Nach Französisch-Eklat: Bundesrätin unterstützt Thomas Matter
SVP-Nationalrat Thomas Matter sorgte für Wirbel, weil er eine französische Frage ablehnte. SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider hat volles Verständnis.
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Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Nationalrat Thomas Matter liess seinen welschen Ratskollegen ohne Antwort stehen.
- SP-Nationalrat Emmanuel Amoos findet dies verachtend gegenüber der Romandie.
- Die jurassische Bundesrätin Elisabeth-Baume Schneider stärkt Matter hingegen den Rücken.
Die Frage des welschen Ratskollegen schmetterte SVP-Nationalrat Thomas Matter ab. «Mein Französisch ist heute nicht so gut», antwortete Matter. SP-Nationalrat Emmanuel Amoos wollte in der Herbstsession eine Zwischenfrage zum Thema Bankenregulierungen stellen. Auf Französisch.
Matters Reaktion hat bei Amoos einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Jeder Person im Parlament stehe es am Rednerpult frei, eine Frage zu beantworten oder nicht, sagt Emmanuel Amoos zu Nau.ch. Anders sei es aber, wenn man es damit rechtfertige, nicht zu antworten, falls die Frage auf Französisch gestellt werde.
«Das zeigt eine echte Verachtung gegenüber der französischen Schweiz.» Dies sei vor allem der Fall, da über Kopfhörer eine Übersetzung zur Verfügung gestanden hätte.
«Unglückliches Signal»
Amoos erinnert an die Tradition im Schweizer Parlament. Dort könne sich jede und jeder in seiner Landessprache ausdrücken. «Thomas Matter hätte mir auch auf Deutsch antworten können, ohne jegliche Bemerkung von mir.»
Mit seinem Verhalten sende er ein «unglückliches Signal», sagt Amoos. «Das ist eine Form von Selbstbezogenheit.» Dies in einem multikulturellen und mehrsprachigen Land. «In dem der gegenseitige Respekt und der Wille, den anderen zu verstehen, grundlegende Prinzipien sind.»
Ähnlich empört reagierte der Zürcher Schulberater Sammy Frey. Mit einer «eindringlichen Bitte» wandte er sich an Innenministerin Elisabeth Baum-Schneider.
Sie solle das Gespräch mit SVP-Nationalrat Thomas Matter suchen, bat er in einem Post auf der Plattform Linkedin. «Und ihn darauf hinweisen, welches Signal er mit seinem Verhalten an die Romandie und an die übrige Schweiz sendet.»
«Sie sagte, ich solle mich nicht aufregen»
Tatsächlich hat die SP-Bundesrätin das Gespräch mit dem SVP-Nationalrat gesucht – allerdings, um ihm den Rücken zu stärken.
«Frau Baume-Schneider kam in der Session zu mir und sagte, ich solle mich nicht aufregen», sagt Matter zu Nau.ch. Sie wisse genau, warum er die Frage nicht auf Französisch habe entgegennehmen wollen, habe sie gesagt. «Schliesslich handle es sich um eine sehr komplexe Vorlage, sagte sie.»
Das Innendepartement nimmt auf Anfrage dazu keine Stellung.
Die jurassische Innenministerin spricht Französisch und gut Schweizerdeutsch. Verständnis für den Kampf mit Fremdsprachen dürfte sie aus eigener Erfahrung haben.
Vor ihrer Wahl zur Bundesrätin sorgte Baume-Schneider für Schlagzeilen. Grund dafür war, dass sie in den Hearings der Fraktionen englische Fragen auf Deutsch beantwortet hatte.
«Wünschte, ich könnte so gut Französisch»
Der Französisch-Zwist am Rednerpult passierte in einer heiklen Phase. Gerade wollen einige Kantone das Frühfranzösisch in der Schule abschaffen.
Er habe mit der abgelehnten Frage kein Zeichen gegen die französische Sprache setzen wollen, sagt Matter. Die vier Landessprachen seien ein wichtiger Bestandteil der Schweiz. «Ich wünschte, ich könnte so gut Französisch, dass ich mir auch eine komplexe Antwort in dieser Sprache zugetraut hätte.»
Sein Französisch habe jedoch gelitten, da er vier Jahre im angelsächsischen Raum gearbeitet habe. «Dafür kann ich fast perfekt Englisch», sagt der Zürcher Unternehmer. «Ich verstehe Umgangsfranzösisch more or less.»
Er habe keine Zeit verlieren wollen
Dass er am Rednerpult nicht zu den Kopfhörern mit der Simultanübersetzung gegriffen hat, begründet Matter mit einem unglücklichen Umstand. «Die Kopfhörer waren unter einem Stapel Papier versteckt.» Er habe nicht damit Zeit verlieren wollen, diese hervorzukramen und die Fragen übersetzen zu lassen.
Den Frust von Emmanuel Amoos kann Matter zudem nicht nachvollziehen. «Es ist übrigens gang und gäbe, dass linke Nationalräte Zwischenfragen von SVP-Kollegen nicht beantworten», behauptet er.