Vor der Filiale der Migros im Säntispark erkennen neue interaktive Werbe-Screens Alter und Geschlecht von Kunden. Das kommt nicht bei allen gut an.
Manche Migros-Kunden im Säntispark sind besorgt über die Werbe-Screens, die sie scannen. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Die neuen Werbe-Screens vor einer St.Galler Migros-Filiale sind interaktiv.
  • Manche Kunden erkennen keinen Unterschied – andere sorgen sich um den Datenschutz.
  • Der Gründer der Werbefirma betont: «Gesichter werden gar nicht erfasst.»
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Neue Werbe-Screens vor der Migros-Filiale im Säntispark im Kanton St.Gallen zeigen den Kunden «personalisierte Werbespots». Das heisst: Kameras scannen die Kunden. Und erkennen, welche Werbespots am besten zum Betrachter oder zur Betrachterin passen. Indem sie etwa das Geschlecht und das Alter der Kunden analysieren.

Noch scheinen die Werbeflächen nicht den gewünschten «Wow-Effekt» zu erzielen: Nau.ch hat vor Ort mit Migros-Kunden über die neuartigen interaktiven Werbetafeln gesprochen.

Niklaus etwa erklärt im Interview: «Mich beeindruckt das nicht, dass diese Werbung jetzt auf mich zugeschnitten sein soll.»

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Niklaus zeigt sich von den interaktiven Screens nur wenig beeindruckt.
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Silvana zeigte den Werbe-Screens keine grosse Beachtung.
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Heinz erkannte zunächst nicht, dass es sich nicht um einen herkömmlichen Werbe-Screen handelte.
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Helen meint, man müsse sich Gedanken machen, was die Zukunft bringt.

Andere Kunden wiederum erklären, dass sie den Unterschied zu herkömmlichen Werbeflächen nicht einmal erkannt hätten: «Es war wie immer – ich habe gar nicht gemerkt, dass das interaktiv war», schmunzelt Heinz.

Gleichzeitig äussern einige Befragte mit Blick auf eine mögliche «Gesichtserkennung» der installierten Kameras Datenschutzbedenken. Der unbeeindruckte Niklaus erklärt beispielsweise: «Also wenn diese Daten an einem anderen Ort weiterverwendet werden, würde mir das gar nicht passen!»

Bereiten Ihnen interaktive Werbe-Screens Sorgen?

Migros-Kundin Helen mache sich diesbezüglich üblicherweise keine Gedanken – dennoch erinnere sie die ganze Episode vage an «China»: «Da muss man sich schon Gedanken machen, was die Zukunft bringt.»

Auf die Frage danach, was die unterschiedlichen Personen denn auf den personalisierten Werbebildschirmen zu sehen bekamen, antwortet Helen lächelnd: «Einen Skifahrer!» Silvana wiederum gibt zu, dass sie die personalisierte Werbebotschaft nicht allzu genau studiert habe: «Das war einfach Werbung!»

Migros erhält nur vereinzelte Kundenreaktionen

Auch Migros-Sprecher Andreas Bühler sagt gegenüber Nau.ch: «Bei uns sind nur vereinzelte Kundenreaktionen zu den Werbe-Screens eingegangen.» Dabei sei es mehrheitlich um Fragen zur Technologie der eingesetzten Screens gegangen.

Wird man aber künftig auch in anderen Filialen scannende Werbe-Screens antreffen? Von der Migros heisst es, das könne man nicht abschätzen. Bei den Screens handelt es sich um eine Werbeform der Firma Displayactive. An diese vermietet die Migros Ostschweiz Flächen in ihren Malls.

Bühler erklärt: «Die Kundinnen und Kunden werden vor Ort durch Hinweisschilder beim Eingang darüber informiert, dass die Werbedisplays mit Sensoren ausgerüstet sind.»

«Gesichter werden gar nicht erfasst»

Diese Screens seien «Pionierarbeit» für die Schweiz, sagt Marc Steiner, Gründer der zuständigen Firma zum «Tages-Anzeiger». Sie werden nebst dem Säntispark auch in den Einkaufszentren Rosenberg in Winterthur, dem Rheinpark in St. Margrethen und den anderen Shoppingmalls der Migros Ostschweiz von Displayactive betrieben.

In Sachen Datenschutz müsse man sich keine Sorgen machen, erklärt Iman Nahvi der Zeitung. Nahvi ist Gründer der Schweizer Firma Advertima, welche die 3D-Sensoren für die Screens entwickelt hat. «Die Gesichter werden gar nicht erfasst, die Passanten werden auch nicht in ihren Bewegungen in der Mall verfolgt. Keinerlei Personendaten werden gespeichert.»

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