Migros und Coop ghosten Teenie (17) für Ferienjob
Ein Zürcher Gymischüler sucht bei Migros oder Coop einen Job für die Sommerferien. Seine Mutter meldet sich mit einem Hilferuf.

Das Wichtigste in Kürze
- Als «kleinen Spiessrutenlauf» bezeichnet Bloggerin Rita Angelone die Ferienjobsuche.
- Weder von Migros noch von Coop hat ihr Sohn eine Reaktion erhalten.
- Die Grossverteiler erklären, wie Jugendliche bei ihnen zu einem Job kommen.
Fünf Wochen Ferien sind für den Sohn von Rita Angelone zu viel Dolce Vita. Der Zürcher Gymischüler will in dieser Zeit anpacken und Geld verdienen.
Doch die Suche nach einem Ferienjob bei Migros oder Coop hat sich für ihn zu einem «kleinen Spiessrutenlauf» entwickelt. So beschreibt es seine Mutter und Familienbloggerin auf der Businessplattform Linkedin.
Der Schüler hat sich an die zentralen Recruiting-Stellen gewandt, wie Angelone berichtet. Diese verwiesen ihn an die Filialen, wo er sich persönlich bewerben müsste. Die Filialen wiederum verwiesen ihn an die Zentralen zurück.
«Was genau soll er tun?», fragt die Mutter im Post, den sie an die Migros und Coop richtet.
Doch alleine ist der Gymischüler mit dem Problem nicht. «Da kann ich nur den Kopf schütteln und uns gehts mit unserem Sohn genau so!», schreibt ein Vater etwa.

Vorgehen sei frustrierend
Den Frust erlebt der 17-Jährige nicht das erste Mal. Bereits für die Herbst- und Weihnachtsferien habe ihr Sohn erfolglos nach einem Ferienjob gesucht, sagt Rita Angelone. «Er wurde bei Migros und Coop auch hin- und hergeboten.»
Angelone bezeichnet das Vorgehen von Migros und Coop gegenüber jungen, motivierten Menschen als frustrierend.
«Es heisst gern, die Generation Z sei faul», sagt Angelone. Wollten junge Menschen aber sogar freiwillig arbeiten, würden ihnen Steine in den Weg gelegt. Zudem werde ständig über Fachkräftemangel geklagt. «Dabei könnten Unternehmen mit Ferienjobs ideal für ihre Berufe werben.»
«Lieber eine Absage als nicht reagieren»
Bekannt ist, dass manche Firmen auf Bewerbungen nicht reagieren – die Rede ist von Job-Ghosting. Umgekehrt tauchen Lernende nach unterschriebenem Lehrvertrag ab.
Die Jugendlichen kostet es laut Angelone auch Überwindung, sich bei einem Unternehmen zu zeigen und ein Bewerbungsdossier einzureichen.
Deshalb sei es umso wichtiger, dass sie sich ernst genommen fühlten. Ansonsten drohten Jugendliche, sich später im Berufsleben ebenso gleichgültig gegenüber dem Nachwuchs zu verhalten.
«Firmen sollten darum lieber eine Absage schicken, als gar nicht reagieren.»
Migros bemühe sich
Die Migros zeigt Verständnis für den Ghosting-Frust. «Es ist verständlich, dass dies frustrierend sein kann», sagt Mediensprecher Tobias Ochsenbein zu Nau.ch. «Die Migros bemüht sich, alle Anfragen zu bearbeiten.»
Der Grossverteiler empfiehlt den Bewerbenden, sich direkt an die Filialleitung zu wenden. Dies, um sicherzustellen, dass die Bewerbung an der richtigen Stelle ankommt.
«Sollte in einem seltenen Fall einmal keine Antwort erfolgen, kann es hilfreich sein, telefonisch nachzufragen», sagt Ochsenbein.
Coop bietet gemeinsame Lösung an
Coop beschwichtigt auf Anfrage. «Die von Frau Angelone geschilderte Situation entspricht nicht unseren Prozessen», sagt Mediensprecherin Anna Berger. «Wir werden die beteiligten Stellen sensibilisieren.» Auf Linkedin bietet Coop in den Kommentaren Angelone an, «gemeinsam eine Lösung zu finden».
Jobs für Schülerinnen und Schüler in den Ferien sind in den Supermärkten beschränkt vorhanden. Je nach Filiale variiert die Anzahl Ferienjobs bei der Migros.
In der Regel bietet der Grossverteiler Ferienjobs während der Schulferien an. «Die genauen Zeiträume hängen von den Bedürfnissen der jeweiligen Filiale ab», sagt Tobias Ochsenbein.
Umgang mit Fachkräftemangel
Ferienjobs spielen für die Migros bei Fachkräftemangel keine Rolle. Stattdessen böten diese eine Möglichkeit, junge Menschen für die Migros zu begeistern. Möglicherweise könne die Migros sie langfristig als Mitarbeitende gewinnen.
«Schüler, Schülerinnen oder Studierende werden jedoch nicht aufgrund eines möglichen Fachkräftemangels eingesetzt», sagt Tobias Ochsenbein. Für fehlende Funktionen setzten sie ausgebildetes Personal oder Lernende ein.
Coop bietet insbesondere während der Ferienzeit vereinzelt Ferienjobs an. Dabei handelt es sich vor allem um Tätigkeiten in den Supermärkten oder in der Logistik.
«Wir besetzen die Ferienjobs grundsätzlich mit Spontanbewerbungen von Jugendlichen sowie mit Angehörigen von Mitarbeitenden», sagt Anna Berger. Interessierte Jugendliche könnten sich an die Mitarbeitenden im Coop-Supermarkt in der Nähe wenden. «Ferienjobs werden somit in der Regel nicht ausgeschrieben.»
«Oftmals eine Win-Win-Situation»
Der Schweizerische Arbeitgeberverband meldet, dass Unternehmen insbesondere bei urlaubsbedingten Absenzen gerne Ferienjobs anbieten. Dies hänge von der Branche und saisonalen Schwankungen ab.
«Ferienjobs sind oftmals eine Win-Win-Situation», sagt Daniella Lützelschwab, Leiterin Ressort Arbeitsmarkt und Arbeitsrecht. Junge Menschen erhielten die Möglichkeit, eigenes Geld zu verdienen und erste Berufserfahrungen zu sammeln. «Während Unternehmen die Unterstützung der Jugendlichen sehr schätzen.»