Alt Bundesrat Moritz Leuenberger gab zu, dass er bei Lösegeldzahlungen für Geiseln nicht die Wahrheit sagte. Mit der Lüge wollte man Nachahmer verhindern.
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«Erklärt man dieses Verhalten der Öffentlichkeit, wird dies als legitime Lüge akzeptiert»: Alt Bundesrat Moritz Leuenberger. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Alt-Bundesrat Leuenberger gab zu, bei Lösegeldzahlungen für Geiseln gelogen zu haben.
  • «Kommt eine Geisel frei, ist wohl meist bezahlt worden», erklärt er.
  • Die Lüge sollte Nachahmer und weitere Geiselnahmen verhindern.

Der frühere Bundesrat hat laut Angaben seines ehemaligen Mitglieds Moritz Leuenberger bei Lösegeldzahlungen für Geiseln nicht die Wahrheit gesagt. «Kommt eine Geisel frei, ist wohl meist bezahlt worden», sagte der 74-jährige Alt-Bundesrat der «NZZ am Sonntag».

«Aber da steht nicht ‹Lösegeld› auf dem Einzahlungsschein, sondern da werden irgendwo Spesen abgebucht», sagte der Jurist und SP-Politiker.

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Ein in Kolumbien als Geisel gehaltener Schweizer (l.) nach seiner Befreiung durch die Armee. - keystone

Moritz Leuenberger war von 1995 bis 2010 Mitglied der Schweizer Regierung: Zweimal Bundespräsident und stand dem Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation vor.

Lüge sollte laut Moritz Leuenberger vor Nachahmer schützen

Auf die Frage, wann er nicht die Wahrheit gesagt habe, antwortete Leuenberger: «Wir haben stets verneint, für die Befreiung von Geiseln Lösegelder bezahlt zu haben.» Dies sei aus gutem Grund geschehen, weil die Schweiz damit Nachahmer und weitere Geiselnahmen habe verhindern wollen.

«Erklärt man dieses Verhalten der Öffentlichkeit, wird dies als legitime Lüge akzeptiert», sagte Leuenberger. Lügen hätten einen Platz in der Gesellschaft. «Die Lüge ist ein soziales Schmierfett, oder sie kann berechtige Interessen von Dritten schützen. Stets auf die Wahrheit zu pochen, kann manchmal grösseren Schaden anrichten, als zu lügen», führte er weiter aus.

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Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger. - Keystone

Offiziell hiess es bislang beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), dass die Schweiz kein Lösegeld zahle, um Geiseln freizubekommen. Gerüchte um Geldzahlungen gab es allerdings immer wieder.

Unter anderem 2009 im Fall der Befreiung zweier Schweizer Touristen. Diese wurden von der Terrorgruppe «al-Qaida im islamischen Maghreb» zwischen Mali und Niger entführt. Oder auch bei der Freilassung eines im Süden der Philippinen entführten Schweizer IKRK-Mitarbeiters im selben Jahr gab es Gerüchte.

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