Im Fifa-Prozess hat das Bundesstrafgericht Sepp Blatter und Michel Platini freigesprochen. Experten kritisieren die schwache Beweislage.
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Sepp Blatter und Michel Platini sind im Prozess rund um Veruntreuung bei der FIFA freigesprochen worden. - Patrick B. Kraemer/epa/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Freispruch von Platini und Blatter zeigen sich Experten überrascht.
  • In Zukunft könnte das Urteil als Präzedenzfall genutzt werden.
  • Noch ungeklärt sieht Mark Pieth die Nähe der Bundesanwaltschaft zur Fifa.

Das Bundesstrafgericht in Bellinzona hat Joseph Blatter und Michel Platini im Fifa-Prozess freigesprochen. Dieses Urteil hat den Lausanner Anwalt mit Spezialgebiet Bekämpfung von Korruption, Jean-Pierre Méan, wegen der schwachen Beweislage überrascht. Für den Basler Strafrechtler und Korruptionsexperte Mark Pieth ist zudem die Nähe der Bundesanwaltschaft zur Fifa noch ungeklärt.

Einen mündlichen Vertrag als Rechtfertigung zu akzeptieren sei eine etwas dünne Grundlage, sagte Méan am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Vor allem weil dieser mündliche Vertrag alleine von den Personen vorgebracht worden sei, die sich dadurch der Strafverfolgung entziehen wollten. Ihre Glaubwürdigkeit sei dadurch offensichtlich beeinträchtigt.

Präzedenzfall für andere Korruptionsfälle

Méan kritisierte weiter, dass das am Freitag veröffentlichte Urteil ein Präzedenzfall für andere Korruptionsfälle sein könnte. Für die Bundesanwaltschaft sei das Urteil ein Rückschlag. Und für den Ruf der Schweiz alles andere als glorreich, sagte der Lausanner Anwalt weiter.

Laut Mark Pieth hat das Bundesstrafgericht in Bellinzona mit dem Freispruch «das grosse Thema» umgangen. Nämlich die «absonderliche Nähe» der Bundesanwaltschaft zur Fifa. «Die Bundesanwaltschaft hat den Fall verbissen gewinnen wollen und da fragt man sich, wieso eigentlich?», so Pieth gegenüber Keystone-SDA.

Mark Pieth
Der Strafrechtsprofessor Mark Pieth. (Archivbild) - Keystone

Die grosse Frage sei, ob die Bundesanwaltschaft eingespannt worden sei, um Gianni Infantino den Weg zum Fifa-Präsidium zu ebnen. Die Sachlichkeit und Unabhängigkeit der Bundesanwaltschaft sei dadurch in Frage gestellt, so Pieth.

Es sei nachvollziehbar, dass das Gericht «das grosse Thema» nicht habe aufmachen wollen. «Das Gericht wollte den Fall klein behalten und lösen», so Pieth. Dadurch sei das Risiko verhindert worden, dass der Fall verjährt.

Pieth rät von Berufung ab

Pieth rät der Bundesanwaltschaft davon ab, Berufung einzulegen. «Die Luft bei dem Fall ist draussen», sagte er. Einzelne Personen in der Bundesanwaltschaft hätten sich in den Fall «verbissen».

Pieth sieht darin «ein Beispiel mangelnder Kontrolle bei der Amtsführung». Er hofft, dass sich das mit dem jetzigen Bundesanwalt ändert.

Auch die Fifa kommt laut Pieth «schwach» aus dem Prozess raus. Sie habe mit dem grossen investierten juristischen Aufwand gezeigt, dass sie Michel Platini «versenkt» haben wollte. Infantino habe scheinbar Angst, dass Michel Platini ihm Konkurrenz um den Fifa-Sitz machen könnte.

Das Bundesstrafgericht hat die Ex-Präsidenten der Fifa und Uefa, Blatter und Platini, am Freitag vom Vorwurf des Betrugs freigesprochen. Das Verfahren ist in Bezug auf die ungetreue Geschäftsführung eingestellt. Die Bundesanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer bedingte Freiheitsstrafen von je 20 Monaten gefordert.

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