront auf einer grünen Kanzel am Wetterhorn. Was für ein atemberaubender Ausblick.
Picknicker kosten viel Energie
Sager liebt seit 30 Jahren seinen Job. Eigentlich. Aber: «Ich lasse mich runterziehen von gewissen Leuten», sagt er in die Kamera.
«Von denen, die hierher kommen, sich auf der Terrasse, in der Hütte oder draussen auf der Schaukel ausbreiten. Und dann ihr eigenes Bier auspacken oder picknicken.»

Es seien nur wenige, die sich so verhalten, sagt Sager. «Aber die kosten mich so viel Energie.»
Der Hüttenchef erwägt sogar drastische Konsequenzen: Die Picknicker seien «vermutlich irgendwann der Grund, warum ich hier aufhöre. Es geht mir so auf den Keks.»
Leere Büchsen bleiben zurück
Er erzählt, dass gerade diese Woche Leute kamen, die einen riesigen Rucksack voller Bier dabei hatten.
«Natürlich lassen sie die leeren Büchsen dann hier, aber konsumieren nicht von uns. Das muss jedem einleuchten, dass dies nicht interessant ist für uns.»

Nau.ch fragt auf der SAC-Geschäftsstelle nach: Gibt es diesen Ärger nur auf der Glecksteinhütte – oder auch bei den 152 anderen SAC-Unterkünften?
SAC: Unwesentliches Problem
Bruno Lüthi vom SAC sagt: «Dieses Problem ist aus unserer Sicht marginal.»
Denn verboten ist Picknicken nicht. Gemäss Lüthi sieht «das SAC Hüttenreglement vor, dass in allen SAC-Hütten keine Konsumationspflicht besteht».
Eine Regel, die seit jeher gelte und auf dem ursprünglichen Zweck der Hütten, nämlich demjenigen des Schutzes, fusse. «Es darf also auch gepicknickt werden», so der Fachleiter Hüttenbetrieb.

Lüthi ergänzt: «Es bleibt aber auch zu sagen, dass die Hüttenwart*innen den grössten Teil ihres Erwerbs aus dem Umsatz mit Konsumationen erzielen. Und deshalb nicht wahnsinnig Freude an dieser Regel haben.»
Und zu Hüttenwart Sagers Frust-Aussagen im TV sagt er: «Nach seinen über 20 Jahren als Hüttenwart kann ich nachvollziehen, wenn er vielleicht etwas müde geworden ist.»
Ohne Zeigefinger
Aber bräuchte es nicht ein generelles Picknick-Verbot, wenn schon ein Hüttenwart hinschmeissen will deswegen? Lüthi: «Dies ist schon aufgrund der Vorgaben des SAC-Hüttenreglements nicht möglich.»
Dieses müsste zuerst überarbeitet und von den SAC-Sektionen dann auch so angenommen werden.
Lüthi: «Ich denke, Gäste können auf eine gute Art und ohne ‹Zeigefinger› oder gar Verbote sensibilisiert werden.»
Die Sagers hören auf
Christoph Sager zieht in der neusten Folge von «Hüttengeschichten» seine Konsequenzen. Nach 27 Jahren in der Glecksteinhütte hören er und seine Frau Sarah nächstes Jahr auf.
Nächsten Sommer verbringt das Paar seine letzte Saison in der Glecksteinhütte.
Die Luft sei raus. «Ich habe einfach genug von den Leuten», so Christoph. Sie gingen ihm manchmal «auf den Kecks». Die Leute hätten «Wünsche und Ansprüche».
«Das Instagram-Publikum ist unglaublich streng», sagt Christoph. «Die kommen hier rauf, machen ihre Fotos, und sekkled wieder ins Tal. Die schätzen nicht, was wir hier haben.»












