Während des Weltcups konnte in Adelboden Dorf praktisch nur mit Bargeld bezahlt werden. Für einen Experten unverständlich, haben die Standbetreiber gute Gründe.
Blick auf Adelboden. - Gemeinde Adelboden

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Weltcup in Adelboden Dorf konnte fast nur bar gezahlt werden.
  • Das ist für einen Experten unverständlich, geht der Trend doch in eine andere Richtung.
  • Die betroffenen Standbetreiber haben für die Bargeldpflicht jedoch gute Gründe.
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Grosses Staunen beim Weltcup Adelboden am Wochenende. Wer im Berner Alpendorf Bier, Glühwein, Bratwurst & Co schlemmen wollte, sah sich Jahre zurückversetzt. Denn: Vielerorts konnte man nur mit Bargeld bezahlen.

Ein Schild machte etwa klar: «No Credit Cards» – auch Debitkarten wurden teils nicht akzeptiert.

Selbst die Bezahl-App Twint kam nur an vereinzelten Ständen zum Zug. Ein Standbetreiber erklärte: «Die meisten Besucher sind betrunken und kommen mit den QR-Codes bei der digitalen Zahlung gar nicht zurecht.»

Zahlungsmittel-Experte Marcel Stadelmann von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW überraschen sowohl diese Aussage als auch der Bargeld-Fokus: «Aus meiner Erfahrung geht die Tendenz bei Grossanlässen eher in die andere Richtung.» So habe beispielsweise das Stadtfest Luzern im vergangenen Sommer komplett auf Bargeld verzichten wollen.

Nicht anders die Weihnachtsmärkte in Zürich, Bern & Co.

Zahlen Sie noch mit Bargeld?

Besucher bei Bargeldzahlung «not amused»

Erst nach öffentlicher Empörung sei wieder davon abgerückt worden. «Auch bei Openair-Festivals wird seit mehreren Jahren kein Bargeld mehr akzeptiert», ergänzt Stadelmann. Dort werde allerdings mit einem Armband bezahlt, welches im Voraus aufgeladen werden kann. Dass beim Adelboden-Weltcup auf Bargeld gesetzt werde, könne er nicht nachvollziehen.

Adelboden
Mit Kärtli konnte am Adelboden-Weltcup vielerorts nicht bezahlt werden. - Nau.ch

Er glaube gar, dass Besucher, die ohne Bargeld anreisten, wohl «not amused» waren, als sie dann an der Kasse standen.

Stadelmann warnt: «Gerade für Betrunkene ist der Umgang mit Bargeld ein Risiko, da dieses leicht verloren gehen kann.» Die Gefahr beim bargeldlosen Bezahlen wäre höchstens, «dass man mehr Geld ausgibt, als man eigentlich möchte. Dass sich die Veranstalter daran stören, wäre aber auch eher verwunderlich.»

«Ist jemand zu betrunken, gibt's ein Alkfreies gratis»

Auf Anfrage von Nau.ch erklärt der Geschäftsführer der Metzgerei Gempeler, die einen Stand im Dorf mit Bargeld betrieb: «Der Empfang unseres Kartenlesegeräts reicht schlicht nicht bis zum Stand hinaus.» Wegen zwei Tagen im Jahr lohne es sich auch nicht, hier technisch umzustellen. Was betrunkene Kunden angeht, stellt er klar: «Ist jemand so besoffen, dass er nicht mehr bezahlen kann, bieten wir ihm gratis ein alkoholfreies Getränk an.»

Der benachbarte Geschäftsführer des Timeout Pubs, das ausschliesslich auf Bargeld setzte, sagt: «Wir hatten schlicht zu wenig Kartenlesegeräte.» Darüber hinaus würde es zu lange dauern, bis die Betrunkenen ihre Karte oder ihr Smartphone für die Twint-Zahlung vorbereitet hätten.

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