Neuer Kindsgi-Bändel: Lehrer entfernen mühsames Stück

Karin Aebischer
Karin Aebischer

Fribourg,

Weil sie besser reflektieren müssen, hat der TCS neue Kindergarten-Dreiecke verteilt. Doch diese kommen weder bei den Kindern, noch bei den Erwachsenen gut an.

TCS
Der Gurt auf Hüfthöhe ist neu und für die Kinder eher ein Störfaktor. Das neue System wird darum nächstes Jahr nicht weitergeführt. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Kindergarten-Kinder haben ein neues Leuchtdreieck gekriegt. Doch dieses nervt.
  • Es ist kompliziert anzuziehen. Und deshalb unpraktisch für Kinder, Eltern und Lehrer.
  • Der TCS testet bereits einen neuen Leuchtbändel – denn das Dreieck ist bald ganz passé.

Was in der ersten Klasse die Hausaufgaben sind, ist beim Kindergarten-Eintritt das gelb oder orange leuchtende Dreieck für den Schulweg. Beides wird von den Kindern heiss herbeigesehnt.

Doch in diesem Jahr wurde wohl manche Vorfreude auf das Leuchtdreieck von Ratlosigkeit abgelöst. Denn rund 50'000 Kinder in der Schweiz erhielten zum Schulstart eine neue Version des Leuchtgürtels Triki.

Der TCS, der die Dreiecke verteilt, musste diese einer neuen Norm anpassen. Nun haben sie grössere fluoreszierende Flächen für bessere Sichtbarkeit sowie eine «360°-Sichtbarkeit für Schutz aus jeder Perspektive».

Doch der Preis für dieses zusätzliche Leuchten ist gross. Denn die 4-Jährigen können die Dreiecke kaum ohne Hilfe anziehen – das ist nicht nur für sie selber frustrierend, sondern auch für die Eltern und Lehrpersonen.

Als einen «Riesen-Mist» bezeichnet eine Kindergarten-Lehrerin aus der Stadt Freiburg die Neuerung.

Doch: Das Lehrer-Team habe aber nicht lange gefackelt und die Gurte der Dreiecke einfach entfernt, erzählt sie Nau.ch.

Sie verstehe nicht, weshalb die Verantwortlichen nicht gleich Leucht-Gilets produziert hätten, wie in der ersten und zweiten Klasse, so die Kindergärtnerin.

Nicht nur in der Schul-Garderobe, auch auf dem Schulweg macht das neue System stutzig. «Wir wussten nicht, was das für ein Gürtel sein soll, der bei den Kindern so komisch hinunterhängt», erzählt Pedibus-Begleiterin Aurélie aus Freiburg.

Die Kinder würden sich im neuen Leuchtdreieck offensichtlich nicht wohlfühlen.

VCS kritisiert: «Design vom Reisbrett»

Die Kritik am Produkt ist auch bis zum VCS gekommen. Der Verkehrs-Club der Schweiz hilft bei der Organisation der Pedibus-Linien in der Schweiz und will diese vorantreiben. «Der neue Leucht-Bändel ist für Kinder offenbar schwierig zu handhaben», sagt VCS-Verkehrssicherheitsexperte Michael Rytz zu Nau.ch.

Er sieht auch die positiven Aspekte daran: «Auf den ersten Blick fallen die grossen reflektierenden Flächen und die verbesserte Rundum-Sichtbarkeit auf.»

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Das entspreche den Anforderungen der Sicherheitsnorm und sei auf dem Schulweg von grossem Vorteil. Besonders jetzt, wo der Herbst anbreche.

Dennoch kritisiert Rytz das Produkt: «Ein typisches Beispiel für ein Design vom Reissbrett, das offenbar nicht genügend mit Kindern getestet und für sie optimiert wurde.»

Wenn ein unpraktisches Produkt dazu führe, dass Kinder womöglich ganz ohne «Bändel» auf dem Schulweg unterwegs sind, nütze der Gürtel freilich wenig.

Es gibt keine Vorschriften, die Leuchtkleidung tragen zu müssen. Ältere Schüler sind meist ohne unterwegs. - keystone

Beim TCS ist man sich dieser Probleme bewusst. «Wir wissen, dass das nicht die ideale Lösung ist», sagt Mediensprecherin Vanessa Flack zu Nau.ch. Deshalb sei schon immer klar gewesen, dass dies nur eine Übergangslösung sei.

Die EU-Norm habe sich geändert und man habe entsprechend rasch reagieren müssen.

Es seien noch einige der alten Trikis an Lager gewesen. Diese habe man hervorgeholt. Daher sind von den rund 115'0000 Leuchtbändeln, die der TCS jährlich im Auftrag des Fonds für Verkehrssicherheit verteilt, nur etwa 50'000 mit dem neuen Gurt im Umlauf.

Keine fixe Regel

Wie und ob dieser neue Gurt auch wirklich getragen wird, das kontrolliert der TCS nicht. «Es gibt keine Vorschrift, dass das Triki getragen werden muss», so Flack. Es gehe einfach um den Grundsatz, dass ein Kind im Verkehr sichtbar sein sollte, weil es damit sicherer ist.

Das ist auch für die Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU ein zentrales Element. «Generell ist die Sichtbarkeit im Strassenverkehr von entscheidender Bedeutung – auch auf dem Schulweg», so Mediensprecher Lucien Combaz.

Warst du als Kind stolz auf den Kindergarten-Dreieck?

Auf die Frage, ob das neue Triki zu kompliziert geraten sei, geht die BFU nicht direkt ein.

Combaz hält jedoch fest, dass es nicht immer einfach sei, Kinder davon zu überzeugen, reflektierende Elemente zu tragen. «Dies ist einfacher, wenn das betreffende Produkt leicht zu verwenden ist und an der betreffenden Schule weitgehend akzeptiert wird.»

Traditionelles Leucht-Dreieck verschwindet

Der TCS hofft nun für den Schulanfang 2026 auf eine grössere Akzeptanz: «Mittlerweile testen wir mit Lehrpersonen und Kindern schon das neue System für nächstes Jahr», so Flack.

Es gehe dabei in Richtung Leucht-Gilet. Also jenes System, das die Kinder der ersten und zweiten Klasse bereits jetzt tragen.

Das Gilet der Erstklässler soll nächstes Jahr auch für die Kindergarten-Kinder zum Einsatz kommen. - keystone

Will heissen: Das von Generationen getragene Leucht-Dreieck ist bald Geschichte. «Ja, es wird leider verschwinden», so Vanessa Flack. Wer aber noch ein altbewährtes Dreieck zu Hause habe, dürfe dieses natürlich immer noch tragen.

Auch VCS-Experte Michael Rytz rät: Wenn Kinder gar nicht mit dem neuen Leucht-Bändel zurechtkommen, lieber einen älteren auftreiben. «Das ist weit besser, als ohne Reflektoren unterwegs zu sein.»

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Kommentare

User #3875 (nicht angemeldet)

Nau liebt es täglich erfolgreiche Schweizer Unternehmen und grosse Arbeitgeber wie heute der TCS für nichts und wieder nichts zu mobben und in den Dreck zu ziehen.

User #3934 (nicht angemeldet)

Diese Bädel sollten für Velo- und Scooterfahrer obligatorisch sein.

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