Eine Lehrerin ist erstaunt, als sie hört, wie ihre Sechstklässler über Geografie reden – sie halten die Karte verkehrt und wissen nicht, wo die Schweiz liegt.
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Der Lehrplan 21 sieht nicht vor, dass die Schüler europäische Hauptstädte auswendig lernen. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Berner Lehrerin stellt fest, dass die Kinder kaum etwas über Geografie wissen.
  • «Ein Kind war gerade in der Türkei in den Ferien. Es hatte keine Ahnung, wo das ist.»
  • Andere Kinder hielten die Karte verkehrt oder fänden die Schweiz nicht.
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«Katastrophe», sagt Lehrerin Lena S.* «Die meisten meiner Schüler haben keine Ahnung von Geografie.» S. unterrichtet in einer Berner Gemeinde Fünft- und Sechstklässler – ihre Schüler sind also bis zu zwölf Jahre alt.

«Es hat mich erstaunt, wie wenig sie in dem Alter wissen», sagt sie zu Nau.ch. «Ich habe gesehen, wie einige die Landkarte verkehrt herum anschauten. Und die allermeisten können nicht sagen, wo die Schweiz auf der Europakarte liegt.»

Geografie
Eine Berner Lehrerin ist erstaunt, wie wenig Ahnung ihre Fünft- und Sechstklässler von Geografie haben. (Symbolbild)
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«Die allermeisten können nicht sagen, wo die Schweiz auf der Europakarte liegt», sagt sie zu Nau.ch.
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«Ein Schüler meinte, Barcelona liege in Chile, und ein anderer wusste nicht, dass Deutschland an die Schweiz grenzt.»
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Nur die beiden ukrainischen Flüchtlingskinder in ihrer Klasse wüssten für ihr Alter genug über Geografie.
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Von Hauptstädten-Pauken und Weltkarten-Lesen steht im Lehrplan 21 tatsächlich nicht viel.

Ein Kind sei kürzlich aus den Ferien zurückgekommen. «Es sagte mir, es sei ‹bei den Türken› gewesen. Es wusste aber nicht einmal, wie das Land hiess.»

Weitere Beispiele: «Ein Schüler meinte, Barcelona liege in Chile, und ein anderer wusste nicht, dass Deutschland an die Schweiz grenzt.»

Nur die beiden ukrainischen Flüchtlingskinder in ihrer Klasse wüssten für ihr Alter genug über Geografie. «Einmal habe ich gesehen, wie sie Russland auf der Karte durchgestrichen haben», erinnert sie sich.

Lehrplan 21 setzt nicht aufs Hauptstädte-Auswendiglernen

S. habe kurzerhand selbst die Initiative ergriffen. «Obwohl es eigentlich nicht auf dem Lehrplan steht, habe ich meiner Klasse ein wenig Nachhilfe gegeben.»

Es ist zwar nicht so, dass der Lehrplan 21 keinen Geografie-Unterricht vorsieht. «Schüler haben ab der ersten Klasse Geografie als Teil des Fachs Natur, Mensch, Gesellschaft.» Das sagt Beat Schwendimann vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH zu Nau.ch.

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Aber: Von Hauptstädte-Pauken und Weltkarten-Lesen steht da tatsächlich nicht viel. Der Fokus liegt weniger auf dem Auswendigkönnen, dafür mehr auf dem Anwenden. So steht im Lehrplan: «Schüler können Karten und Orientierungsmittel auswerten.»

«Kann vorkommen, dass Einzelne Kompetenzen noch nicht haben»

Schwendimann zitiert zudem zwei erwartete Kompetenzen. Erstens: «Schülerinnen und Schüler können Elemente und Merkmale von Räumen in Darstellungsmitteln auffinden sowie raumbezogene Orientierungsraster aufbauen und anwenden.»

Und zweitens: «Schülerinnen und Schüler können sich in ihrer näheren und weiteren Umgebung orientieren, sicher bewegen und dabei Orientierungsmittel nutzen und anwenden.»

Dass die Sechstklässler von Lena S. wenig über Länder und Hauptstädte wissen, erklärt sich Schwendimann so: «Die Lernstände von Schülern sind oft sehr unterschiedlich. Daher kann es vorkommen, dass Einzelne in der fünften oder sechsten Klasse noch nicht über diese Kompetenzen verfügen.»

*Name der Redaktion bekannt

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