Das Thema häusliche Gewalt beschäftigt Justizministerin Karin Keller-Sutter sehr. Sie möchte auch Opfer von häuslicher Gewalt mit einem Tracker ausrüsten.
karin keller-sutter
Justizministerin Karin Keller-Sutter hat selber ein Vermummungsverbot im Kanton St.Gallen eingeführt. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Karin Keller-Sutter möchte auch Opfer von häuslicher Gewalt mit einem Tracker ausrüsten.
  • Dieser würde automatisch Alarm auslösen, wenn sich der Gefährder nähert, sagte sie.
  • Zudem möchte sie die Idee einer Opferbegleitung bei Vergewaltigungsverfahren prüfen.

24 Frauen sind im letzten Jahr bei häuslicher Gewalt ums Leben gekommen, gleichzeitig gab es 52 Fälle von versuchten Tötungen. Justizministerin Karin Keller-Sutter schlägt nun vor, bei einem Kontaktverbot auch die Opfer mit einem Tracker auszurüsten.

Die Frage, was falsch laufe, dass solche Taten immer wieder möglich seien, beschäftige sie stark. Das sagte Keller-Sutter in einem Interview gegenüber den Zeitungen von Tamedia von heute Freitag. Sie habe zwar keine abschliessende Antwort, sei aber auch nicht bereit, die Tatsache einfach so hinzunehmen.

karin keller-sutter
Karin Keller-Sutter würde es begrüssen, wenn auch Opfer von häuslicher Gewalt mit einem Tracker ausgerüstet werden. (Archivbild) - Keystone

Deshalb würde sie es zum Beispiel begrüssen, wenn bei einem Kontaktverbot nicht nur der Täter «überwachungstechnisch ausgerüstet» würde. Auch das Opfer soll mit einer Art Tracker ausgerüstet werden. Dieser würde automatisch Alarm auslösen, wenn sich der Gefährder nähert, sagte Keller-Sutter. Damit könnte sich das Opfer entfernen und die Polizei verständigen.

Karin Keller-Sutter will Idee einer Opferbegleitung prüfen

Ausserdem möchte die Justizministerin die Idee einer Opferbegleitung bei Vergewaltigungsverfahren prüfen. Sie wäre direkt bei den Staatsanwaltschaften angesiedelt. Und böte den Opfern «eine garantierte Ansprechperson», die sie während des gesamten Strafverfahrens begleitet.

«Heute orientiert sich der ganze Prozess zu stark am Täter», sagte Karin Keller-Sutter. Die Opfer hingegen erhielten zwar eine Genugtuung, fühlten sich aber im Strafverfahren vernachlässigt.

häusliche gewalt
Der Prozess konzentriere sich zu stark auf die Täter, meint Justizministerin Karin Keller-Sutter. (Symbolbild) - Keystone

Rayon- und Kontaktverbote ab 2022

Am 1. Juli 2020 tritt das Bundesgesetz über die Verbesserung des Schutzes gewaltbetroffener Personen in Kraft. Dieses soll den Schutz von Opfern von häuslicher Gewalt und Stalking stärken.

Dazu gehört zwar auch die Einführung elektronischer Armbänder oder Fussfesseln zur Überwachung von Rayon- und Kontaktverboten. Diese Bestimmungen treten jedoch erst auf Anfang 2022 in Kraft, um den Kantonen genügend Zeit für die Vorbereitungen zu geben.

Im Mai publizierte das GFS Bern eine Umfrage, bei der rund 4500 Frauen in der Schweiz befragt wurden. Demnach hat mindestens jede fünfte Frau ab 16 Jahren schon ungewollte sexuelle Handlungen erlebt. Mehr als jede zehnte Frau hatte Sex gegen ihren Willen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

GFS BernTamediaKarin Keller-SutterGewalt