Noch immer herrscht in der Schweiz Lehrermangel. Deshalb unterrichten auch Personen ohne Diplom – «eine Riesen-Büetz», wie eine von ihnen zu Nau.ch sagt.
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In der Schweizer unterrichten derzeit viele Personen ohne Lehrdiplom. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit drei Monaten unterrichten in der Schweiz auch Personen ohne Lehrdiplom.
  • Einigen von ihnen droht erfahrenen Lehrern zufolge bereits die «Gefahr des Ausbrennens».
  • Das versteht ein Luzerner, der ab und zu aushilft: «Den Job 100 Prozent? Niemals!»
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Weil noch immer Lehrermangel herrscht, helfen an den Schweizer Schulen seit drei Monaten Undiplomierte aus. «Viele dieser Lehrpersonen haben die Belastung des Lehrberufs unterschätzt», sagte eine erfahrene Lehrerin kürzlich. «Es droht bereits die Gefahr des Ausbrennens.»

Der Luzerner Jan K.* weiss, dass der Job kein einfacher ist. Seit knapp drei Monaten unterrichtet er immer wieder als Aushilfe an Berner Schulen – ohne Lehrerausbildung.

Studiert hat der 29-Jährige Geschichte und Philosophie. Jetzt unterrichtet er Fünft- und Sechstklässler in Mathematik, Englisch und NMG (Natur, Mensch, Gesellschaft). Also nicht in seinen Kerngebieten.

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Weil noch immer Lehrermangel herrscht, helfen in den Schweizer Schulen seit drei Monaten Undiplomierte aus. (Symbolbild)
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Die grosse Herausforderung dabei sei das Pädagogische, so ein undiplomierter Lehrer zu Nau.ch.
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So falle es ihm nicht leicht, seine Fünft- und Sechstklässler zum Zuhören zu bringen. (Symbolbild)
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«Den Job 100 oder 80 Prozent? Niemals», sagt der Luzerner. (Symbolbild)
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«Das würde ich weder selbst wollen noch jemandem empfehlen, der keine pädagogische Ausbildung hat.» (Symbolbild)

Doch das Fachliche sei kein Problem. «Das ist sehr einfach», sagt Jan zu Nau.ch.

«Die grosse Herausforderung ist das Pädagogische.»

Denn: «Es ist schwierig, die Kinder zum Zuhören zu bringen.» Auch nicht einfach sei es, zu schauen, dass auch die ruhigeren Kinder berücksichtigt werden und nicht nur diejenigen, die stören.

«Wenn du 100 Prozent angestellt bist, arbeitest du 120»

K. hat die Erfahrung gemacht, dass die Schüler bei Aushilfspersonen gerne versuchen, Grenzen auszutesten. «Oft weiss man als Aushilfsperson nicht Bescheid über die Klassensysteme, also beispielsweise Strichlisten und so weiter.» Lausbuben und -meitli würden dann versuchen, die Gelegenheit zu nutzen, um ohne Konsequenzen den Unterricht zu stören.

Für Jan ist darum klar: «Den Job 100 oder 80 Prozent? Niemals! Das würde ich weder selbst wollen noch jemandem empfehlen, der keine pädagogische Ausbildung hat.»

Dazu bräuchte man mindestens noch eine Weiterbildung oder Vorerfahrung, meint K. «Sonst kommt das Pädagogische zu kurz.»

Könnten Sie sich vorstellen, als Lehrperson zu arbeiten?

Der Luzerner hat schon an vielen verschiedenen Schulen Aushilfe geleistet. «Dort wurde mir oft gesagt, es arbeite niemand 100 Prozent. Das machst du heute als Lehrer einfach nicht mehr.»

K. warnt auch davor, die Arbeit zu unterschätzen. «Das ganze Vorbereiten von Material ist einfach eine Riesen-Riesen-Büetz.»

Hinzu komme, dass die reale Arbeitszeit oft nicht dem Pensum entspreche. «Es gibt so viele Pflichtlektionen – wenn du 100 Prozent angestellt bist, arbeitest du in der Realität 120. Wenn du 80 angestellt bist, dann sind es etwa 100.»

*Name geändert

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