Hühner und Truten machen gegenüber freilebenden Brutvögeln den Hauptanteil der Schweizer Vogel-Biomasse aus. Die Auswertung zeigt die Zunahme von Nutzgeflügel.
huhner
Hühner und andere Nutzvögel bringen in der Schweiz insgesamt 16'000 Tonnen auf die Waage: Legehennen in einem Betrieb im Kanton Zürich. (Archivbild) - KEYSTONE
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Hühner, Truten und andere Nutzvögel machen hauptsächlich die Schweizer Vogelwelt aus.
  • Der Anteil der freilebenden Brutvögel sinkt laut einer Auswertung auf sechs Prozent.
  • Die Studienautoren warnen vor verschiedenen Auswirkungen der Nutzgeflügel-Zunahme.

Die Schweizer Vogelwelt besteht hauptsächlich aus Hühnern, Truten und anderen Nutzvögel. Der Gewichtsanteil der freilebenden Brutvögel ist verschwindend klein. Das zeigt eine Auswertung der Schweizer Vogel-Biomasse.

Die Analyse erschien in der Fachzeitschrift «Ornithologischer Beobachter». Laut der Auswertung machen Wildvögel nur gerade etwa sechs Prozent der Biomasse des Schweizer Vogelbestandes aus. In den 1990er-Jahren lag der Anteil noch bei acht Prozent.

hühner
Hühner in einer Reihe am Wasser. Der Anteil des Geflügels an der Schweizer Vogelwelt nimmt weiter zu. - Keystone

Im globalen Vergleich sind das tiefe Werte. Weltweit belaufe sich der Anteil der Wildvögel an der gesamten Vogel-Biomasse auf etwa dreissig Prozent. Dies teilte die Schweizerische Gesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz Ala am Mittwoch mit.

Überproportionales Wachstum bei Nutzgeflügel

Die Studie zeigt, dass die Biomasse der freilebenden Brutvögel in den vergangenen zwanzig Jahren um zwanzig Prozent zugenommen hat. Das sei zu einem grossen Teil auf die Bestandszunahme von häufigen Arten zurückzuführen. Diese lebten vorwiegend im Wald und profitierten von der zunehmend naturnahen Waldbewirtschaftung. Die Bestände von Siedlungs- und Kulturlandbewohnern, die auch einen hohen Anteil Rote-Liste-Arten beinhalten, verkleinerten sich jedoch.

Kiebitz
Ein Kiebitz (Vanellus vanellus) läuft über eine Wiese. Kiebitze gelten als gefährdet. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa - dpa

Das Gesamtgewicht des Nutzgeflügels nahm im gleichen Zeitraum überdies deutlich stärker zu, nämlich um vierzig Prozent. Es liegt bei 16'000 Tonnen. Am deutlichsten ins Gewicht fallen die Hühner mit schätzungsweise über 15'000 Tonnen. Die Brutvögel bringen es hingegen auf gerade mal 1100 Tonnen.

Warnung vor Auswirkungen der Nutzgeflügel-Zunahme

Die Studienautoren prognostizieren, dass der Wildvogel-Masseanteil weiter sinken dürfte. Grund dafür seien das Bevölkerungswachstum, der steigenden Pro-Kopf-Konsum von Geflügelprodukten sowie der steigende Inlandsanteil von verkauftem Pouletfleisch. Sie warnen, dass mit der Zunahme des Nutzgeflügels auch Futterimporte steigen werden. Bereits heute liesse sich mit dem in der Schweiz produzierten Futter nur 17 Prozent des Geflügels ernähren.

Zudem würde die Umweltbelastung durch Ammoniakemissionen aus Geflügelkot weiter zunehmen. Diese unerwünschte Düngung gefährde nährstoffarme Ökosysteme wie Magerwiesen oder Flach- und Hochlandmoore.

Wie die Forscher festhalten, wurden nur Brutvögel vor Brutbeginn berücksichtigt. Durchzügler und Wintergäste etwa hingegen nicht. Würde man die überwinternden Wasservögel hinzuzählen, würde die Wildvogel-Biomasse etwa um die Hälfte grösser werden. Aber: «So oder so liegt das Biomasse-Verhältnis von Wildvögeln zu Nutzgeflügel in der Schweiz deutlich unter dem globalen Verhältnis», schreiben sie.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Studie