Nur 84 Syrer sind aus der Schweiz in ihre Heimat zurückgereist
Zwischen Januar und Juli sind weniger als 100 Personen in ihre Heimat zurückgekehrt. Im selben Zeitraum gab es mehr als sechsmal so viele neue Asylanträge.

Das Wichtigste in Kürze
- Trotz Assads Sturz 2024 kehrten bisher nur wenige Syrer aus der Schweiz zurück.
- Die politische Situation bleibe fragil, was viele von einer Rückkehr abhalte, so Experten.
- Zugleich steigen neue Asylanträge – Entscheidungen erfolgen derzeit nur in Einzelfällen.
Trotz des Sturzes von Langzeitmachthaber Baschar al-Assad Ende 2024 sind bislang kaum Syrer aus der Schweiz in ihre Heimat zurückgereist. Bis Ende Juli 2025 zählte das Staatssekretariat für Migration (SEM) lediglich 84 selbstständige Ausreisen nach Syrien.
Das sei zwar ein Anstieg gegenüber früher, jedoch «auf ziemlich bescheidenem Niveau», wie SEM-Sprecher Reto Kormann gegenüber Nau.ch festhält.
Finanzielle Unterstützung durch EU-Programm
Zum Vergleich: In der Schweiz leben derzeit rund 28'000 Syrerinnen und Syrer. Gut 6100 befinden sich im Asylprozess.
Seit Juli 2025 können syrische Rückkehrwillige am neuen EU Reintegration Programme (EURP) teilnehmen. Dabei erhalten sie eine finanzielle Starthilfe von 615 Euro pro Person sowie eine Reintegrationshilfe in Höhe von 2000 Euro.
In den ersten beiden Monaten haben laut dem SEM 57 syrische Staatsangehörige aus der Schweiz das EURP in Anspruch genommen.
Dass viele Geflüchtete trotz Förderprogrammen bleiben, überrascht Kormann nicht: «Die politische Situation in Syrien ist nach wie vor unübersichtlich und schwer voraussehbar.»
Nach mehr als zehn Jahren Krieg sei das Land «infrastrukturell, wirtschaftlich und auch gesellschaftlich schwer gezeichnet».
Zudem sei unklar, wie stabil die neue Führung sei. Und wie sie mit ethnischen und religiösen Minderheiten wie Christen, Drusen oder Kurden umgehe.
«Dauerhafte Rückkehr für die meisten unmöglich»
Auch die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) warnt vor voreiligen Rückkehrerwartungen.
Bewaffnete Konflikte, insbesondere im Norden und entlang der Küste, würden für grosse Unsicherheit sorgen, sagt Sprecherin Eliane Engeler. Über die Hälfte der Bevölkerung sei auf humanitäre Hilfe angewiesen; viele hätten keinen Zugang zu Strom, Wasser oder medizinischer Versorgung.
Folglich bleibe «eine dauerhafte Rückkehr für die meisten unmöglich – unabhängig von vorhandener Rückkehrberatung und Unterstützungsprogrammen».
Gleichzeitig kommen weiterhin Syrerinnen und Syrer in die Schweiz, um einen Asylantrag zu stellen. Zwischen Januar und Juli 2025 waren es 525 Menschen – sechsmal mehr als selbstständig ausgereist sind.
Entschieden wird über die Asylgesuche syrischer Personen seit dem Machtwechsel allerdings nicht. Ausnahmen bilden seit dem 1. September Gesuche von vulnerablen Personen und Straftätern.
Das SEM werde «zu einem späteren Zeitpunkt die Entscheidungstätigkeit für weitere Personenkategorien aus Syrien wieder aufnehmen», sagt Sprecher Kormann.