Missbrauch, Macht, Models: Epstein-Skandal reicht bis in die Schweiz

Vivian Balsiger
Vivian Balsiger

Obwalden,

Béatrice Keul berichtet über Übergriffe durch Donald Trump und Jeffrey Epstein – und wie das Modelbusiness ausgenutzt wurde, mit Spuren bis in die Schweiz.

Donald Trump
Béatrice Keul erhebt schwere Vorwürfe gegen Donald Trump und Jeffrey Epstein. - X/@IntelCube

Das Wichtigste in Kürze

  • Epstein und andere nutzten das Modelbusiness offenbar, um junge Frauen zu missbrauchen.
  • Betroffene Frauen wie Béatrice Keul konnten jahrzehntelang kaum darüber sprechen.
  • Die Schweiz spiele dabei eine wichtigere Rolle als bisher bekannt.

«Die neunziger Jahre waren der Horror. Wir konnten als Frauen damals nur schweigen, schweigen, schweigen. Immer hiess es, übergriffiges Verhalten sei ein Fehler der Frauen, die es provoziert hätten», sagt Béatrice Keul.

Die heute 55-jährige ehemalige Miss-Schweiz-Finalistin erzählt der «NZZ» erstmals ausführlich von ihren traumatischen Erlebnissen mit Donald Trump und Jeffrey Epstein.

Im Herbst 1993 wurde Keul nach New York zu einem Schönheitswettbewerb von Trump eingeladen. In einer Hotelsuite habe er sie massiv sexuell belästigt.

«He was touching me everywhere», sagte Keul vor einem Jahr. Mit dieser Offenbarung machte Keul sie weltweit Schlagzeilen. Trump liess die Vorwürfe später bestreiten.

Am selben Anlass begegnete Keul Jeffrey Epstein, der sich ihr als «Donald Trumps bester Freund» vorstellte. Statt Modelaufträge zu besprechen, lud er sie nach Mar-a-Lago ein. Und versprach ihr Flugtickets, Geld, ein Apartment und ein neues Leben in den USA.

Keul lehnte ab. Doch Epstein wurde zunehmend aufdringlich, so «NZZ».

Modelbusiness als Jagdrevier

Epstein nutzte das Modelbusiness offenbar systematisch als Jagdrevier. 2019 wurde er wegen eines Rings zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger angeklagt. Im Gefängnis beging er Suizid. Seine Rolle bei Trumps Wettbewerb bleibt ungeklärt.

Verfolgst du den Fall Epstein?

Zunehmend rückt das Modelgeschäft in den Fokus der Ermittlungen. Der frühere Agent Jean-Luc Brunel, enger Freund Epsteins, soll eine Schlüsselrolle im Missbrauchsnetzwerk gespielt haben.

Brunel war regelmässig in der Schweiz aktiv, pflegte Kontakte zu hiesigen Agenturen und tauschte Models aus. 2020 wurde er in Frankreich wegen Vergewaltigung Minderjähriger angeklagt. 2022 nahm er sich im Gefängnis das Leben.

Schweiz im Fokus

Mit der bevorstehenden Veröffentlichung weiterer Epstein-Akten gerät nun auch die Schweizer Finanzwelt stärker ins Blickfeld.

Ein Gesetzesentwurf des US-Senats nennt erstmals die UBS und Julius Bär im Zusammenhang mit möglichen Verdachtsmeldungen zu Epstein.

Ob konkrete Hinweise vorliegen, ist offen. Beide Banken kommentieren den Gesetzesentwurf nicht, so die «NZZ».

Kommentare

User #2162 (nicht angemeldet)

Eigentlich darf Frau Keul dankbar sein. Nach Jahrzehnten in der Versenkung hat sie dank des Wiederaufleben des Andrew-Epstein-Skandals doch noch ein paar Schlagzeilen ergattert. Gratuliere! 👁️👁️

User #1020 (nicht angemeldet)

Sie wusste genau was dort abläuft und dass man nicht Briefmarkensammlung anschaut

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