Ein Nau.ch-Leser entdeckt in Österreich etwas, was er in der Schweiz noch nie gesehen hat. Nun überlegen sich Schweizer Skigebiete, das Konzept zu übernehmen.
Ski Serfaus Österreich Schweiz
Skifahrer laufen an der österreichischen Talstation Fiss zur Gondelbahn. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • In Serfaus-Fiss-Ladis setzt man auf ein Europapark-ähnliches Konzept.
  • Um Schlangen zu vermeiden, werden oben am Lift Wartezeiten-Tafeln eingesetzt.
  • Ein Nau.ch-Leser staunt – gut möglich, dass auch Schweizer Skigebiete bald darauf setzen.
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Nau.ch-Leser Marco P.* verbringt seine Skiferien dieses Jahr ausnahmsweise in Österreich. Nicht nur die Grösse des Skigebiets Serfaus-Fiss-Ladis ist für den Aargauer beeindruckend.

Ein Konzept, das er so in der Schweiz noch nicht gesehen hat, begeistert ihn.

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Wer im österreichischen Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis vom Sessellift steigt, fährt neben einer Digital-Tafel durch.
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Darauf werden die Skifahrer über die Lift-Wartezeiten bei den möglichen Abfahrten informiert.
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Zu diesem Zeitpunkt gab es weder an der Möseralmbahn noch in Ladis oder der Schönjochbahn längere Wartezeiten.

Marco sagt: «Wer oben am Sessellift absteigt, dem wird auf Tafeln angezeigt, wie lange man an welchen Liften gerade anstehen muss.» Das wirkt: Meistens würden die Tafeln ihren Zweck erfüllen. Es gebe kaum lange Wartezeiten am Lift. «Obwohl die Wohnungen im Bergdorf ziemlich ausgelastet und viele Skifahrer unterwegs sind.»

Marco vergleicht das Konzept «mit dem Europapark. Dort geht man auch nicht auf die Euro-Mir, wenn man sieht, dass man eine Stunde anstehen muss.»

Tatsächlich war dieser Ösi-Trick vielen Schweizer Skigebieten bisher unbekannt – bis jetzt. Durchaus möglich, dass das «Europapark-Konzept» auch bald an einigen Orten in der Schweiz eingesetzt wird.

Hier kommt die Ösi-Wartezeit-Tafel gut an

Zum Beispiel in Andermatt-Sedrun. Dort verfügt man bereits über Informationsbildschirme, auf welchen man etwa über offene Anlagen, Pisten und Lawinengefahr informiert. «Denkbar wäre, auf diesen Bildschirmen auch Wartezeiten zu kommunizieren», sagt der Medien-Verantwortliche Stefan Kern.

Bilder aus dem Skigebiet Adelboden-Lenk BE vom 13. Januar. Es braucht viel Geduld am Lift. - Nau.ch

Auch aus Adelboden-Lenk heisst es: «Die Idee ist sicher nicht abwegig. Anlagen gleichmässig auszulasten, ist in der Tat ein schwieriges Unterfangen», so Stefanie Inniger. Allerdings komme es auf die Gegebenheiten an. Was man beobachte: «Die meisten Gäste verschieben sich mit dem Sonnenschein von Anlage zu Anlage und bevorzugen Pisten, die schon Sonne haben.»

Es gebe aber sicher relevantere Investitionen aus Gästesicht. So zum Beispiel moderne Anlagen und Pistenqualität.

Jungfrau-Bahnen befürchten Skifahrer-Frust wegen Tafeln

Kathrin Naegeli von der Jungfrau-Region hebt hervor: Bei den «Adventure-Angeboten» und bei den Parkplätzen zeige man die Wartezeiten bereits an. «Im Wintersport war dies bisher ein untergeordnetes Thema. Die Beförderungskapazitäten an den meisten Anlagen verhindern längere Wartezeiten.»

Anzeigetafeln zeigen, wie lange man an welchem Skilift anstehen muss: Was halten Sie von der Idee aus Österreich?

Zudem gibt es Zweifel, ob die Wartezeiten-Tafeln auf den Pisten wirklich funktionieren würden. Sie könnten sogar kontraproduktiv sein. «Die Wartezeiten werden sich vom Lesen der Tafeln bis zum Eintreffen beim entsprechenden Skilift bereits wieder verändert haben. Das könnte gerade im Wintersport auch sehr rasch zu Frust für die Gäste führen», befürchtet Naegeli.

Weil durch neue Bahnen auch die Talabfahrten attraktiver geworden seien, würden sich die Gäste besser verteilen als früher. «In den 70er- und 80er-Jahren war es völlig normal, an Skiliften eine Stunde oder länger anzustehen. Das waren sich alle gewohnt», so Naegeli weiter.

Kein Interesse in Saas-Fee – trotz Mega-Schlangen im November

Keine Begeisterung löst die Wartezeiten-Idee aus Österreich im Walliser Gebiet Saas-Fee aus. Die Gäste wüssten über die verschiedenen Zubringeranlagen ins Skigebiet Bescheid, der Gästeandrang verteile sich sehr gut. «Es kommt nur selten zu längeren Wartezeiten», versichert Emmanuel Rossi.

In Saas-Fee gebe es eine hohe Transportkapazität. Die angezeigten Wartezeiten seien eher für Skigebiete attraktiv, die schneller an die Kapazitätsgrenze kommen.

Allerdings: Wie Videos von Anfang November zeigen, kommt auch Saas Fee trotz Top-Anlagen wegen Besucheransturm manchmal ins Schwitzen. Auf Tiktok beschwerten sich Besucher über Wartezeiten von 1,5 Stunden bei der Gondel-Station im Dorf.

*Name der Redaktion bekannt

In Saas-Fee wurden die Skipisten eröffnet – der Ansturm war gross. - Tiktok/ @valais4saisons
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