SRF ist ins Fettnäpfchen getreten. In einem Social-Media-Post verwendete der Sender eine grammatikalisch nicht korrekte Form, um zu gendern.
SRF
SRF erhält Beanstandungen zu Nahostkonflikt-Themen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • SRF sprach in einem X-Post von «Passagierenden».
  • User wiesen den Sender auf die falsche Gender-Form hin, worauf diese korrigiert wurde.
  • SRF erklärt: «Das Wort ‹Passagierende› entstand im Eifer des Gefechts.»
Ad

Das hat sich jemand vergendert: SRF gibt sich viel Mühe, möglichst genderneutral und diskriminierungsfrei zu berichten. Nur die männliche Form zu benutzen, ist für den Sender daher ein No-Go. Statt von «Studenten» spricht SRF daher von «Studierenden», «Mitarbeiter» heissen jetzt «Mitarbeitende».

So weit, so üblich. Nun aber ist in einem X-Post von «SRF News» von «Passagierenden» die Rede. Wie bitte?

Falsche Gender-Form verwendet

Hintergrund: Neutrale Formulierungen können durch einen grammatikalischen Kniff gebildet werden. «Träumend» oder «studierend» beschreibt Personen, die gerade träumen oder studieren. Daraus entstehen dann die Personenbezeichnungen «Träumende» oder «Studierende».

Blöd nur: Das Wort «passagieren» gibt es nicht als Tunwort. Damit kann keine Handlung wie «träumen» oder «studieren» beschrieben werden, weshalb es auch keine «Passagierenden» geben kann.

Das hat man auch beim SRF erkannt. Nach Kritik wurde das Wort zunächst auf «Passagiere» umgeändert.

SRF
Zunächst sprach SRF von «Passagierende».
SRF
Dann sprach SRF von «Passagieren».
srf
Inzwischen spricht SRF von «Reisenden».

Mit den «Passagierenden» löst SRF einen Mini-Shitstorm aus: «Euch kann man nicht mehr helfen», schreibt eine X-Nutzerin und unterstreicht den Fehler. Ein anderer urteilt zynisch: «Behämmernde.»

SRF bestätigt den Gender-Fauxpas auf Anfrage von Nau.ch und erklärt: «Das Wort ‹Passagierende› entstand im Eifer des Gefechts. Es handelte sich dabei um einen Fehler und nicht um einen bewussten Entscheid fürs Gendern.»

Doch auch bei der Korrektur gibt es ein Problem. «Passagiere» ist nämlich nicht mit den publizistischen Leitlinien des Senders konform, die eine genderneutrale und diskriminierungsfreie Sprache erfordern.

Verwenden Sie noch das generische Maskulinum?

SRF räumt ein: «Die Verwendung des generischen Maskulinums war falsch.» Nach der Anfrage von Nau.ch hat das Social-Media-Team die Bezeichnung nun angepasst. Es ist nun von «Reisenden» die Rede.

Allerdings nicht im viel diskutierten Ursprungspost. Dieser wurde gelöscht und der News-Artikel neu gepostet.

Gendersprache bei SRF sorgt häufig für Diskussionen

Der Vorfall ist nicht der erste Gender-Fauxpas des öffentlichen Medienhauses.

2022 war in einem «Tagesschau»-Beitrag von «Mitgliederinnen» die Rede. «Ein sprachlicher Lapsus, der nicht passieren darf!», entschuldigte sich der verantwortliche Journalist damals auf einen Hinweis von SP-Nationalrätin Jacqueline Badran.

SRF verwendet in einem Beitrag den Ausdruck «Mitgliederinnen». - SRF

«Kassensturz»-Moderatorin Bettina Ramseier – damals noch als Deutschland-Korrespondentin tätig – sprach ebenfalls schon mal von «Mitgliederinnen und Mitgliedern».

Stunk um «menstruierende Personen»

Für Stunk sorgte kürzlich auch der Begriff «menstruierende Personen» anstelle von Frauen in einem Instagram-Beitrag. Politikerinnen fassten den Begriff unterschiedlich auf.

SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger bekundete im Nau.ch-Interview, dass sie sich von diesem Begriff nicht abgeholt fühle. Ihrer Meinung nach stifte die Gendersprache viel Verwirrung. «Das braucht es nicht.»

menstruierende Personen SRF
Auf Instagram schreibt das SRF von «menstruierenden Personen». - Instagram /@srfwemyselfandwhy

SP-Nationalrätin Tamara Funiciello fand hingegen Gefallen an der Bezeichnung. «Nicht alle Frauen menstruieren», sagte sie. Ausserdem schliesse der Begriff auch jene menstruierenden Personen ein, die sich aber nicht als Frauen identifizieren. «Das ist ja eigentlich sehr schön, wenn man sehr genau ist in dem, was man eigentlich meint», fand Funiciello.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Tamara FunicielloJacqueline BadranKassensturzInstagramSVPSPSRFMini