Die jährlichen Fälle der Legionellose mit Pneumonie sind in der Schweiz angestiegen. Die gemeldeten Zahlen stiegen in 20 Jahren um das Fünffache.
legionellose mit pneumonie
Bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius können sich die Erreger der Legionellose besonders gut vermehren. Brutstätten können daher unter anderem Wasserhähne sein. - sda - KEYSTONE/GAETAN BALLY
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz hat die Zahl gemeldeter Legionellose-Fälle zugenommen.
  • Zu Beginn der 2000er-Jahre waren es rund 140 Fälle pro Jahr.
  • Zwischen 2016 und 2020 waren es rund 500 jährliche Fälle.

In den vergangenen 20 Jahren haben Legionellose-Fälle in der Schweiz deutlich zugenommen. Die gemeldeten Fallzahlen stiegen um das Fünffache. Das berichten Forschende des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH) am Montag. Dies im Fachblatt «International Journal of Hygiene and Environmental Health».

Die Hospitalisierungsrate für gemeldete Fälle sei über den gesamten Untersuchungszeitraum hoch geblieben und lag demnach bei neunzig Prozent. Hingegen ging die Todesfallrate leicht zurück (von rund 7,7 auf 3,6 Prozent).

Gemäss den Forschenden stiegen die Zahlen von 140 Fällen pro Jahr zu Beginn der 2000er-Jahre auf etwa 500 jährlich. Dies zwischen 2016 und 2020. Zudem waren die Spitzenwerte im Sommer in den letzten Jahren ausgeprägter. Sie verlagerten sich teilweise auf einen früheren Zeitpunkt im Jahr.

Erwarteter Anstieg nach Lockdown nicht beobachtet

Die höchste Melderate von Legionellose mit Pneumonie insgesamt wurde im Jahr 2018 verzeichnet. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie gingen die Fallzahlen zurück. Dies führten die Forschenden auf die ergriffenen Massnahmen zurück, etwa Reisebeschränkungen und Verhaltensänderungen.

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Ein Legionärkrankheit-Test. - Keystone

«Wir hatten einen gewissen Anstieg der Fallzahlen von Legionellose mit Pneumonie nach dem Lockdown erwartet. Dies bedingt durch stehendes Wasser in ungenutzten Gebäuden wie Hotels oder Fitnessstudios.» So liess sich Erstautorin Fabienne Fischer in einer Mitteilung des Swiss TPH zitieren. Doch dies sei demnach nicht beobachtet worden.

Die Legionellose, auch als Legionärskrankheit bezeichnet, ist eine schwere Lungenentzündung, die durch bestimmte Bakterien der Gattung Legionella ausgelöst wird. Mit Antibiotika lässt sie sich prinzipiell behandeln.

Legionellose mit Pneumonie: Eine der höchsten Inzidenzen in Europa

Die Erreger kommen in fast allen wässrigen und feuchten Umgebungen vor, meist aber in geringen Mengen. Etwa in Wasserleitungen, Wasserhähnen, Duschköpfen, Whirlpools und lüftungstechnische Anlagen finden sie jedoch günstige Bedingungen vor und können sich gut vermehren. Die Ansteckung erfolgt beim Einatmen von zerstäubten Wassertröpfchen.

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Mit Legionellose mit Pneumonie kann man sich auch über das Einatmen von winzigen legionellenhaltigen Wasserpartikeln anstecken. (Symbolbild) - Keystone

Eine Meldepflicht für die Krankheit gibt es in der Schweiz seit 1988. Daniel Mäusezahl, Mitautor der Studie und ebenfalls tätig am Swiss TPH, sagte: Die Schweiz weise im europäischen Vergleich eine der höchsten Legionellose-Inzidenzen in Europa auf.

Eine zweite Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift «Swiss Medical Weekly», weist überdies auf eine hohe Dunkelziffer hin. Denn Fälle würden hauptsächlich von Spitälern diagnostiziert und behandelt. Hausärztinnen und Hausärzte behandelten hingegen Lungenentzündungen, ohne den Erreger zu identifizieren, heisst es in der Studie.

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