«Nazi-Stein»: Infotafel für Churer Denkmal stösst auf Kritik
Das Wichtigste in Kürze
- Vor einem Jahr wurde ein Denkmal auf einem Churer Friedhof als «Nazi-Stein» identifiziert.
- Der Stadtrat veranlasste daraufhin eine Infotafel zur Aufarbeitung.
- Mit dem Resultat sind nicht alle Mitglieder des Gemeinderats zufrieden.
- Kritik kommt vonseiten der Mitte und der SP – SVP und FDP schweigen bei der Debatte.
In Chur steht seit 1938 ein Denkmal, das eine dunkle Vergangenheit birgt. Es ist das wahrscheinlich einzige Monument zum Nationalsozialismus in der Schweiz und befindet sich auf dem Friedhof Daleu.
Gerade mal vor einem Jahr wurde es von einer SRF-Journalistin entdeckt. Eine kürzlich angefertigte Infotafel hat nun für Diskussionen im Gemeindeparlament gesorgt.
Politiker der Mitte und der SP zeigten sich unzufrieden mit dem Inhalt der Tafel, wie der Sender berichtet. Sie bemängeln fehlende kritische Auseinandersetzungen mit dem sogenannten «Nazi-Stein».
Kritik an mangelndem Kontext
Tino Schneider (Mitte), der vor einem Jahr eine solche Infotafel forderte, äusserte seine Enttäuschung über den vorgeschlagenen Text: «Wir hätten auf der Tafel gerne gelesen, ob die Behörden damals wussten, dass es ein Nazi-Denkmal ist», sagte er etwa.
Allgemein würde es an Kontext mangeln. Etwa gebe es keinerlei Information zu möglichem Einfluss des Nationalsozialismus in Graubünden.
Angela Carigiet-Fitzgerald (SP) stimmt der Kritik zu: «Der Stadtrat hat eine Chance verpasst, dem wachsenden Antisemitismus und Rassismus entgegenzuwirken.» Ebenso bemängelte sie, dass der Text zu lang und zu unleserlich sei.
Insgesamt ist die Infotafel gemäss SRF in vier Abschnitte unterteilt. Unter anderem wird das Churer Denkmal darauf im Detail beschrieben und seine Chronologie dargelegt. Auch erhalten Leserinnen und Leser Informationen etwa zu den deutschen Internierten, die dort begraben sind.
Auch der Volksbund, der dem Nazi-Regime nahestand und das Denkmal zu verantworten hat, wird thematisiert. Seit 1919 kümmert sich die Organisation um deutsche Soldatengräber und existiert heute noch.
Stadtpräsident: Man wollte «politische Färbung» vermeiden
Mitglieder von SVP und FDP äusserten sich nicht zur Diskussion um die Tafel.
Stadtpräsident Urs Marti gab an, dass Historikerinnen und Historiker den Text verfasst hätten: «Man wollte unbedingt eine politische Färbung verhindern», so der Stadtpräsident.
Trotz Unzufriedenheit stimmten am Ende sowohl Mitte als auch SP für den Vorschlag der Regierung zur Infotafel. Damit wird sich an dem Text wohl nichts mehr ändern.