Laute Autos und Motorräder werden in Paris registriert und künftig gebüsst. In der Schweiz setzt man auf Freiwilligkeit – zumindest vorerst noch.
Auspuff
Wer den Motor hochdrehen lässt, macht Lärm. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit einem speziellen Mikrofon werden laute Autos in Paris registriert.
  • Die Schweiz testet aktuell digitale Warntafeln im Kanton Solothurn.

Kräftig aufs Gas getreten, schon heult der Motor auf. Was manchem Autofahrer ein Lächeln ins Gesicht zaubert, sorgt bei vielen Anwohnern in Strassennähe für rote Köpfe – vor allem, wenn nachts Krach gemacht wird.

Paris will dieses Problem jetzt angehen. In der französischen Hauptstadt werden aktuell Radarfallen für lärmende Fahrzeuge getestet. Dort ist verboten, mit Autos und Motorrädern viel Lärm zu machen – allerdings hatten die Gesetzeshüter bisher Probleme, die Verstösse zu ahnden.

Vier Mikrofone reagieren blitzschnell

Hier kommt die «Méduse» ins Spiel. Das Gerät ist mit vier Mikrofonen ausgestattet, welche in unterschiedliche Richtung zeigen. Es wird innert Millisekunden aktiviert, sobald ein besonders lautes Vehikel aufkreuzt.

Lärm Radar
Das Radarsystem hat vier Mikrofone verbaut. - bruitparif.fr

Noch werden keine Bussen ausgestellt, weil die gesetzliche Grundlage dazu fehlt. Im Herbst soll allerdings ein Gesetz verabschiedet werden, das den Einsatz solcher Geräte erlaubt.

Motorenlärm sorgt auch in der Schweiz für rote Köpfe. Über drei Milliarden Franken hat die öffentliche Hand für Lärmschutz den Strassen entlang ausgegeben. Doch das Problem bleibt. Jede dritte Anfrage beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) ist wegen Strassenlärm.

Gesetzliche Grundlage fehlt

Für einen Lärmradar wie in Frankreich fehlt hierzulande die gesetzliche Grundlage. Das Bundesamt versucht es darum mit Umerziehung auf freiwilliger Basis.

Gemeinsam mit TCS testet das BAFU im Kanton Solothurn ein Lärmdisplay. Das funktioniert so: Ein Radargerät registriert, wie schnell ein Auto, Lastwagen oder Töff unterwegs ist. Dazu misst ein Mikrofon die Lärmbelastung.

Pass
Auto- und Töfffahrer lassen ihre Motoren gerade auf Passstrassen gerne aufheulen. - Keystone

Etwas weiter vorne gibt es für den Fahrer Rückmeldung. Stimmt das Tempo und die Lautstärke, seht «Danke». Sonst steht auf dem Display «Langsamer!» oder «Leiser!»

Bis Ende Woche dauert der Testbetrieb im Kanton Solothurn. Dann wird ausgewertet, ob das System zu einer Verhaltensänderung führt.

Weniger Lärm in Deutschland

In Deutschland scheint es zu funktionieren. Je nach Standort ist die Zahl zu lauter Autos zwischen 25 und 50 Prozent zurückgegangen, wie die «Tamedia»-Zeitungen jüngst berichteten. Ebenfalls sank die Durchschnittsgeschwindigkeit und die durchschnittliche Lärmbelastung.

Vom Tisch ist ein Lärmradar in der Schweiz noch nicht. Geht es nach den Kantonen Genf und Waadt, dürfte so ein System künftig auch hierzulande zum Einsatz kommen. Die ETH Lausanne prüft im Auftrag der Kantonsregierungen aktuell eine mögliche Umsetzung.

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