«Klarer Trend»: Illegale Beauty-Behandlungen boomen
In Deutschland boomen illegale Botox-Behandlungen. Wird das Nervengift auch hierzulande illegal gespritzt?

Das Wichtigste in Kürze
- Illegale Botox-Behandlungen boomen in Deutschland.
- Auch in der Schweiz ist das ein Problem, bestätigen mehrere Quellen.
- Die Folgen unsachgerechter Behandlungen können lebensbedrohlich sein.
Selbstoptimierung liegt im Trend. Auch, wenn es um die eigene Schönheit und das jugendliche Aussehen geht.
So ist es nicht verwunderlich, dass auch Botox-Behandlungen boomen. Nur: Diese können schnell ins Geld gehen.
Da die Nachfrage aber gross ist und nicht alle ein dickes Portemonnaie besitzen, florieren in Deutschland auch illegale Behandlungen. Das zeigt eine Dokumentation des SWR.
In dieser machen Reporter mit einer versteckten Kamera den Selbsttest. Und brechen das Experiment dann kurz vor der Injektion ab.
«Das Problem ist in der Schweiz identisch»
Die schockierenden Ergebnisse: Unqualifizierte Personen bieten Botox-Behandlungen zu Spottpreisen an. Oft werden die Injektionen in Hinterzimmern durchgeführt, ohne richtige Aufklärung.
Besonders bedenklich ist die Tatsache, dass einige dieser illegalen Studios auch Minderjährige behandeln würden. Und regelrecht versuchen, die Reporter zu Behandlungen zu drängen.
Doch wie sieht die Lage in der Schweiz aus – boomen auch hier illegale Botox-Behandlungen?
«Das Problem ist in der Schweiz identisch», erklärt Patricia Roggero, Präsidentin von Swiss Aesthetic Surgery. Und Swissmedic präzisiert: «Die Verabreichung von Botulinumtoxin-Produkten in dubiosen ‹Studios› ist kein neues Phänomen.»
«Wer in der Schweiz ästhetisch behandelt, muss Ärztin oder Arzt sein»
Dass illegale Botox-Behandlungen boomen, weiss auch Nau.ch-Beauty-Kolumnistin Alexandra Lüönd: «Ja, auch bei uns gibt es einen klaren Trend zu illegalen Behandlungen.»
Sie erklärt jedoch, das Phänomen betreffe Behandlungen mit Hyaluronsäure stärker als Botox. Denn: «Hyaluron ist als Medizinprodukt leichter zugänglich, was es für Laien besonders attraktiv macht.»

Gestützt wird diese Aussage auch von der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern. Deren Mediensprecher Gundekar Giebel sagt: «Betreffend Botox haben wir bisher wenige bis keine Meldungen, eher über Filler mit Hyaluronsäure.»
Beauty-Unternehmerin Lüönd berichtet: «Bei Beauty2Go hören wir regelmässig von Patientinnen und Patienten, die zuvor bei selbsternannten ‹Behandlern› waren.»
Diese gäben oft an, mit Ärzten zusammenzuarbeiten oder eine spezielle Schulung besucht zu haben. Aber: «Beides spielt keine Rolle. Wer in der Schweiz ästhetisch behandelt, muss Ärztin oder Arzt sein.»
Illegale Unterspritzungen können zum Gesundheitsrisiko werden
Was laut Lüönd vielen Menschen zu wenig bewusst ist: «Eine ästhetische Behandlung ist ein medizinischer Eingriff.»
Wer eine solche Behandlung ohne medizinische Ausbildung durchführe, gefährde Menschenleben. Denn mit den möglichen Komplikationen sei nicht zu spassen.
«Wir reden hier von potenziellen Komplikationen wie unbeabsichtigter Lähmung ganzer Gesichtsmuskeln», so die Beauty-Unternehmerin. «Von Infektionen durch mangelnde Hygiene oder allergischen Schocks.»
Die Palette gehe aber noch weiter, erklärt Lüönd. Es gebe auch unsachgemässe Injektionen ohne Kenntnisse der anatomischen Strukturen. Diese würden – im Fall von Hyaluronsäure – im schlimmsten Fall gar zur Erblindung führen.
«Lebensbedrohliche Komplikationen sind möglich»
Wie gefährlich eine illegale Unterspritzung sein kann, unterstreicht auch Swissmedic. «Die unsachgemässe Anwendung birgt viele Gesundheitsrisiken. Zum Beispiel temporäre Lähmungen, Infektionen oder dauerhafte Schäden im Gesicht.»
Es könne aber noch schlimmer kommen: «Im Extremfall sind sogar lebensbedrohliche Komplikationen möglich. Etwa Atemlähmungen durch Überdosierung von Botulinumtoxin.»

Doch das Aufdecken solcher illegaler Behandlungen gestaltet sich offenbar schwierig. Swissmedic beschlagnahmte in den letzten fünf Jahren nur gerade einmal 45 illegale Einfuhren des Nervengifts.