Läden stoppen Verkauf von Zekis Witz-Boxen
Ob «You dreamer, du» oder «verreis, verreis, verreis!»: Influencer Zeki verkauft Soundboxen mit Running Gags. Doch nun ziehen Shops die Produkte zurück.
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Das Wichtigste in Kürze
- Zeki verkauft Soundboxen, die beliebte Audio-Memes aus dem TV abspielen.
- Gar nicht lustig finden das die TV-Stationen.
- Galaxus und Brack haben den Verkauf der Produkte deshalb gestoppt.
Immer wieder landen Protagonistinnen und Protagonisten von TV-Sendungen Running Gags. Da ist zum Beispiel Hermann Schönbächler. In der SRF-Serie «Auf und davon» will der Auswanderer seinen kleinen Sohn aus dem Führerstand seines Baggers heben.
«Richi, i ha gseit, du söllsch di häbe», schimpft er, als der kleine Bub am Ende doch hinfällt. Der Tadel geht seit Jahren in Form von unzähligen Memes auf Social Media viral.
Auch aus EMS-Chefin Magdalena Martullo-Blochers ungehobeltem Umgang mit Angestellten in einem SRF-Dok sind Running Gags entsprungen. Die Sprüche «Can you tell me the seven thinking steps?» und «You dreamer, du» sind bis heute in aller Munde.
«Verreis, verreis, verreis!»
Regelmässig Running Gags landen auch Protagonisten, die in News-Beiträgen des TV-Regionalsenders «TeleZüri» auftauchen.
Ein Beispiel: Einwohner Meinrad Pfister schilderte detailliert, wie er in Eglisau ZH einen Fuchs vertrieben hat.
Sein «Verreis, verreis, verreis!» ist seither zum beliebten humorvollen Spruch geworden, wenn einem jemand oder etwas nicht passt.
Die Running Gags befinden sich mittlerweile nicht nur im Netz. Viele davon sind auf einem Gadget von Influencer Zeki gelandet. Seit 2024 bietet er in seinem Shop «Swissmeme» drei verschiedene Soundboxen an.
Pro Box können 16 Sprüche per Knopfdruck abgespielt werden. Lacher an Partys und im Büro, um damit Situationen zu kommentieren, sind garantiert.
«Behalten uns ein Eingreifen vor»
Gar nicht lustig finden das SRF und das Medienhaus «CH Media», zu dem die Sender «TeleZüri» und «3+» gehören. Denn: Die Töne ihrer Protagonisten sind geklaut!
«Aktuell wird geprüft, ob die Verwendung der Ausschnitte eine Urheberrechtsverletzung darstellt», sagt ein SRF-Mediensprecher zu Nau.ch. «Wir behalten uns ein Eingreifen vor.»

SRF habe keine Kenntnis von der Verwendung der erwähnten Audio-Memes aus SRF-Sendungen gehabt, so der Mediensprecher. «Entsprechende Anfragen zur Lizenzierung von Audioausschnitten gingen nicht ein.»
Ähnlich klingt es bei CH Media. «Dieses Produkt ist uns bislang nicht bekannt. Wir werden allfällige Schritte intern prüfen», sagt eine Mediensprecherin.
Zeki: «Es sieht aktuell gut aus»
Zeki bestätigt auf Anfrage, für die Soundboxen nicht sämtliche Lizenzen eingeholt zu haben.
Er sei davon ausgegangen, dass alle TV-Sender ihr Einverständnis für das Verwenden der betreffenden Meme-Audios gegeben hätten.
Er ziehe seine Lehren daraus. «Ich muss mich mit meinem Geschäftspartner in Zukunft besser absprechen.»
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Sie seien nun dabei, die Lizenzen nachträglich einzuholen, sagt Zeki. «Es sieht aktuell gut aus.»
Sollten die TV-Sender die Meme-Audios doch nicht freigeben wollen, hat Zeki bereits vorgesorgt. «Dann machen wir ein Update auf den Geräten und wechseln die betreffenden Audios mit anderen aus.»
Er habe noch genügend lizenzierte Audio-Memes vorrätig. «Denn wir planen bereits eine vierte Soundbox.»
«Produkte sofort offline genommen»
Die Boxen sind nicht nur im Swissmeme-Shop erhältlich. Auch einige Online-Shops haben sie im Angebot. Doch nach der Anfrage von Nau.ch zogen die Onlinehändler Brack und Galaxus die Gadgets aus dem Verkauf.
Brack-Sprecher Lukas Keller sagt: «Wir haben die betreffenden Produkte sofort offline genommen und den Kontakt mit dem Hersteller aufgenommen.»
Dieser habe ihnen versichert, das Thema ernst zu nehmen. Er sei mit SRF im Kontakt, um die Audiosequenzen nachträglich lizenzieren zu lassen. «Sobald dies der Fall ist, werden wir die Produkte wieder bei uns im Shop anbieten.»
Bei Galaxus heisst es: «Wir nehmen die Swissmeme Soundbox offline, bis die Angelegenheit geklärt ist.» Lieferanten würden sich vertraglich verpflichten, dass ihre Produkte keine Rechte anderer verletzten.
Interdiscount verkauft Geräte weiterhin
Interdiscount hingegen behält die Soundboxen im Sortiment. Die Elektronikkette gibt an, ausschliesslich mit Lieferanten zusammenzuarbeiten, die vertraglich zusicherten, dass ihre Produkte keine Rechte Dritter verletzten.
Vom Lieferanten liege Interdiscount eine schriftliche Zusicherung zur Einhaltung des Urheberrechts vor, heisst es dort. «Deshalb sehen wir derzeit keinen Anlass für einen Verkaufsstopp.»
«Urheberrechtsverletzung liegt vor»
Zwei von drei Geschäften reagieren also. Doch theoretisch könnten die Witz-Boxen für Zeki auch ein rechtliches Nachspiel haben.
Simon Canonica, Experte für Medienrecht, bestätigt gegenüber Nau.ch: Bei den Audioaufnahmen handelt es sich um Werke im Sinne des Urheberrechts.
«Werden solche Werke ohne Zustimmung der Rechteinhaber gebraucht, liegt eine Urheberrechtsverletzung vor.»
Gleich verhält es sich mit Inhalten von Video-Plattformen wie YouTube. «Oft kommt es aber zu keinen Klagen, weil niemand die geklauten Inhalte bemerkt», sagt Canonica»
Experte: Chance für Rechtsverfahren gering
Die TV-Sender könnten laut Simon Canonica Schadenersatz von Zeki verlangen.
«Ich bezweifle aber, dass SRF oder CH Media klagen werden, weil sie wegen eines solchen Nischenprodukts keinen nennenswerten Schaden erleiden.» Zudem seien die Kosten für ein Rechtsverfahren hoch. «Aufwand und Ertrag stünden in keinem Verhältnis.»
Keine Ansprüche auf Schadenersatz können übrigens die Protagonistinnen und Protagonisten selbst (etwa Schönbächler) erheben.
«Dies wäre nur der Fall, wenn ihre Audios zum Beispiel für Sex-Websites eingesetzt würden», sagt der Medienrechtler. «Oder in anderen für sie negativen Kontexten.»














