Nach Ansicht von Martin Vetterli, Präsident der EPFL, wurden die Defizite der Schweiz in der Digitalisierung durch die Pandemie offengelegt.
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Martin Vetterli spricht über die Mängel in der Schweiz in der Digitalisierung. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz hat Defizite in Sachen Digitalisierung.
  • Dies das Fazit aus der Corona-Krise für den EPFL-Präsident Martin Vetterli.

Die Corona-Pandemie hat nach Ansicht von Martin Vetterli die Defizite der Schweiz in der Digitalisierung offen gelegt. Die Schweiz sei in der Krise kalt erwischt worden, meint der Präsident der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL)

Ehrlich sein und berechnen

Eine Pandemie zeige die Schwächen einer Gesellschaft - nicht nur gesellschaftlich, politisch und medizinisch, sondern auch technologisch. «Wir müssen jetzt ehrlich sein, die Defizite benennen und besser werden», sagte Vetterli im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».

Martin Vetterli
50 Jahre EPFL: Martin Vetterli, der Präsident der ETH Lausanne, präsentiert das neue Logo der technischen Hochschule. (Archivbild) - sda - Keystone/LAURENT GILLIERON

Dabei spiele Geld nur bedingt eine Rolle. Die Schweiz verweigere sich der Realität aus Bequemlichkeit.

«Wir sind reich, traditionell und träge. Haben wir ein IT-Problem, holen wir uns Hilfe, etwa bei Experten im Ausland. Das sind schlechte Voraussetzungen dafür, digital neue Wege einzuschlagen», sagte Martin Vetterli weiter.

EU hat genug von Sonderwünschen

Wie eine Gesellschaft im Nu digitalisiert werden könnte, habe Estland vorgemacht, ein relativ junger Staat. Die Schweiz sollte die Krise daher auch als Chance verstehen. Das fange im Kleinen an.

Als Beispiel erwähnte Vetterli die Einführung einer elektronischen Signatur, die jahrelang ohne zählbares Resultat gedauert habe. Mit dem ersten Lockdown sei diese plötzlich problemlos möglich gewesen.

Martin Vetterli zum Rahmenabkommen mit der EU

Vetterli nahm auch zum Rahmenabkommen der Schweiz mit der EU Stellung. Dieses ist für den Forschungsstandort Schweiz von zentraler Bedeutung, droht aber zu scheitern.

«Wir sollten nicht naiv sein. Die EU hat inzwischen genug von unseren Sonderwünschen. Sie wird kein zweites Mal zu Konzessionen bereit sein. Die Verhandlungsposition der Schweiz ist deutlich schwächer als früher.»

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