Der international renommierten Schweizer Künstlerin Miriam Cahn wird am kommenden Sonntag der 14. Rubenspreis der Stadt Siegen verliehen. Die Auszeichnung ist dotiert mit 25'000 Euro und verbunden mit einer Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst Siegen.
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Die Künstlerin Miriam Cahn. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ausstellung, die ebenfalls am Sonntag eröffnet wird, stellt Cahn unter den Titel «MEINEJUDEN».

Die 1949 in Basel geborene Künstlerin bringt das Menschsein auf den Punkt - zwischen Leben und Tod, verletzlich und verletzend, in einer Welt, die schön und schrecklich sein kann. Sie sieht sich als Streiterin für Jüdinnen und Juden und auch für jene, die sie als «entrechtet» wahrnimmt: Frauen, Kinder, Geflüchtete. Die Ausstellung in Siegen dauert bis 23. Oktober. Und: Sie fällt mitten in die Diskussion um den Antisemitismus-Eklat der documenta fifteen in Kassel.

In der Schweiz hatte Cahn Ende 2021 Schlagzeilen gemacht, als sie ankündigte, ihre rund 40 Werke aus dem Kunsthaus Zürich abziehen zu wollen. Sie wolle nicht mehr in diesem Zürcher Kunsthaus vertreten sein und die Bilder zum Originalpreis des Ankaufs zurückkaufen, schrieb sie in einem Brief an das jüdische Wochenmagazin «Tacheles».

Damit warf die 72-Jährige den Akteuren Geschichtsblindheit vor. Kunst kaufen wasche nicht weiss. Kunst sammeln mache nicht zu einem besseren Menschen. In ihrem Schreiben kritisierte sie auch die «undurchsichtige Gemengelage» zwischen Kunsthaus Zürich, Kunsthausgesellschaft, der Zürcher Regierung und Wissenschaftlern.

Hintergrund war die Diskussion um die Sammlung Bührle, die im neu eröffneten Erweiterungsbau des Kunsthauses ausgestellt wird. Cahn protestierte gegen den aus ihrer Sicht viel zu unkritischen Umgang mit der Sammlung des zur NS-Zeit reich gewordenen Waffenfabrikanten Emil Georg Bührle (1890-1956).

Miriam Cahn nimmt seit den 1970er Jahren eine der meist beachteten Kunstpositionen der Schweiz ein. Sie stellt weltweit aus. So war sie etwa 1984 auf der Biennale Venedig vertreten, 2017 hatte sie an der documenta teilgenommen. Vor einem Jahr hatte die Stadt Siegen bekannt gegeben, ihr den 14. Rubenspreis zu verleihen.

Der Preis ist benannt nach dem 1577 in Siegen geborenen Barockmaler Peter Paul Rubens, dessen Eltern als Kriegsflüchtlinge aus Antwerpen nach Deutschland geflohen waren. Er wird seit 1957 alle fünf Jahre vergeben. Zu den Preisträgern gehören unter anderem Sigmar Polke, Maria Lassnig und Antoni Tàpies.

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