Mitarbeiter klauen Kaffeebohnen und WC-Papier
Eine Schweizer CEO muss ein Machtwort sprechen. Grund dafür ist, dass sich Mitarbeitende regelmässig im Büro für zu Hause bedienen.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Medienhaus Ringier läuft die Selbstbedienung aus dem Ruder.
- Tatsächlich kommt Diebstahl am Arbeitsplatz schweizweit am zweithäufigsten vor.
- Rache kann dabei eine Rolle spielen.
Nach den Supermärkten kämpfen auch Büros gegen Langfinger. Dies zeigt ein Appell einer CEO an die Mitarbeitenden.
Immer wieder mitgehen lassen diese Sprudelwasser, Kaffeebohnen, Milch, Druckerpapier und WC-Papier. Tatort sind die Büroküchen, Druckerräume und Toiletten von Ringier Medien Schweiz.

Ringier-CEO Ladina Heimgartner schreibt in einem internen Newsletter, der der «Schweiz am Wochenende» vorliegt: Es sei nicht die Idee, Wasserflaschen für zu Hause literweise mit Sprudelwasser abzufüllen.
Auch ermahnt sie die Mitarbeitenden, sich nicht mit Kaffeebohnen für daheim einzudecken. «Das Gleiche gilt für Hafermilch- und Milch-Packs.»
In einem weiteren Punkt stellt sie klar, dass das Druckerpapier für das Büro und nicht für das Homeoffice gedacht sei. «Das Gleiche gilt natürlich auch für Klopapier», schliesst sie die Klau-Liste ab.
Mitarbeitende haben Vertrauensprinzip arg strapaziert
Ein Ringier-Sprecher sagt gegenüber dem Branchenportal «Persönlich»: Das Medienhaus will mit Angeboten, die über den «Standard» hinausgehen, ein angenehmes und motivierendes Arbeitsumfeld bieten.
Es gelte das Vertrauensprinzip, sagt der Sprecher.
Einige wenige Mitarbeitende hätten dieses in den letzten Monaten arg strapaziert. Deshalb habe die CEO im internen Newsletter an die Gebote Kollegialität und Fairness erinnert.
Sogar Chefs sollen WC-Papier klauen
Solche Diebstähle machen auch vor der Teppichetage nicht Halt.
«Bei uns behaupteten mehrere Leute, der oberste Chef klaue WC-Papier», sagt eine ehemalige Angestellte einer Schweizer Versicherungsagentur zu Nau.ch. «Jemand hat ihn mal dabei erwischt.»
Am Arbeitsplatz etwas mitgehen zu lassen, ist beliebt.
Knapp 30 Prozent der Mitarbeitenden geben an, dort mindestens einmal etwas gestohlen oder absichtlich nicht bezahlt zu haben. Dies zeigte eine repräsentative Umfrage des Online-Vergleichsdiensts Moneyland.
Damit rangiert der Arbeitsplatz als Tatort für Diebstähle auf Platz zwei. Nur Schwarzfahren im ÖV ist noch beliebter.
Druckerpapier und Wasserglas abgezügelt
Was ist der Reiz daran, den eigenen Arbeitgeber zu beklauen? Arbeitspsychologen zufolge ist Unzufriedenheit ein häufiger Grund.
Etwa fühlen sich Mitarbeitende von der Firma ungerecht behandelt oder sie wurden enttäuscht. Die Diebstähle befriedigen Rachegelüste.
Nau.ch ist das Beispiel eines Managers bekannt, dem es ähnlich erging. Aus Frust zügelte er regelmässig stapelweise Druckerpapier ab.
Auch eine Praktikantin einer Marketingagentur wurde zum Langfinger. Sie hatte keine oder nur banale Aufgaben zu erledigen, wie das Ausräumen des Geschirrspülers. Aus Rache klaute sie ein Wasserglas und Büromaterial.













