«Lebenscoach» belästigt Zürcher Podcasterin sexuell
Podcasterin Dara Masi will demnächst bei der Polizei Anzeige erstatten. Ein Instagram-User hat in einer Direktnachricht Grenzen überschritten.

Das Wichtigste in Kürze
- Dara Masi, Podcasterin von «Die Thronfolge», postet ein Foto von sich mit einem Kebab.
- Ein User macht dabei einen Vergleich mit dem männlichen Geschlechtsteil.
- Dara Masi plant eine Anzeige wegen sexueller Belästigung.
Dara Masi nimmt kein Blatt vor den Mund. Im Podcast «Die Thronfolge» plaudert die Zürcherin mit Karin Bearpark über allerlei schlüpfrige Themen.
Auch im Teaser ihrer aktuellen Folge kennen die beiden Podcasterinnen keine Hemmungen. «Es ist Zeit, dass die Thronis uns wiedermal die Titten aussaugen dürfen», steht dort. Und sie fordern ihre Fans auf: «Kommt zu uns an die Brust – wir lassen es fliessen.»
Ein User überschreitet kürzlich jedoch Grenzen.
«Hebsch genau so en Yarak?», fragt dieser Dara Masi. «Yarak» bedeutet auf Türkisch so viel wie das vulgäre Wort «Schwanz». Mit seiner Frage bezieht er sich auf ein Foto, auf dem Masi einen Kebab in den Händen hält.
«Mega gerührt hat mich ein Papi»
Im Profil bezeichnete sich der User als «Lebenscoach». Masi postete den Screenshot der Nachricht und markierte dessen Profil. Dazu schrieb sie: «S**Hund, was lehrt mer denn bi dir im Läbenscoaching? Wiemer en Ar*** isch?»
Auf den Post hat die Podcasterin viele Reaktionen erhalten. «Ich habe von meinen Followern viel Zuspruch bekommen», sagt die 32-Jährige zu Nau.ch. Sie hätten es unterstützt, dass sie jemandem, der ihr sowas Ekelhaftes schreibe, an den Pranger stelle.
Auch viele Männer hätten die Nachricht des Users verurteilt, sagt Masi.
«Mega gerührt hat mich ein Papi einer 13-jährigen Tochter.» Es mache ihn traurig, habe er geschrieben. «Dass er seiner Tochter immer wieder erklären muss, dass es Menschen gibt, die sie sexualisieren werden.» Er hoffe, dies höre irgendwann auf, habe er geschrieben.
«Bei Weitem nicht das Schlimmste»
Wie der User auf den Gedanken kam, ihr eine solche Nachricht zu schreiben, ist der Podcasterin ein Rätsel. Sie habe eine Story gepostet, in der sie einen Kebab esse, sagt sie. «Nicht eine Sekunde dachte ich dabei an etwas Sexuelles.»

Die Nachricht des Users bezeichnet sie als «bei Weitem nicht das Schlimmste» von dem, was sie regelmässig an Direktnachrichten bekomme. «Ich ignoriere die Nachrichten jeweils, da sie meinen Tag noch negativer machen, wenn ich mich damit befasse.»
Doch in den letzten Tagen hätten sich in ihrer Bubble Kommentare und Berichte mit frauenverachtenden Botschaften gehäuft. «Darum habe ich entschieden, den User zu ‹exposen›.»
Das Internet sei kein rechtsfreier Raum. «Nur weil man das Gefühl hat, anonym zu sein, darf man nicht rauslassen, was man will.»
Busse bis zu 10'000 Franken sei möglich
Masi plant, bei der Kantonspolizei Zürich Anzeige wegen sexueller Belästigung zu erstatten.
Das Profil des Users sei kurz nach ihrem Post jedoch von Instagram verschwunden, sagt sie. «Meine Follower haben aber eine kleine Suchaktion gestartet und mir einige Hinweise geschickt.»
Den User habe sie aber noch nicht mit Sicherheit ausfindig machen können. «Stand jetzt werde ich bei der Polizei darum den Instagram-Account des Users anzeigen.»
Martin Steiger, Anwalt für Recht im digitalen Raum, sieht Chancen für ein Strafverfahren. «Der Straftatbestand der sexuellen Belästigungen steht im Vordergrund», sagt er. Bestraft würde in diesem Fall, dass die Podcasterin ohne Einwilligung oder Provokation vom «Lebenscoach» mit Sexualität konfrontiert worden sei.
Mit dem Straftatbestand sollen unerwünschte sexuelle Annäherungen oder Zumutungen sexueller Art laut Steiger bestraft werden. «Möglich ist eine Busse bis zu 10'000 Franken.» Ob tatsächlich eine Straftat vorliege, müsste im Zweifelsfall ein Gericht entscheiden.
Schwierigkeiten mit Meta
Ein Strafantrag hätte laut dem Anwalt Aussichten auf Erfolg, wenn der «Lebenscoach» ermittelt werden könne und in der Schweiz sitze.
Instagram gehört zum Meta-Konzern. Wenn die Podcasterin nicht wisse, wer der «Lebenscoach» sei, könnte Meta mit Angaben über den Nutzer helfen, sagt Steiger.
«Leider nimmt die internationale Rechtshilfe über Irland oder die USA, wo Meta sitzt, viel Zeit in Anspruch.» Oder sie funktionierte gar nicht. «In der Folge würden die Aussichten auf Erfolg erheblich sinken.»
Warnung wegen Datenschutz
In diesem Fall müsste die Podcasterin selbst versuchen, den «Lebenscoach» zu ermitteln, so Steiger.
«Immer wieder gelingt es den Opfern von sexuellen Belästigungen auf Social-Media-Plattformen, die mutmassliche Täterschaft zu ermitteln.» Dies mithilfe anderer Nutzerinnen und Nutzer oder mit einer Rückwärts-Bildersuche im Internet.
Gleichzeitig warnt Steiger: «Das kann allerdings eigene rechtliche Fragen aufwerfen.» Dies sei etwa im Hinblick auf den Datenschutz der mutmasslichen Täterschaft der Fall.
Polizei lege Fälle schnell zu den Akten
Möglich ist aber, dass ein Strafantrag bei der Polizei allein nicht genügt. «Opfer müssen immer wieder erst einmal darauf pochen, einen Strafantrag stellen zu dürfen», sagt Martin Steiger.
Danach müssten sie häufig am Ball bleiben, damit überhaupt ermittelt werde. «Die Polizei ist überlastet und legt Fälle, die sie als Bagatellen betrachtet, bisweilen schnell zu den Akten.»
Die Kantonspolizei kommentiert die Behauptung auf Anfrage nicht.
Entsprechende Vorfälle könnten in einem ihrer Polizeiposten oder auch im Online-Polizeiposten gemeldet werden, teilt sie mit. «Die Kantonspolizei geht Hinweisen nach, führt die entsprechenden Ermittlungen und bringt eine bekannte Täterschaft bei den Strafverfolgungsbehörden zur Anzeige.»