Die Kantonspolizei St. Gallen erklärt Frauen, wie sie sich vor Vergewaltigungen schützen sollen. Der Ratgeber zog einen heftigen Twitter-Shitstorm mit sich.
sankt gallen
Im Büro entsteht oft auch Privates. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kapo St. Gallen erklärt den Frauen in einem Ratgeber den Schutz vor Vergewaltigungen.
  • Dies hat einen Shitstorm ausgelöst: Die Polizei betreibe «Victim Blaming», so der Vorwurf.
  • Inzwischen wurde der Ratgeber entfernt.

Die Kantonspolizei St. Gallen sorgt sich um Vergewaltigungen. Das ist an sich ein löbliches Anliegen – doch sie vergreift sich im Ton: Statt die meist männlichen Täter zu thematisieren, erklärt sie den Frauen, wie sie nicht zum Opfer werden.

Dafür kassiert die Kantonspolizei nun einen Shitstorm auf Twitter.

Kapo St. Gallen thematisiert Opfer statt Täter

«Frauen, die Selbstbewusstsein ausstrahlen, werden weniger belästigt als verschreckte Frauen, die unsicher nach Hause huschen.» Diese Aussage steht unter anderem in einem Ratgeber der Kantonspolizei. Auch wenn sie damit wohl nicht Unrecht hat: Der Ratgeber thematisiert einseitig das vermeintliche Fehlverhalten des Opfers.

Feministisch orientierte Kreise haben für Aussagen wie diese einen Begriff: Victim Blaming – zu Deutsch: Opfer-Beschuldigung. Viele empörte Stimmen entnehmen dem Ratgeber, dass die Schuld an einer Vergewaltigung bei dem Opfer zu suchen sei. Dies, da sich dieses falsch verhalten habe.

Problem am falschen Ort gesucht

Entsprechend hohe Wellen hat der Ratgeber geschlagen: «Ich will keine Tipps mehr, wie ich mich schützen kann. Ich will eine Gesellschaft, in der Mädchen frei von Angst aufwachsen können», fordert eine Twitter-Nutzerin.

Die deutsche Anwältin und Feministin Asha Hedayati führt das Problem auf Twitter aus: Ein Ratgeber, der den Männern erklärt, wann sie zu weit gehen, fehlt auch bei der Kapo St. Gallen.

Polizei krebst zurück

In mehreren Twitter-Statements hat die Kantonspolizei ihren Fehlgriff inzwischen eingestanden: Der Ratgeber sei mehrere Jahre alt gewesen, so die Entschuldigung. Der Ratgeber wurde vom Netz genommen.

«Die Kapo SG stellt sich klar gegen Victim-Blaming oder das Schüren von Mythen», hält sie auf Twitter fest. Ob das genügt, um die Wogen zu glätten, dürfte sich in den kommenden Tagen herausstellen.

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